Seniorinnen aus Mülheim erlebten eine faszinierende Zeitreise im Kölnischen Stadtmuseum, organisiert von der Rundschau-Altenhilfe.
Auf Einladung der AltenhilfeSeniorinnen erfuhren bei Führung durchs Stadtmuseum Erstaunliches
Zum Thema Adenauer kann sich Luzia Bongherz nicht zurückhalten. „Den habe ich kennengelernt“, erzählt sie und erinnert sich: „Ich war sechs oder sieben Jahre alt, da war ich bei der Einweihung der Mülheimer Brücke.“ Ihr Vater habe bei Felten & Guilleaume in Mülheim gearbeitet, die die Seile für die Brücke gemacht hatten, und durfte sie mitnehmen. Adenauer, damals Kölner Bürgermeister, war auch da – „er hat mir den Kopf getätschelt.“ Ein Erlebnis, das sie nicht vergisst.
Erst viel schauen, dann viel reden – so könnte der Nachmittag, den Seniorinnen aus Mülheim auf Einladung der Altenhilfe im Kölnischen Stadtmuseum verbrachten, zusammengefasst werden.
Erst führt Irene Grünendahl-Schmitz die 14 Besucherinnen durch etwa 2000 Jahre Geschichte Kölns – von Agrippina, der angeblichen Gründerin, über das Mittelalter in die Neuzeit bis zum ersten Rosenmontagszug. Doch bevor es zum Karneval geht, fragt sie am großen Modell der mittelalterlichen Stadt Köln, was denn wohl die dunkelgrünen Flächen darstellen. „Wald?“, „Nutzfläche?“ raten die Frauen. Nutzfläche ist richtig, aber kein Wald, sondern: „Wein!“ Das Erstaunen ist groß.
Ja, den Wein tranken damals, um 1500, alle Menschen in Köln. Der Alkohol sollte die Keime im Wasser töten. Die Kinder bekamen nur einen Schuss Alkohol ins Wasser, bei den Erwachsenen war das Mischungsverhältnis umgekehrt.
Das Stadtmodell beeindruckt viele der Seniorinnen, doch einer Teilnehmerin gefällt am Besten die Rüstung, die im Untergeschoss beim Thema Karneval steht. Eine echte Rüstung, von Soldaten zurückgelassen, doch dann für den Rosenmontagszug wieder getragen – aber nur gegen Bezahlung. „Damals bekam man noch Geld dafür, dass man beim Zug mitgeht, heute muss man selbst dafür bezahlen“, sagt die Führerin.
Bei Kölnisch Wasser und 4711 schnüffeln die Damen einmal und dann kommt das Hänneschen-Theater. Eine der Stockpuppen dürfen die Teilnehmerinnen, die aus dem Caritas-Altenzentrum St. Josef-Elisabeth kommen, sogar in die Hand nehmen und bewegen. „Ach, mein Süßer“, sagt eine ganz begeistert und streichelt das Hänneschen. „In der Kindervorstellung sind Hänneschen und Bärbel kleiner, da sind es Geschwister“, erklärt Irene Gründendahl-Schmitz. Bei den Erwachsenen dagegen sind sie verlobt.
„Sehr schön“, fand eine der Teilnehmerinnen die Führung, auch wenn sie nichts Neues über die Kölner Geschichte erfahren hat. Aber auch der vorübergehende Standort des Kölnischen Stadtmuseums hat sie interessiert: „Ich kenne das hier ja noch als das Modehaus Sauer.“
Einer anderen hat „alles gut gefallen“, und sie möchte noch mal wieder kommen: „Ich habe noch Fragen und will mir alles in Ruhe ansehen.“
In Ruhe können die Seniorinnen jetzt Kaffee trinken und Plätzchen essen. Und dabei erzählen. Julia Müller vom Museumsdienst hat Schallplatten und einen tragbaren Plattenspieler aus den 60ern mitgebracht. Heintje und das weiße Album der Beatles lässt sie herumgehen. „Welche Musik haben Sie denn damals gehört?“
„Na, Heintje jedenfalls nicht!“, sagt eine. Sie stand auf die Beatles, sehr zum Missfallen ihrer Eltern. Eine andere erinnert sich, wie sie in der dritten Klasse auf einer Busfahrt Heintje gehört haben. „Und Samstagabend wurde frei gehalten, wenn der Hans-Joachim Kuhlenkampf mit EWG im Fernsehen kam“, sagt eine dritte.
Musik, die Mondlandung, Julia Müller hat Anschauungsstücke zu mehreren Themen mitgebracht. Sonst geht sie damit in die Altenheime, dass die Seniorinnen ins Museum kommen, „ist ein Versuch“. Ein gelungener, offensichtlich: Die Teilnehmerinnen erzählen und reden, die Zeit vergeht wie im Flug. Bleibt nur zu sagen: Vielen Dank an die Rundschau-Altenhilfe.
Das Museum
Stadtgeschichte anders: Unter diesem Slogan bietet das Kölnische Stadtmuseum in seinem Interimsquartier Wissenswertes zur Kölner Stadtgeschichte.
Die neue Adresse lautet: Kölnisches Stadtmuseum, Minoritenstr. 13, 50667 Köln. Früher war in dem Gebäude das Modehaus Sauer. Der Eintritt beträgt 5 Euro für Erwachsene.
Das Museum ist geöffnet am Dienstag 10 bis 20 Uhr und Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr; an Feiertagen 10 bis 17 Uhr. Von Weiberfastnacht bis Karnevalsdienstag bleibt das Museum geschlossen.
Führungen für Seniorinnen und Senioren veranstaltet das Museum imit Unterstützung der Rundschau-Altenhilfe DIE GUTE TAT.