Mit einem ergreifenden Konzert ehrt das Musikkorps der Bundeswehr 75 Jahre Demokratie und unterstützt die Rundschau-Altenhilfe bei ihrem Kampf gegen Altersarmut. Die Kölner Philharmonie diente als beeindruckende Kulisse.
Musikkorps der BundeswehrSo lief das Konzert zugunsten der Rundschau-Altenhilfe
„Freiheit ist das Einzige, was zählt“, heißt es im Song „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen. Dass er einmal zur Hymne der Wiedervereinigung werden sollte, ahnte der Rockmusiker im Entstehungsjahr 1987 nicht. Er hätte es sich auch nicht träumen lassen, dass das Musikkorps der Bundeswehr seinen Song einmal in der Kölner Philharmonie performt. In dieser prachtvollen Instrumentalversion musste man sich den Text allerdings dazudenken.
Zusammenarbeit mit der Bundeswehr bei Weihnachtsgeschenk-Aktion
Der Popklassiker gehörte zum Programm „75 Jahre Demokratie lebendig“, das zugleich an die Wiedervereinigung vor genau 35 Jahren erinnerte. Es erklang beim traditionellen Benefizkonzert des Musikkorps der Bundeswehr für die Rundschau-Altenhilfe DIE GUTE TAT e.V., ins Leben gerufen vor 72 Jahren von Reinhold Heinen, dem Gründer der Kölnischen Rundschau. Seit 2023 hat Julia Heinen den Vorsitz inne. Die 39-Jährige betonte in ihrer Begrüßung, wie sehr ihr diese Aufgabe am Herzen liegt. Denn es geht um die Bekämpfung von Altersarmut, die in unserer Gesellschaft „kein Tabuthema“ sein darf. Mobilität, Teilhabe und Zuwendungen sind dabei besonders wichtig. 1000 älteren Menschen habe die Rundschau-Altenhilfe seit ihrem Bestehen eine Seniorenfreizeit ermöglichen können und es wurden etwa 5000 Einzelanträge für Hilfen bewilligt.
Außerdem werden auch in diesem Jahr wieder 6500 Weihnachtspakete verschickt. Verlässlicher Partner dieser logistischen Herausforderung sei dabei die Bundeswehr. Sie organisiert unter anderem eine Packstraße, an der die Pakete befüllt werden. Davon berichtete Generalmajor Richard Frevel, der Standortälteste in Köln. Er ist allerdings letztmalig dabei, da er demnächst in den Ruhestand geht.
Deutsche Sinfonie als Herzstück des Konzerts
Im Mittelpunkt des Musikprogramms stand eine vom Orchestermitglied Guido Rennert komponierte „Deutsche Sinfonie“. Sie feiert die Demokratie und zeichnet dafür unsere Geschichte nach. So startet der erste Satz im „Todesstreifen“ an der Innerdeutschen Grenze. Die DDR-Hymne „Auferstanden aus Ruinen“ klingt kurz an. Eine einsame Flötenmelodie symbolisiert die Hoffnung auf Freiheit, die von düsteren Klängen bedroht wird. Der zweite Satz schildere einen „Flug über Deutschland“, erläuterte der dirigierende Oberstleutnant Christian Weiper. Das Volkslied „Kein Schöner Land“ ertönt in der Mitte des Sinfonieteils. Im dritten Satz wird dann den ehrenamtlich tätigen Menschen gedacht, die unser Land zusammenhalten. Sie sind die „wahren Helden“, die mit anpacken und unsere Demokratie lebendig gestalten. Die Wertschätzung untermauerte ein samtweiches Hornsolo von Stefan Klein. Danach kreiert das Finale die Vision einer glücklichen Zukunft für unsere Kinder. Das Freiheitsmotiv wächst darin zu grandioser Größe empor. Die Begeisterung der Zuhörer in der Philharmonie war groß über das halbstündige Werk, in dem das 60-köpfige Blasorchester seine filigranen und pastosen Möglichkeiten demonstrierte.
Ein Jahr der Tuba; das klobige Instrument erhält Solo-Konzertsatz
Gefeiert wurde aber nicht nur 75 Jahre Demokratie. 2024 ist auch das „Jahr der Tuba“. Eine perfekte Gelegenheit für das Musikkorps der Bundeswehr, dem klobig wirkenden Elefanten unter den Blechinstrumenten einen Solo-Konzertsatz zu spendieren. Er trägt den Namen „Tuba Total“, und komponiert hat ihn Musikkorps-Trompeter Alexander Reuber für seinen Tuba-Kollegen Daniel Ridder. Er absolvierte den Solopart blitzsauber, erkundete nicht nur die tiefsten Regionen des Instruments, sondern bewies auch eine enorme Virtuosität in seinem Spiel. Der jazzig schwungvolle Marsch „…über Land, Wasser und Luft“ des in Köln geborenen Arrangeurs Stefan Behrisch leitete dann zum entspannten Teil des Abends über: In einem Medley wurden deutsche Rock- und Pop-Klassiker von Scorpions „Rock You Like A Hurricane“ bis Nenas „99 Luftballons“ durch den Saal gefeuert, natürlich mit E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug.
Zuletzt korrespondierte sogar die Nationalhymne wegen ihres Plädoyers für „Einigkeit und Recht und Freiheit“ mit Westernhagens zuvor gespieltem Song „Freiheit“. Sie ist wirklich das Einzige, was zählt. Denn sie umfasst auch ein würdiges Altern ohne Sorgen vor Armut und gesellschaftlicher Ausgrenzung.
Prominente Gäste in der Philharmonie
Unter den Zuhörern in der Philharmonie waren unter anderen Oberst Thomas Klinkhammer, der Leiter des Militärmusikdienstes und des Zentrums Militärmusik der Bundeswehr, der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises Sebastian Schuster (CDU), der frühere Kölner Polizeipräsident und NRW-Staatssekretär a.D. Jürgen Mathies sowie die ehemaligen Landräte Günter Rosenke (Kreis Euskirchen) und Hagen Jobi (Oberbergischer Kreis).