AboAbonnieren

Rundschau-AltenhilfeEin Engel und zwei Hallelujah mit dem Jugendchor St. Stephan

Lesezeit 4 Minuten
Jugendchor St. Stephan Altenhilfe

Der Engel heißt Annika und singt das Lied "An Angel" mit dem Jugendchor St. Stephan.

Himmlisch geht es bei den Weihnachtskonzerten des Jugendchores St. Stephan im Staatenhaus zu. Engel singen, Sterne leuchten, und für die Rundschau-Altenhilfe gibt es einen Scheck über 1000 Euro.

Die Glöckchen lässt das Publikum klingeln. „Wir haben da einen bewährten Trick“, sagt Chorleiter Michael Kokott und bittet darum, die Schlüssel aus der Tasche zu holen. Zum Refrain von „Jingle Bells“ klimpern alle fröhlich und begleiten den musikalischen Schlitten durch den Schnee — ein eher irdisches Vergnügen, aber wer weiß, vielleicht ist ja auch der Schlitten vom Weihnachtsmann gemeint.

Direkt aus dem Himmel scheint zumindest der Engel gekommen zu sein, der ziemlich zu Beginn des Konzertes auf die Bühne klettert: die neunjährige Annika im Engelskostüm. Mit den Lucky Kids, der Kinderabteilung des Jugendchores, war sie im Frühjahr im Tonstudio gewesen, um die Popsängerin Anastacia bei einer Coverversion von „An Angel“, dem Hit von der Kelly-Family, zu unterstützen. Die letzten vier Takte auf der CD „sind von mir alleine gesungen“, erzählt sie.

Altenhilfe: Scheckübergabe Jugendchor St. Stephan
Chorleiter Michael Kokott, Solistin Annika und Julia Heinen

Ist ja himmlisch: ein Scheck über 1000 Euro für die Altenhilfe. Chorleiter Michael Kokott, „Engelchen“ Annika und Altenhilfe-Vorsitzende Julia Heinen

Jetzt darf sie ihr Solo vor dem fast ausverkauften Opernhaus wiederholen. Ohne Scheu legt sie los und begeistert das Publikum mit ihrem Wunsch, ein Engel zu sein: „I wish, I were an angel“. Sie muss aber auch keine Angst haben, denn der Jugendchor im Hintergrund lässt sie nie allein. Eine runde Sache, genau wie das ganze Programm im Staatenhaus.

„Selbst das Bühnenbild ist wie für uns gemacht“, sagt Michael Kokott und bedankt sich bei der Oper Köln dafür, mal wieder im Ausweichquartier — diesmal in der Kulisse von Franz Lehars Oper „Die lustige Witwe“ — auftreten zu dürfen. Allerdings kann er sich den Hinweis nicht verkneifen, dass es immer wieder heiße, „im nächsten Jahr aber am Offenbachplatz“ — Gelächter aus dem Publikum, das seit Jahren vertröstet wird, wenn es um die Wiedereröffnung der sanierten Oper geht.

„Sing Halleluja“ ist der Titel der Weihnachtskonzerte am Samstag Abend und Sonntag Vormittag. „Und wo Halleluja drauf steht, sollte auch wenigstens eins drin sein“, meint Kokott. Damit kündigt er das Solo von Malinee an, die „Halleluja“ von Leonard Cohen singt — „wohl eines der Schönsten, das je geschrieben wurde“, so Kokott. Einer der vielen berührenden Momente im Konzert.

Davon gibt es viele: die A-Cappella-Version von „Maria durch ein Dornwald ging“ zum Beispiel. Oder das Bekenntnis zum Frieden mit „Ihr Mächtigen“, ebenfalls ohne Band gesungen. „In Deinen Toren werd' ich stehen, du schöne Stadt Jerusalem“ heißt es in dem Kirchenlied. Gemeint ist das himmlische Jerusalem als Sehnsuchtsort für alle, die Frieden suchen. Den Frieden beschwören auch „Glory, Let There Be Peace“ von Matt Daher und „Xmas“ von John Lennon, auch bekannt unter dem Titel „War is over“. „Als wir das mit den Lucky Kids gesungen haben, sagte ein Kind, aber der Krieg ist doch gar nicht vorbei'“, erzählte Kokott. „Aber viel wichtiger ist die zweite Zeile: War is over, if you want it. “ Der Krieg ist vorbei, wenn ihr es wollt.

Das Halleluja von Brings passt auch erstaunlich gut in ein Weihnachtskonzert.
Michael Kokott, Leiter Jugendchor St. Stephan

Es wird auch immer wieder fröhlich und mitreißend: Zu „Feliz Navidad“ stimmt das Publikum mit ein, „Ihr Kinderlein kommet“ und „Alle Jahre wieder“ darf es in Gänze singen. Die Kinder im Publikum bittet der Chorleiter für die „Weihnachtsbäckerei“ nach vorne. Auf die Bühne müssen sie nicht, aber vor der Balustrade zum Orchestergraben dürfen sie stehen. Den Refrain schmettert der ganze Saal, von den Strophen singt jedes Kind der Reihe nach eine Zeile in Michael Kokotts Mikrofon — erstaunlich textsicher.

27 neue Sängerinnen und Sänger begrüßt Kokott im Chor, dreien muss er aber auch „Auf Wiedersehen“ sagen — mit 30 Jahren ist beim Jugendchor Schluss. Katrin und Marcus verabschieden sich mit einem Gospel-Medley, unterstützt von Alina. Die darf noch zwei weitere Male zum Solo hervortreten — und lässig die beiden ureigenen Jugendchor-Hits „Dat schönste Jeschenk“ und „Dankeschön“ singen.

Denn der Jugendchor St. Stephan ist auch im Kölschen — und damit im Karneval — zu Haus. Und so kommt es sogar noch zu einem zweiten Halleluja, dem von Brings. „Das haben wir am 11.11. am Tanzbrunnen gesungen, aber es passt auch erstaunlich gut in ein Weihnachtskonzert“, sagt Kokott. Als dann die „Stände am Himmel danze“ dürfen und Chor wie Publikum im Takt die Handy-Lichter schwenken, da möchte man eigentlich nicht, dass es schon zu Ende geht. Zum Glück gibt es drei Zugaben. Bis es wirklich heißt: „Kutt jot heim“.