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Rundschau-AltenhilfeSo lief die Telefonaktion mit Experten zum Thema „Wo finde ich Hilfe?“

Lesezeit 4 Minuten
Expertinnen und Experten im Gespräch mit Senioren: Gregor Pischke, Antke Kreft, Christof Wild, Elisabeth Igelmund-Schmidt, Dietmar Frings (von links).

Expertinnen und Experten im Gespräch mit Senioren: Gregor Pischke, Antke Kreft, Christof Wild, Elisabeth Igelmund-Schmidt, Dietmar Frings (von links).

Keine Parkplätze, Ärger mit dem Schwerbehindertenausweis und zu wenig Obst im Heim: Mit vielfältigen Problemen wandten sich die Leserinnen und Leser bei der Altenhilfe-Telefonaktion an die Rundschau. Und die Experten halfen gerne weiter.

„Was ist mit meiner Frau, wenn ich ins Krankenhaus muss?“ Diese Frage quält einen 77-Jährigen, der seine Frau liebevoll zu Hause pflegt. Der Pflegedienst kommt regelmäßig, aber in der Nacht versorgt sie der Ehemann. Gregor Pischke, Seniorenberater von der Johanniter-Unfall-Hilfe, kennt solche Fälle und weiß, was er dem Anrufer raten kann: „Besprechen Sie das mit dem Pflegedienst.“ Denn der kann einspringen und auch die Verhinderungspflege übernehmen - also das, was sonst die Person macht, die durch Krankheit verhindert ist. Damit aber auch das Team eines Rettungswagens im Notfall erkennt, dass es nicht den Mann mitnehmen und die Ehefrau alleine lassen darf, empfiehlt Pischke einen Hinweis zu deponieren. Dafür eignet sich eine Notfalldose, wie sie bei den Seniorenvertretungen erhältlich ist. Die hat der Anrufer tatsächlich - wie empfohlen - schon im Kühlschrank stehen.

Da sind Sie bei mir genau richtig. Wir können vorbeikommen und uns die Wohnung anschauen.
Dietmar Frings, wohn mobil

„Da sind sie bei mir richtig!“

Die Telefone stehen nicht still im großen Konferenzraum der Rundschau bei der Telefonaktion zum Thema „Wo finde ich Hilfe?“. Pischke gegenüber sitzt Dietmar Frings und sagt gerade: „Da sind Sie bei mir genau richtig. Wir können vorbeikommen und uns die Wohnung anschauen.“ Frings ist Berater bei wohn mobil, einem Angebot von PariSozial. Eine 85jährige Frau hat angerufen. Sie kommt mit ihrem Rollator nicht mehr die sieben Stufen zum Fahrstuhl in ihrem Wohnhaus hinauf. Genau das Metier von Frings: „Es gibt Treppenliftsysteme oder auch Systeme mit Plattformen. Aber da müssen wir uns anschauen, wie breit das Treppenhaus ist. Der Fluchtweg geht immer vor.“ Er rät der Anruferin, einen Termin bei wohn mobil zu vereinbaren. Bei einer anderen sagt er mitfühlend: „Ich kann Ihren Ärger verstehen.“ Sie beklagt, in ihrem Heim gebe es zu wenig Obst. Er schlägt ihr vor, bei der Seniorenberatung der Stadt Bonn anzurufen.

Die Anrufe kommen aus Köln und Bonn genauso wie aus dem Oberbergischen, dem Rheinisch-Bergischen-Kreis, der Eifel oder Siegburg. Immer wieder ein Anliegenist die zunehmend digitale Welt. Für Banküberweisungen fehlen die Filialen, Bahnfahrkarten gibt es kaum noch am Schalter, und eine Frau klagte über ihre Schwierigkeiten, den Pass verlängern zu lassen - beim italienischen Konsulat würden Termine nur noch online vergeben.

