Die „Swiss Life Asset Managers“ planen, gegen Ende 2025 auf dem ehemaligen Siemens-Gelände 450 Wohnungen zu errichten.
450 Wohnungen geplantAnwohner protestieren gegen Baumfällungen auf Siemens-Gelände in Ehrenfeld

Verhinderung von Fällungen als Minimal-Ziel: Joachim Matys und Jürgen Lauppe (v.l.) am Baumbeet in der Franz-Geuer-Straße.
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Das Baumbeet an einer alten Platane in der Franz-Geuer-Straße liegt Joachim Matys sehr am Herzen, einige der Balken müssten dringend erneuert werden. Doch er ist unsicher, ob sich die Pflege noch lohnt. Denn der Baum steht vor dem ehemaligen Siemens-Gelände, auf dem die „Swiss Life Asset Managers“ demnächst etwa 450 neue Wohnungen hochziehen möchte.
Ende 2024 sollte Baubeginn sein, doch auf Matys entsprechende Anfrage habe Martin Marsmann, „Communication Specialist“ bei Swiss Life, Entwarnung gegeben. Die Umsetzung der Neubaupläne werde 2024 nicht mehr starten: „Sie können die Balken also gerne austauschen, wenn Sie möchten.“
Baugenehmigung für ehemaliges Siemens-Gelände in Ehrenfeld für Ende 2025 erwartet
Auf Nachfrage dieser Zeitung teilte Marsmann mit, dass sich die Planung „noch in einem frühen Stadium“ befinde, eine Baugenehmigung werde „frühestens Ende 2025 erwartet“. So ähnlich ist es auf einer Webseite der Swiss Asset nachzulesen, auf der 2029 als mögliches Datum für die Fertigstellung genannt wird.
Solche Verzögerungen sind durchaus üblich bei Großprojekten, doch was Joachim Matys ärgert, sind die fehlenden Informationen über die Zukunft der 15 „mindestens 60 Jahre alten“ Platanen, die am früheren Siemens-Gelände stehen: sieben an der Franz-Geuer-Straße, acht an der Stammstraße.
Acht Platanen sollen trotz Neubauprojekt erhalten bleiben
Denn in seiner Antwort auf die Anfrage dieser Zeitung versichert Martin Marsmann lediglich, dass in Abstimmung mit der Stadt „Platzaufweitungen“ geplant seien, „um den Erhalt von insgesamt acht von derzeit 15 Bestandsbäumen sicherstellen zu können.“ Wenn man solche exakten Zahlen liefere, müsse man auch angeben können, welche Bäume gefährdet seien, so Matys.
Die Ungewissheit verhindere, dass Anwohner oder Politiker Alternativ-Vorschläge machen können. „Das bedeutet, dass sieben alte Bäume gefällt werden sollen. Das genau möchten wir vermeiden. Denn der eigentliche Skandal liegt darin, dass überhaupt auch nur ein einziger dieser alten Bäume geopfert werden soll“, sagt Matys.
Sein Mitstreiter Jürgen Lauppe weist darauf hin, dass die Fällungen dem Projekt klimawandelgerechte Metropole sowie dem Hitzeaktionsplan der Stadt widersprächen. Und das im dicht bebauten Ehrenfeld, wo jeder Baum zähle.
Dabei zeichne sich das Bauprojekt der Swiss Asset ohnehin durch einen eklatanten Mangel an zusätzlichen Grünflächen aus, der von niemandem bestritten werde, so Lauppe. „Als Entschuldigung wird auf den nahen Grüngürtel verwiesen. Aber das ist bei anderen Projekten ganz ähnlich. So groß ist der Grüngürtel auch wieder nicht“, sagt er. Da tröste es nicht, wenn Martin Marsmann 65 Ersatzpflanzungen auf dem Siemens-Gelände in Aussicht stellt. Denn junge Bäume binden längst nicht so viel CO₂ wie ausgewachsene Exemplare.
„Der Wohnungsmangel schlägt derzeit eben alle anderen Argumente“, sagt Lauppe. Eine entsprechende Anfrage an Klima-Dezernent William Wolfgramm sei bislang unbeantwortet geblieben.
Matys und Lauppe gehörten schon der losen Anwohner-Initiative an, die sich vergeblich für einen Erhalt der Siemens-Gebäude und eine neue Nutzung als Schule eingesetzt hatten. Die Verhinderung von Baumfällungen ist als Minimal-Ziel geblieben. „Derzeit ruht die Initiative, aber die lässt sich auch ganz schnell wieder beleben“, meint Joachim Matys.