Im Prozess um die tödliche Attacke in der Klangfabrik haben der Bruder des Opfers und seine Lebensgefährtin ausgesagt. Sie erklärten, wie die Situation ausgeartet ist.
Tödlicher AngriffHerzzerreißende Momente im Klangfabrik-Prozess – Richter unterbricht Sitzung
Es sollte ein schöner Abend werden in der Siegburger Diskothek „Klangfabrik“: Ein Paar, sie 40, er 28 Jahre alt, aus einer hessischen Kleinstadt machte Ende Juli vergangenen Jahres in Troisdorf Urlaub bei der Mutter und dem Bruder des 28-Jährigen, als es beschloss, den Tag in der Disco ausklingen zu lassen. Doch der Abend endete in einer Katastrophe. Der 24-jährige Bruder wurde erstochen, der ältere lag, schwer verletzt von einem Messerstich, in einer Klinik.
Das Bonner Schwurgericht versucht zurzeit in einem Strafverfahren, die Bluttat aufzuklären. Es hat die Anklage zugelassen gegen einen 24-Jährigen aus Sankt Augustin wegen Totschlags, versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung sowie gegen einen 23-Jährigen aus Troisdorf wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung.
Klangfabrik: Aus einem Gerangel wurde eine Massenschlägerei
Am Montag sagten der damals verletzte Bruder und seine Lebensgefährtin als Zeugen aus. Beide belasteten die Angeklagten. Demnach hatte es in der Disco einen Streit mit zwei jungen Frauen gegeben, die sich am Tisch des Quartetts „verächtlich“ über den später Getöteten geäußert haben sollen.
Er sei von der Tanzfläche gekommen, um sie zur Rede zu stellen, und sei dann von einem der Beschuldigten „angesprungen“ worden, sagte der 28-Jährige. „Wer war das?“, fragte der Vorsitzende Richter Klaus Reinhoff. „Das war der“, sagte der Zeuge und zeigte auf den 23-Jährigen. „Ich habe ihn ins Gesicht geschlagen, dann war der weg.“
Auch der Sankt Augustiner soll versucht haben, ihn mit der Faust zu treffen, „das hat der aber nicht geschafft“. Danach sei die Sache für ihn „erledigt“ gewesen. Aus diesem Gerangel habe sich eine kleinere Massenschlägerei entwickelt, hatten andere, darunter ein Barmann und ein Türsteher, an einem vorherigen Verhandlungstag ausgesagt.
Mutter des Getöteten weint bitterlich – Sitzung musste unterbrochen werden
Unklar ist, wo in der Zeit der später Getötete war. „Ich habe ihn nicht gesehen“, sagte der Bruder. Er erinnere sich aber daran, dass er plötzlich einen Schmerz im Bauch verspürt habe, ohne sich die Ursache erklären zu können. Seine Freundin hatte in der Zwischenzeit getanzt, und als sie zum Tisch zurückkehrte, habe plötzlich ein Mann starr vor ihr gestanden mit „einem ganz, ganz komischen Blick“.
„Wer war das?“, fragte der Richter. „Der da“, antwortete sie und wies auf den 24-jährigen Angeklagten. „Ich erkenne ihn an den Augen.“ Als sie dann ihren Freund an die Hand nahm, spürte sie daran Blut. Er habe sie gebeten, nach dem Bruder zu suchen, als sie ihn zur Tür führte. Dort fanden sie ihn, er lag in einer Blutlache. Der ältere Bruder brach bewusstlos neben ihm zusammen.
„Wir haben uns über alles geliebt“, antwortete der Zeuge schluchzend, als er nach dem Verhältnis zu seinem Bruder gefragt wurde. „Ich kann nicht glauben, was mit ihm passiert ist.“ Seine Trauerkleidung tragende Mutter, die in der zweiten Reihe des Zuschauerraums saß, hörte diesen Satz – und weinte so herzzerreißend, dass der Richter die Sitzung unterbrechen musste.