Fahrkarten nur noch digital

Ein wichtiges Thema, findet Christof Wild, Fachbereichsleiter Seniorenarbeit beim Wohlfahrtsverband Der Paritätische. „In Köln bieten viele Seniorennetzwerke in den Veedeln mittlerweile Kurse an, damit die älteren Leute nicht den Anschluss verpassen.“ Überhaupt stellt er fest, dass Seniorinnen und Senioren in Köln offenbar ganz gut versorgt sind mit Beratung und Angeboten. „Viel mehr Anrufe kommen aus dem Umland.“

Der erste Schritt ist immer schwer

Zum Beispiel von dem 70-Jährigen aus Gummersbach, dessen Frau im Sommer verstorben ist. „Er weiß nichts mehr mit sich anzufangen“, berichtet Wild. Eine kurze Suche im Internet, und schon hat der Experte das Richtige gefunden: „Direkt bei ihm um die Ecke ist ein Seniorentreff, den er noch nicht kannte. Da kann er sogar parken“. Schwer sei immer der erste Schritt. Aber dem Anrufer traut Wild diesen Schritt zu, er wirkte entschlossen. „Bei anderen denke ich manchmal, wir bräuchten eine Art Lotsen, der die Menschen hinbegleitet.“

Begleitung sucht auch eine Frau, die Elisabeth Igelmund-Schmitz am Telefon hat. Und zwar zum Arzt. Da weiß die Seniorenberaterin von PariSozial sofort, an welchen Dienst sie die Anruferin verweisen kann: Antke Kreft, die mit den Kölsch Hätz Nachbarschaftshilfen genau solche Begleitungen zu Arztterminen organisiert, sitzt ihr direkt gegenüber.

Ein Mann verzweifelt am Amt

Und hat gerade einen verzweifelten Mann am Apparat: Seine Frau sitzt mit einem Behindertengrad von 100 Prozent im Rollstuhl und möchte die Berechtigung erhalten, auf Behindertenparkplätzen zu parken. Dazu ist im Schwerbehindertenausweis ein entsprechender Vermerk nötig. Aber das Amt hat abgelehnt, immer wieder. Der Mann hat alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft und weiß nicht mehr, was er noch tun soll. Elisabeth Igelmund-Schmitz bekommt das Gespräch mit und hilft der Kollegin mit einem pragmatischen Rat: „Einfach nochmal beantragen“, ruft sie über den Tisch.

Behindertenparkplatz besetzt

Überhaupt, die Parkplätze. Damit hat Antke Kreft vom Caritas-Dienst Kölsch Hätz heute viel zu tun. Eine 90-Jährige mit Anspruch auf einen Behindertenparkplatz beklagt sich, dass der in ihrer Nähe immer vom lauffaulen Nachbarn zugeparkt werde. Kreft gibt ihr die Telefonnummer vom Verkehrsdienst der Stadt Köln. Mit ihren Wunsch nach mehr Parkplätzen für Schwerbehindertekann sie sich an die Seniorenvertretung wenden.

„Ich habe heute viele sehr fitte Anrufer, die einfach mal sagen wollen, was sie blöd finden“, stellt Kreft erfreut fest. So wie die 96-Jährige aus Lindenthal, die heute Zeit hat, weil ihre Gymnastik ausfällt. Sie regt sich auf, dass die Bürgersteige immer zugeparkt sind, und vermisst eine Partei für Senioren. Auch hier gibt Antke Kreft den Tipp mit der Seniorenvertretung. Die Frau ist begeistert: „Sie macht sich jetzt direkt auf den Weg ins Rathaus!“


Haben Sie noch Fragen? Unsere Fachleute beraten Sie gerne weiter

„Das machen wir am besten jedes Jahr“, sagten die Expertinnen und Experten aus der Seniorenarbeit nach der Altenhilfe-Telefonaktion. Sie sind immer froh, wenn Menschen mit ihren Problemen zu ihnen finden — egal ob persönlich oder telefonisch. Deshalb sind sie auch weiterhin für die Leserinnen und Leser der Rundschau erreichbar. Denn Fragen können jederzeit auftauchen — nicht nur zur Telefonaktion.

  1. Elisabeth Igelmund-Schmidt, PariSozial, 02203/93544-13
  2. Dietmar Frings, wohn mobil, 0221/56034-23
  3. Gregor Pischke, Johanniter-Unfall-Hilfe, 0221/89009315
  4. Christof Wild, Der Paritätische, 0221/951542-38
  5. Antke Kreft, Kölsch Hätz, 0221/95570285