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SPD-Fraktionschef im Interview„Windräder-Streit sollte Zusammenleben nicht vergiften“

Lesezeit 3 Minuten
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Windkraft bleibt umstritten.

  1. Karl Michalowski ist Fraktionschef der SPD in Bad Münstereifel.
  2. Er ist gegen die Windräder.
  3. Im Interview erklärt er, warum er auch die Gegenseite versteht.

Wie realistisch ist ein erfolgreiches Genehmigungsverfahren? Karl Michalowski: Wir zweifeln an der Genehmigungsfähigkeit der Windkraftanlagen im Pfaffenbusch. Das liegt zum einen an den schützenswerten Tierarten wie Rotmilan und Schwarzstorch. Zum anderen ist der Faktor Landschaft zu sehen. Ein weiterer Aspekt ist die Störung des nahegelegenen Astropeilers Stockert. Wir rechnen mit Klageverfahren von verschiedenen Seiten.

Wenn die Anlagen nicht gebaut werden, gehen der Stadt Einnahmen verloren. Wie kann Bad Münstereifel stattdessen Einnahmen generieren?

Zwar würden die Einnahmen dem städtischen Forstbetrieb nützen, aber dem Gewinn stehen auch Verluste gegenüber. Diese sind nicht immer leicht zu beziffern. Als touristische naturnahe Destination würde die Stadt einen Imageschaden erleiden, Immobilien vieler Bürger würden an Wert verlieren. Natürlich wollen wir die Kostenübernahme eines Waldumbaus für den Klimawandel klären. Davon sind wir aber nicht allein betroffen. Es ist eine nationale Kraftanstrengung erforderlich. Bei Bund und Land müssen wir Geld für Wiederaufforstungsprogramme einfordern. Ferner müssen wir uns die Frage stellen, wie wir besser wirtschaften können. Wir finden es unseriös zu behaupten, dass es zu Steuererhöhungen kommt, wenn wir das Windkraftprojekt nicht zulassen. Mit dieser Argumentation dürfte es auch viele der geplanten ISEK-Projekte nicht geben.

(Hier geht es zum Interview mit der CDU zum Thema Windkraft in Nöthen)

Gibt es Alternativen, die die Stadt mit erneuerbaren Energien versorgen könnten?

Eine Kommune muss sich nicht autark mit Energie versorgen können. Man stelle sich das mal für eine Großstadt wie Köln vor. Die Energieerzeugung ist eine nationale, mindestens regionale Aufgabe. Die Stadt muss hier nicht nur mit Strom, sondern auch Wärme ihren Beitrag leisten. Eine Option wäre, Photovoltaik auf allen machbaren öffentlichen Gebäuden zu errichten und unsere Energieeffizienz zu betrachten. Da besteht noch viel Nachholbedarf. Vorstellbar wäre auch eine Photovoltaik-Freiflächenanlage eines regionalen Energieversorgers, an dem wir als Stadt Anteile haben. Die Energiewende wird nur mit einem Energie-Mix funktionieren. Jede Kommune muss anhand ihrer Standortfaktoren ihren Beitrag leisten. Bad Münstereifel kann mit seinem Wald als Kohlendioxidspeicher einen Beitrag leisten.

Karl Michalowski 

Wie wollen Sie den Wald schützen? Könnten die Flächen, die verloren gehen, ausgeglichen werden?

Falls es zu einer Errichtung von Windkraftanlagen kommen würde, so würden nicht unerhebliche Flächen versiegelt. Dafür müssen ökologische Ausgleichsmaßnahmen erfolgen. Dies ist rechtlich geregelt und vorgeschrieben, aber auch Verhandlungssache nach oben. Dennoch müssen wir uns einem Waldumbau stellen, der auf den Klimawandel Rücksicht nimmt. Die bisherigen Fichtenmonokulturen sind weder klimaresistent noch ökologisch wertvoll.

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Gibt es einen Kompromiss, auf den Sie sich einigen könnten?

Nun haben die Bürger die Wahl. Das demokratische Ergebnis müssen alle akzeptieren. Wir haben uns dafür entschieden, keinen parteipolitischen Wahlkampf wie die CDU durchzuführen. Die Wähler sollen frei entscheiden. Wir glauben, dass sowohl Befürworter als auch Gegner des Windparks gute Gründe haben. Der Streit sollte nicht das Zusammenleben und den Zusammenhalt vergiften. Leider schütten einige Öl ins Feuer.