Arzttermine, Bahnfahrkarten, Urlaubsgrüße - ohne Smartphone geht fast nichts mehr. So verpassen Sie nicht den Anschluss.
Altenhilfe„Nicht ohne mein Smartphone“ – Hilfsangebote für Ältere
Über 80 war der Mann, der sich bei der Rundschau-Altenhilfe meldete und darüber klagte, dass er niemanden im Ort kenne und völlig isoliert lebe. Nur einen Lichtblick gab es in der Schilderung: einen Nachbarn, der täglich wissen wolle, wie es ihm gehe. Dem schreibe er jeden Abend eine Nachricht auf WhatsApp.
Wie wichtig digitale Medien für die Kommunikation auch der älteren Generationen sind, hat man vor allem während der Coronazeit erkannt. In den Kölner Stadtteilen Sülz und Klettenberg zum Beispiel haben sich damals Kirchen und Seniorennetzwerke zur Initiative „Ü65 geht online“ zusammengeschlossen. Finny Breitbach, Netzwerk-Koordinatorin in Sülz, erinnert sich: „Wir haben ganz viel gemacht, damit die Seniorinnen und Senioren Kontakt halten konnten.“
Doch auch nach Corona sind viele der Angebote bestehen geblieben. „Wir wollen das weiterführen und niemanden alleine lassen in der digitalen Welt“, so Breitbach. Viele, die etwa regelmäßig zur zum Smartphone- und Tablet-Treff kämen, könnten mittlerweile die Grundlagen wie Nachrichten schicken. Aber sie lernten immer noch dazu.
Das kann Susanne Fassbender, die den Smartphone-Treff ehrenamtlich leitet, bestätigen: „Vor Jahren haben wir mit den Senioren telefonieren geübt und Nachrichten verschicken.“ Jetzt kämen ganz andere Fragen. Vor Weihnachten zum Beispiel habe sie mit einer Teilnehmerin digitale Weihnachtskarten gemacht. Man könne natürlich auch ein Foto per WhatsApp schicken, „aber das war ihr zu einfach“.
Für den ersten Treff im neuen Jahr am kommenden Montag hat sich die ehemalige Lehrerin vorgenommen, die Apps auf ihrem eigenen Smartphone vorzustellen: eine zum Navigieren, eine zum Straßenbahnfahren, „ach, und eine zum Sprachenlernen, die lade ich mir auch noch herunter“. Nicht nur den Nutzen des Smartphones, auch den Spaß daran sollen die Teilnehmer bei der 67-Jährigen entdecken.
Kommen können alle, egal welchen Alters. Der harte Kern ist regelmäßig da, andere wollen nur ein bestimmtes Problem gelöst haben. Neugier sollten sie jedoch alle mitbringen, denn am Anfang richtet sich Susanne Fassbender immer an die ganze Runde. Erst danach geht es in die Einzelberatung, bei der sie zwei weitere Ehrenamtliche unterstützen. „Eine Frau wollte zum Beispiel mal mit ihrer Familie in Frankreich telefonieren, der hat der Kollege Skype installiert.“
Laut einer Umfrage des Statistik-Portals Statista nutzen 2024 unter den Befragten ab 60 Jahren 52 Prozent WhatsApp. Die meisten wollen über das Smartphone kommunizieren, sagt Lisa Langhammer von den Sozialbetrieben Köln. So erlebt sie es in der offenen digitalen Sprechstunde „Später Mausklick“ im Riehler Treff, aber auch in den Kursen, die sie regelmäßig gibt.
In Anfängerkursen bis zu zehn Teilnehmern vermittelt sie Grundlagen von „Wie schalte ich ein?“ bis zu „Wie richte ich eine Email-Adresse ein?“ oder auch „Wie verbinde ich mich mit dem W-Lan?“ - ganz wichtig, denn „viele hier haben gar kein Datenvolumen, sie wollen übers W-Lan kommunizieren“.
Sie erklärt auch, wie der Fahrkartenkauf oder das Musikhören übers Smartphone funktionieren, hilft beim Online-Banking oder dabei, sich online einen Arzttermin geben zu lassen. „Für Senioren und Seniorinnen ist es superwichtig, das zu lernen“, sagt sie: „Das ist die Zukunft.“