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Amtsgericht WaldbrölAb sofort gibt es bei Zivilprozessen nur noch elektronische Akten

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Bald sind die alten Sortierregale im Amtsgericht leer:  Gerichtsmitarbeiterin  Annette  Hadem streckt sich nach einer Papierakte.

Waldbröl – Der Kugelschreiber darf in Rente gehen, der Locher verstaubt im Regal, das Stempelkissen trocknet aus und auch der Kaffeefleck ist am Waldbröler Amtsgericht wohl Geschichte. Zumindest, wenn es um jegliche Dokumente geht, die für ein Zivilverfahren benötigt werden: Seit dem 12. Oktober arbeitet die zuständige Geschäftsstelle nur noch mit elektronischen Akten.

„Bisher hat dieses System für uns viele Vorteile mitgebracht, alles läuft reibungslos und ohne Probleme“, schildert Gerichtsdirektor Dr. Fabian Krapoth mit Blick auf die gelungene und nun beendete Einführung. So gebe es die vielen, oft langen Transportwege der Papierakte nicht mehr – weder innerhalb des Gerichtsgebäudes noch per Post zu Anwälten und Notaren etwa. „Zudem können verschiedene Menschen an verschiedenen Orten mit derselben Akte arbeiten – und das zu jeder Zeit“, ergänzt Krapoth. „Das ist nicht nur in einer Zeit wie dieser von großem Wert.“ Krapoth ist in Waldbröl zum Ausbilder für die elektronische Akte geschult worden.

Wipperfürther Amtsgericht war landesweiter Vorreiter

Fast genau vor einem Jahr haben Landesjustizminister Peter Biesenbach und Staatssekretär Dirk Wedel den Startschuss gegeben für die digitale Umrüstung aller 226 Gerichte und Staatsanwaltschaften in Nordrhein-Westfalen. Tatsächlich arbeitet das Wipperfürther Amtsgericht bereits seit Anfang Dezember 2018 – zunächst in einem Pilotprojekt – mit dieser elektronischen Akte: Das Gericht war damit landesweit Vorreiter.

Die Waldbröler Wachtmeister bedienen die Hochleistungsscanner, falls Dokumente auf Papier eintreffen.

Das Gummersbacher Amtsgericht soll als letztes in Oberberg 2022 folgen. Und bis zum Jahr 2026 sollen alle Institutionen an dieses Netz gegangen sein, das schließlich alle Rechtsbereiche erfasst. Dafür muss Einiges an Vernetzung geschaffen werden, da in Strafverfahren die Akten auch zwischen der Polizei und der Staatsanwaltschaft hin- und hergeschickt werden.

„Allenfalls etwas Persönliches geht dabei verloren“, findet Richter Krapoth. Er denkt dabei nicht nur an braune Kaffeeflecken, die ein solches Dokument vielleicht zieren. „Manches Verfahren erkenne ich heute zum Beispiel bereits am mehrfach geklebten Einband der Akte oder auch an deren Dicke.“

Auch Richter unterzeichnen in Zukunft digital

Alles, was in Waldbröl noch auf Papier ankommt und zu einem Zivilprozess gehört, landet in einem jüngst eingerichteten Raum und dort auf einem der beiden Hochleistungsscanner. Ist das Dokument erfasst, findet es automatisch und blitzschnell den Weg in die zugehörige Akte. „Das ist die Aufgabe der Wachtmeisterei, die für jeglichen Posteingang zuständig ist“, erklärt Krapoth. Zwei Bildschirme thronen jetzt auf den Schreibtischen in der Zivilgeschäftsstelle, auch auf dem von Mitarbeiterin Annette Hadem. Noch türmen sich in ihrem Rücken die Papierakten in den Sortierfächern. Krapoth: „Aber das alles ist bald verschwunden.“ Hadem kommt mit dem neuen System gut zurecht, berichtet sie. Aber sie vermisse das schnelle Blättern in Papierseiten. „Und bei der Arbeit mit der elektrischen Akte muss man sehr genau hinschauen.“

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Kommt die Akte schließlich auch im Strafrechtswesen zum Einsatz, kann Gerichtsdirektor Dr. Fabian Krapoth dann als Richter auf den Kugelschreiber verzichten: Mit einem Kartenlesegerät und einer geheimen Kennziffer unterzeichnen die Richter künftig ihre Urteile. Das Verfahren hält Krapoth für absolut sicher. „Die Server stehen ja nicht bei uns im Keller, sondern an einem zentralen Ort in Münster.“ Auch jeder Datenweg sei mehrfach gesichert. Rechtsanwälten und Notaren stehen bereits seit dem 1. Januar 2018 für ihre Korrespondenz mit dem Gericht eigene elektronische Postfächer zur Verfügung. Benötigen sie für ihre Arbeit eine elektronische Akte, so erhalten sie diese im Dateiformat „pdf“.