Die Fortunaschule in Oberaußem wurde neu gebaut. Doch der neue Schulweg birgt Gefahren. Auch in Kerpen gibt es Schulweg-Probleme.
BergheimOrtsbürgermeister schlägt Alarm – Weg zur Fortunaschule wird für Kinder zu Gefahr
An einigen Stellen ist der Gehweg nur zweieinhalb Steinplatten breit. Kinder und Eltern müssen sich schmal machen, ein großes Unwohlsein kommt auf, wenn Autos und Lastwagen in nur wenigen Zentimetern Entfernung über die Niederaußemer Straße, eine Landesstraße, mit Tempo 50 vorbeifahren – oder manchmal auch mehr.
„Hier muss sich was tun“, sagt Oberaußems Ortsbürgermeister Hans-Josef Weck (CDU). Denn: Die viel befahrene L 93 habe eine neue Bedeutung als Schulweg bekommen. Die Fortunaschule ist an anderer Stelle neu gebaut worden, alle Kinder müssen neue Wege gehen, um zu ihrer Grundschule zu gelangen.
Josef Weck: „Wir müssen Oberaußem als Ortsdurchfahrt unattraktiv machen“
Wird eine neue Schule gebaut und eröffnet, ist das für Kinder, Lehrer und Eltern erst mal eine ganz feine Sache. Aber: Der neue Standort bedeutet üblicherweise auch komplett neue Schulwege für Kinder und Jugendliche. Im Fall der Fortunaschule ist es zumindest so, dass durch die unmittelbare Nachbarschaft mit einem Kindergarten, einer Mehrzweckhalle, dem Fortunabad und der Realschule in Sachen Infrastruktur bereits alles auf Kinder ausgerichtet ist.
Allerdings: „Rund 95 Prozent der Grundschüler wohnen auf der anderen Seite der Niederaußemer Straße, dort, wo früher der alte Standort der Fortunaschule war“, sagt Weck. Zwar gebe es mit zwei Zebrastreifen und zwei Ampeln gleich vier Möglichkeiten, die Landesstraße zu überqueren. Zudem soll ein Zebrastreifen nach Angaben der Stadtverwaltung im nächsten Jahr durch eine Ampel ersetzt werden. „Aber der Gehweg ist an einigen Stellen viel zu schmal.“
Wenn die Kreisstraße 22n von Kenten aus bis nach Oberaußem geführt werde, sei mit deutlich mehr Verkehr zu rechnen. „Wir müssen Oberaußem als Ortsdurchfahrt unattraktiv machen“, fordert Weck. Er wünscht sich nun Tempo 30 auf der Niederaußemer Straße, die zwischen Komödchenstraße und Im Katzenbungert schmale Gehwege aufweist. Da kann er auf die Unterstützung durch die SPD zählen, die sich ebenfalls für eine Reduzierung der Geschwindigkeit ausspricht.
„Achtung, Schulweg!“: Jetzt beteiligen und Schulwege sicherer machen
Wir möchten eine möglichst umfassende Dokumentation der Gefahrenstellen auf Schulwegen in Köln und dem Rhein-Erft-Kreis erstellen und rufen daher mit dem Automobil-Club Verkehr dazu auf, Gefahrenstellen zu melden und zu dokumentieren. So wollen wir konstruktiv dazu beitragen, Gefährdungen von Schülerinnen und Schülern zu erkennen und zu reduzieren. Das geschieht über den CrowdNewsroom, eine Online-Plattform des investigativen Recherchenetzwerks Correctiv. Hier geht es zum Formular.
Grundschulen können sich bei den regionalen Radiosendern wie Radio Erft an einer Verlosung beteiligen, um Sicherheitswesten zu gewinnen. Mehr Infos dazu gibt es auf radioerft.de. Ein vergleichbares Projekt hatte erstmals die Schweizer Zeitschrift „Beobachter“ gemeinsam mit Correctiv organisiert. Alle Infos zur Aktion gibt es auf www.ksta.de/schulweg und www.rundschau-online.de/schulweg.
Nach Angaben der Stadtverwaltung ist schon viel für die Schulwegsicherheit am neuen Standort gemacht worden. Polizei und Ordnungsamt etwa würden sich darum kümmern, dass Verkehrsregeln eingehalten werden, parkende Fahrzeuge vor der Schule seien mittels Halteverbotsschildern verbannt und die Fußwege an der Schule freigeschnitten worden.
„Die Gesamtsituation im unmittelbaren Schulbereich wurde durch die Fertigstellung der Parkmöglichkeiten vor dem Gebäude – Kiss-and-Ride-Zone und Bushaltestelle – deutlich entzerrt und wesentlich entspannt“, sagt Bergheims Pressesprecherin Christina Conen-Gemmel. Die Lage an der Schule werde permanent geprüft, um gegebenenfalls nachzusteuern.
Schulweg-Probleme auch in Kerpen-Blatzheim
Eine große Gefahr für Kinder auf dem Schulweg sind Wegabschnitte, an denen sie für andere Verkehrsteilnehmer unsichtbar sind. Die Einmündung der Kunibertusstraße auf die Dürener Straße an der Blatzheimer Kommandeursburg ist eine solche. Der Kerpener CDU-Vorsitzende Klaus Ripp fordert, die Sicht durch einen Rückschnitt von Bäumen und Gebüsch zu verbessern.
Keinen Gehweg gibt es auf der Seite der Burg. Die Kinder müssen über die Straße gehen. Hinzu kommt, dass Bäume und Gebüsch bis an die Straße reichen – und über sie hinauswachsen. Dadurch würden weder die Kinder in die Kunibertusstraße sehen können, noch würden Autofahrer wartende Kinder auf dem Gehweg der Dürener Straße erkennen, sagt Ripp. Gerade zu Schulbeginn gibt es viel Verkehr auf der Kunibertusstraße, die Blatzheim als Hauptverkehrsader dient. „Das erhöht die Gefahr.“
Neben dem Rückschnitt solle kurzfristig auch die Aufstellfläche an der Straße verbessert werden, damit Kinder und Autofahrer sich gegenseitig früher sehen. Die CDU zeigt sich kompromissbereit: Sie bietet der Verwaltung an, auch über andere Maßnahmen zu sprechen, die den Schulweg sicherer machen. Die Verkehrssituation in Blatzheim und die Gefahr für Kinder hat die CDU bereits 2018 angesprochen. Ripp forderte wie viele Blatzheimer mehr Kontrollen von der Stadt.