In der Lüttichkaserne der Bundeswehr füllen alle gemeinsam die Weihnachtspakete: Soldatinnen, Soldaten und Schülerinnen.
Rundschau-AltenhilfeIn der Lüttich-Kaserne packen alle mit an
Es herrscht gute Stimmung bei der Packaktion in der Lüttichkaserne in Longerich. General und Gefreiter, Soldaten und Schülerinnen, alle arbeiten Hand in Hand, um die Weihnachtspakete der Rundschau-Altenhilfe zu füllen. Und einer hat sogar eine Musikbox mitgebracht.
Schnelle Techno-Bässe dröhnen deshalb durch die große Halle. „Die Musik hat sich Frau Heinen gewünscht“, sagt Generalmajor Richard Frevel mit einem Augenzwinkern, „damit wir hier in den richtigen Rhythmus kommen“. Der Standortältester packt bei der Aktion immer gerne selbst mit an und legt ausdauernd eine Käseschachtel nach der anderen in die Pappkartons, die auf dem Fließband vorbeifahren.
Neben ihm steht Julia Heinen, Vorsitzende der Altenhilfe, und legt mit der Schokolade nach. Was die Musik angeht, muss sie ihm wiedersprechen: „Ich habe mir Karnevalsmusik gewünscht. Damit die Mädchen hier richtig Spaß bekommen.“
Doch den haben die Mädchen, Schülerinnen des Ursulinengymnasiums in Köln, auch so schon: „Ich finde die Athmosphäre hier schön, und dass alle zusammen anpacken“, sagt Lorena Okic aus der 9 c. Ähnlich geht es den 63 Soldatinnen und Soldaten, die hier seit dem frühen Morgen arbeiten – Pakete falten, Ware auspacken, Sauerbraten oder Rotkohl ins Paket legen.
Manche von ihnen sind jedes Jahr dabei. Andere freuen sich, dass sie endlich wieder mitmachen dürfen. Während der Corona-Jahre mussten nicht nur zivile Helfer draußen bleiben, sondern auch der Einsatz der Soldaten blieb auf bestimmte Einheiten beschränkt.
„Dieses Jahr konnten wir zum ersten Mal wieder in einer Rundmail nach Freiwilligen suchen“, sagt der Oberstabsgefreite Dominik W., der zum Organisationsteam von Hauptmann Ewald K. gehört. „Der Andrang war sehr groß – wir mussten manchen sogar absagen“. Für ihn selbst ist es schon die neunte Paketaktion: „Die Freude ist jedes Jahr groß; ich mache das sehr gerne.“
Ein besonderes Händchen hat er mittlerweile für die Verschnürmaschine entwickelt. Die steht am Ende des Fließbandes und macht die Pakete zu. Die Handhabung erfordert einiges an Feingefühl. „Wenn das hier nicht funktioniert, werden die Pakete nicht fertig.“
Genauso wenig darf es jedoch an den anderen Stationen haken: Nur wenn Rostbratwürstchen, Kartoffelpüree und Lachspastete ohne Verzug und an die richtige Stelle in den Karton gelangen, kann das Soll erfüllt werden. 1700 Pakete liegen an diesem Morgen schonfertig verschnürt auf der rechten Seite der Halle. 6500 sollen es bis zum folgenden Abend noch werden.
Doch jetzt gibt es erstmal ein Gruppenfoto und warme Worte. „Vielen Dank, Sie machen das großartig“, sagt Julia Heinen allen Helferinnen und Helfern und besonders an die Adresse der Bundeswehr: „Ich bin überwältigt von dieser Logistik!“ Allen, die vielleicht gar nicht so genau wissen, was sie hier einpacken, erklärt sie: „Die Pakete gehen an Menschen, die kein Geld zum Essen haben, und besonders nicht für Essen an den Feiertagen. Das ist vielen nicht bewusst.“
Daran kann Elfie Scho-Antwerpes anschließen, die als Kreisvorsitzende des Wohlfahrtsverbandes Der Paritätische hier ist: „Wir sind die Empfänger von dem, was Sie hier leisten, weil wir die Pakete an die Menschen verteilen und dabei in glückliche Augen schauen dürfen.“ Die Beschenkten freuten sich aber nicht nur über das Essen, sondern auch über den Besuch. „Wenn's diese Aktion nicht schon gebe, müsste man sie erfinden.“
Zuvor hatte schon der Generalmajor Frevel seinen „herzlichen Dank an alle“ ausgesprochen und zu Julia Heinen ein anerkennendes „Well done“ gerichtet: „Wir haben bei Käse und Schokolade Hand in Hand gut zusammengearbeitet.“ Und mit der gelungenen Durchführung der Aktion gebe die Bundeswehr „ihre Visitenkarte in Köln ab“.
Im Gespräch mit der Rundschau zollt er der neuen Altenhilfe-Vorsitzenden noch mehr Anerkennung: „Ich finde es gut, dass sie mit anpackt.“ Er selbst lässt es sich auch nicht nehmen, an den zwei Packtagen mit am Band zu stehen: „Das ist mir Ehre und Verpflichtung zugleich.“ Oder einfacher ausgedrückt: „Alles andere finde ich blöd.“
Er möchte zeigen, dass die Bundeswehr nicht nur militärisch zum Einsatz kommt: „Wir haben auch den Auftrag zu helfen.“ Doch auch das Engagement für Köln ist ihm wichtig: „Die Welt ist voller Hass und Krieg – dann müssen wir in der Stadt Köln wenigstens zusammenhalten.“
Auf zum Mittagessen: Nudeln mit Gulasch, wahlweise Tomatensauce. Danach bekommt Julia Heinen endlich ihre Karnevalsmusik. Doch schnell beschwert sich die Soldatin gegenüber: „Das ist mir zu langsam zum Packen.“ Nach dem dritten Lied ist Schluss: Jetzt treiben wieder Techno-Beats die Arbeit voran .