An zahlreichen Stationen vermittelten die Akteure bei „Erlebnis Mittelalter“ in Bad Münstereifel den früheren Alltag in vielen Facetten.
Humorvolle GeschichtsstundeIn Bad Münstereifel wurde der Alltag im Mittelalter zelebriert
Misstrauisch beäugte Horst-Peter Neuse in der Rolle eines Steuereintreibers den herannahenden Händler. Den schweren Warenbeutel auf den Rücken geschnallt, hatte der gerade versucht, sich, unbeobachtet vom Torwächter, Eintritt in die Stadt zu verschaffen. Doch er wurde vom aufmerksamen Hofdiener ertappt. Auch das versteckte Schnapsfläschchen, das der Händler als Bestechung mitgebracht hatte, um dem Wegezoll zu entgehen, konnte ihn nicht mehr retten. Nun musste er jedes seiner Felle in vollem Umfang versteuern, um sie auf dem Marktplatz zum Verkauf anbieten zu können.
„So passe er auf den Straßen auf. Die Steinmetze sind noch nicht mit ihrem Werk auf den Straßen fertig und wir wollen euch nicht zum Bader schicken müssen, auf dass er eure Knochen wieder richte.“ So wies der Steuereintreiber nicht nur den Händler zurecht: Er gab zugleich Sicherheitshinweise an die Zuschauer, die sich um das ungewöhnliche Duo versammelt hatten.
Mittelalterliche Theaterauftritte in der Innenstadt von Bad Münstereifel
Bei dem vom Stadtmarketingverein Bad Münstereifel organisierten „Erlebnis Mittelalter“ spielten sich überall in der Innenstadt ähnliche Szenen ab, die die Besucher immer wieder in den Bann zogen. „Wir wollen mit unseren kleinen Theaterauftritten die Geschichte der Stadt für alle erlebbar machen“, erklärte Neuse, als er für einen kurzen Augenblick seine Rolle als strenger Eintreiber abgelegt hatte: „Dabei wollen wir uns nicht auf ein bestimmtes Thema festlegen, sondern möglichst viele Bereiche des alltäglichen Lebens zu dieser Zeit abbilden.“
So stand an den Stationen nicht nur der Besuch des Herzogs im Mittelpunkt, sondern auch die kleineren Streitigkeiten zwischen dem betrunkenen Braumeister und seiner aufgebrachten Familie. „Es sind besonders die regionalen Geschichten eines im Vorfeld festgelegten Jahres, die sich hier zugetragen haben“, erklärte Horst Bauerfeind.
Alle Szenen, die die 36 Hobbyschauspieler einstudiert hatten, seien in ähnlicher Form möglich gewesen, wobei der Fokus auf den lustig und überspitzt dargestellten Situationen lag. „Viel lachen und auch ein wenig lernen ist besonders für die jüngere Generation wichtig, um die Geschichte ihrer Heimat kennenzulernen“, fügte Simone Ewertz hinzu.
Kräuterhändlerin machte Besuchern zweifelhafte Versprechungen
Mal ließen sich die Besucher von der Kräuterhändlerin mit zweifelhaften Versprechungen über ihre Wundertinkturen umgarnen, mal feierten sie zur Musik des Gauklerduos „Wanderwind“ und bejubelten ihre Kunststücke. Der Hofmagier konnte besonders den Nachwuchs mit seinen Vorführungen verzaubern, während die Tanzgruppe „Saltamos Gaudio“, die Premiere beim „Erlebnis Mittelalter“ feierte, mit spaßigen Choreografien für Aufsehen sorgte.
Trotz all dieser Ablenkungen waren die Besucher aufgefordert, ihre Wertsachen im Blick zu halten, denn auch diebische Beutelschneider suchten im bunten Markttreiben ihr Glück. „Als wir zu Hause los sind, haben wir noch gar nichts von dieser Stadtführung gewusst und waren entsprechend überrascht, als wir vorne vom Torwächter abgefangen wurden“, berichtete Tracy Lücke lachend: „Für die Kinder, aber auch für uns selbst ist das ein ganz großer Spaß.“
Ähnlich motiviert zogen auch die übrigen Teilnehmer dieses mittelalterlichen Rundgangs durch die Innenstadt und ließen sich von den Vorführungen der Schauspieler verzaubern.