Nach fast 60 JahrenKölner Traditions-Italiener „Bepi" schließt auf der Breite Straße
Köln – „Es ist ein herber Einschlag und ein unheimlicher Einschnitt!“ Die Nachricht, dass einer der ältesten Italiener Kölns zum Ende des Jahres schließen wird, trifft Stammgäste wie Armin und Ulla Maiwald hart. „Wir waren seit Ende des Lockdowns schon dreimal da“, betont die Ehefrau des Begründers der „Sendung mit der Maus“. Seit 52 Jahren kehrt das Ehepaar regelmäßig bei „Bepi“ an der Breite Straße ein – vor allem samstags nach dem Einkaufen sei das ein Ritual gewesen, sagt die 79-Jährige. Das wird nach Silvester nicht mehr möglich sein. „Es steht fest. Definitiv! Es ist bereits alles in trockenen Tüchern“, versichert Anne Klünter.
Sie und ihr Mann Paolo Ferraresso traten vor sieben Jahren als Nachfolger von Giuseppe „Bepi“ Valenti wahrlich kein leichtes gastronomisches Erbe an. Die Position, die sie als Frau hinter der Theke einnahm, habe „vielen Männern nicht gefallen“, unterstreicht die Gastronomin und verhehlt nicht, dass ihr das Lachen gerade in der Anfangszeit oft nicht leicht gefallen ist.
Fast das halbe Leben auf der Breite Straße
Für ihren Mann, den gebürtigen Venezianer Ferraresso, war eine andere Adresse als die Breite Straße praktisch undenkbar. Er, der bereits ein halbes Leben in diesem Sprengel verbracht hatte, gehörte mitten in die City und nicht irgendwo ins Veedel. Also trat Paolo, der als 27-Jähriger nach Köln gekommen war und unter anderem bei „Alfredo“, im „Örgelchen“ und viele Jahre im „Schmittchen“ gearbeitet hatte, am ersten Juli 2014 in die großen Fußstapfen von Giuseppe Valenti.
Der wiederum entstammte wie etliche seiner Landsleute in Köln einer Speiseeis-Dynastie in den Dolomiten und zählte Anfang der 1960er Jahre zu den Pionieren der italienischen Gastronomie in Köln. Bevor dort seinerzeit so exotische Gerichte wie Spaghetti auf der Speisekarte zu finden waren und das Lokal gegenüber dem ehemaligen Pressehaus zu dem wurde, was es im Laufe der 80er Jahre geworden ist, war „Bepi“ zunächst ein Eis-Café. Doch irgendwann begann der junge Valenti damit, die hungrigen Gäste der „Kleinen Glocke“ mit warmem Essen zu versorgen, während vorne zur Straße hin nach wie vor die kühlen Kugeln in die Hörnchen kullerten. Ursprünglich gab es in der schlauchartigen Immobilie nämlich einen Durchgang zu Kölns ältestem Künstlerlokal, in dem Wirt Toni Dierse in der Adenauer-Ära nicht nur Maler, sondern auch Schauspieler, Zeitungsmacher und andere Kulturschaffende mit Kölsch versorgte.
„Es wird etwas fehlen, das immer zu einem gehört hat.“
„Bepi“-Stammgäste wie Udo Kleppe und Walter Hunold können sich noch gut an diese Zeit erinnern. Auch für sie ist der Gedanke an die Schließung des Traditions-Italieners schlimm. „Es wird etwas fehlen, das immer zu einem gehört hat.“ Das Ende dieses Lokals ist aus Kleppes Sicht auch ein Indiz dafür, dass es mit der City „immer weiter abwärts geht“. Walter Hunold sieht noch eine weitere Gefahr; nämlich die einer fortschreitenden Vereinsamung, die mit der Schließung solcher Treffpunkte einhergehe. „Es gibt immer mehr, die sagen, es lohnt sich nicht mehr, in die Stadt zu kommen“, sagt der 84-Jährige. „Und die, die sich trotzdem aufmachen, finden keine Kontakte mehr.“
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Ihnen beiden, sagt Anne Klünter über sich und ihren Mann, habe der persönliche Kontakt zu den Stammgästen stets sehr am Herzen gelegen. Weil viele ihrer regelmäßigen Besucher mit dem Lokal über die Jahrzehnte weitaus mehr verbinden als den Verzehr einer Lasagne, einer Pizza mit Lachs oder einer Kalbsleber, hätten sie das gesamte Interieur bei Übernahme so belassen wie es war. Die Karikaturen der Stammgäste, die Zeichner Karl Heinz Schrörs seinerzeit auf Bierdeckel kritzelte, blieben ebenso Teil des Inventars wie die ursprünglich auf Maß gefertigten Tische.
Schließung von Bepi in Köln: Probleme mit dem Herzen
Paolo, inzwischen 68 Jahre alt, hat schon länger Probleme mit dem Herzen, die sich trotz Operation nicht beheben ließen. „Es ist an der Zeit aufzuhören“, glaubt der gelernte Hotelfachmann. „Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, ergänzt seine Frau. Auch Anne Klünter fühlt sich mit ihren 64 Jahren gesundheitlich nicht mehr fit genug, um einen so großen Betrieb mit immerhin zwölf Angestellten weiterzuführen. Von den Mitarbeitern solle auch niemand entlassen werden. Vielmehr wolle sich Paolo darum kümmern, dass sie bei anderen Gastronomen unterkommen. Und was werden er und seine Frau tun, wenn ihre Sechs-Tage-Präsenz Vergangenheit ist? – „Wieder mehr Sport machen und einfach ein bisschen leben.“
Mit Bekanntwerden der Schließung gab es auch direkt erste Spekulationen über die Zukunft der Immobilie beziehungsweise deren Abriss. „Ach, das hat es schon öfter gegeben“, sagt der 85-jährige Bepi Valenti und klingt dabei völlig unaufgeregt. „Das Lokal bleibt. Da kommt noch einer nach. Da wird nichts abgerissen!“, versichert er. Und er ist schließlich nicht nur der ehemalige Gastronom, sondern auch Hauseigentümer.