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Altenhilfe-WeihnachtspaketeIn gute Hände abzugeben

Lesezeit 3 Minuten
Durch viele Hände geht das Weihnachtspäckchen, bis es bei den Empfängern ankommt.

Durch viele Hände geht das Weihnachtspäckchen, bis es bei den Empfängern ankommt.

Bescherung für ganz besondere Menschen: Warum die Weihnachtspäckchen der Altenhilfe so wichtig sind.

Eine Frau Anfang 70, in einem Seniorentreff irgendwo in der Region. Kein Foto, kein Name - zu groß ist die Sorge, erkannt zu werden. „Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal in diese Situation kommen würde“, sagt sie und kämpft mit den Tränen.

Diese Situation, das heißt: allein zu sein und wenig Geld zu haben - so wenig, dass ihr die Seniorenberaterin ein Weihnachtspaket der Rundschau-Altenhilfe zugedacht hat.

Darüber freut sie sich - einerseits. Denn die Lebensmittel darin „kann ich wirklich gebrauchen“. Aber andererseits: „Wenn ich ehrlich bin, ist es mir auch etwas peinlich.“ Auf wohltätige Gaben angewiesen zu sein, das fällt ihr nicht leicht.

Soldaten der Bundeswehr beim Verpacken der Päckchen.

Soldaten der Bundeswehr beim Verpacken der Päckchen.

Und so hatte sich die gelernte Fußpflegerin ihr Leben nicht vorgestellt. Wie sie in diese finanzielle Schieflage geraten ist? „Ich habe dem falschen Mann vertraut“, sagt sie. Ihr früherer Ehemann habe sie um ihr ganzes Geld gebracht. Sie blickt auf und stellt mit klarer Stimme fest: „Er war ein Spieler.“

Freude über die Lebensmittel im Weihnachtspaket

Lange glaubte sie ihm seine Beteuerungen, dass er das verlorene Geld wieder zurückgewinnen, die Schulden zahlen würde, bürgte für ihn bei Bank und Bausparkasse. Doch die Situation spitzt sich zu, als sie sich mehreren Operationen unterziehen muss. Noch während sie im Krankenhaus liegt, ergaunert sich der Ehemann von ihrer Lebensversicherung eine hohe Geldsumme. Nach langen Wochen, die sie in Klinik und Reha verbringen muss, verlässt er sie. „Er brauche eine gesunde Frau, hat er gesagt“. Mit anderen Worten: eine, die Geld verdienen kann.

Viele freiwillige Helfer von Wohlfahrtsverbänden verteilen die Weihnachtspakete.

Viele freiwillige Helfer von Wohlfahrtsverbänden verteilen die Weihnachtspakete.

Das gelingt der Frau mit ihren Behinderungen und Erkrankungen nur noch stundenweise. Mit letzter Kraft lässt sie sich scheiden. Und fängt an, den Berg von Schulden, den ihr Ex-Mann hinterlassen hat, von ihrem geringen Einkommen abzutragen.

Dabei hilft ihr die Schuldnerberatung, die sie auch mit dem Sozialamt in Kontakt bringt. Das wiederum vermittelt weiter zur Seniorenberaterin. Mit ihrer Hilfe stellt die vom Schicksal gebeutelte Frau einen Antrag auf Grundsicherung im Alter. Denn von ihrer Rente, die sie mittlerweile erreicht hat, kann sie nicht leben.

Angebote für Senioren helfen ihr

Als sie wieder einmal zu solch einem Ausfülltermin kommt, sieht sie, wie sich im Seniorentreff im gleichen Hause eine Gruppe zum Mittagessen niederlässt. Sie setzt sich dazu - und ist seitdem fast täglich bei den Aktivitäten anzutreffen. Gedächtnistraining, Gymnastik, Spielenachmittag - sie macht mit und hilft am Ende immer noch, die Stühle hochzustellen. „Eine hat mich schon gefragt, ob ich zum Schlafen überhaupt noch nach Hause fahre“, sagt sie und muss lachen.

Sie wohnt in einem anderen Ortsteil. Doch dort ist sie nie heimisch geworden. Die Wohnung will sie trotzdem nicht aufgeben. Morgens aufzustehen und ein Ziel zu haben, den Seniorentreff, abends dann nach Hause zu kommen, das tut ihr gut.

In dieses Zuhause nimmt sie das große Paket mit, dass die Seniorenberaterin ihr mit vielen guten Wünschen überreicht hat. Wann sie es öffnet, weiß sie noch nicht, nur soviel: „Ich möchte mir dafür Zeit nehmen und ganz in Ruhe auspacken. Dann kann ich mich auch freuen.“ Und während sie das sagt, strahlt sie übers ganze Gesicht.