Die Ukraine warnt vor Sprengladungen in dem Akw. Unterdessen meldet sich Kyrylo Budanow zurück, nachdem Russland ihn für tot erklärt hatte.
„Toter“ Geheimdienstchef berichtetRussland soll Kühlsystem am Akw Saporischschja vermint haben
Das Kühlsystem des Akw Saporischschja ist laut ukrainischen Angaben von russischen Truppen vermint worden. „Das Kernkraftwerk Saporischschja wurde teilweise vermint. Und das Schlimmste daran ist, dass das Kühlsystem vermint wurde“, erklärte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, in einer Videoansprache. „Wenn es durch eine Explosion beschädigt wird, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit erheblicher Probleme“, warnte Budanow.
Warnung aus Kiew: Russland soll Kühlsystem von Akw Saporischschja vermint haben
Budanow äußerte sich außerdem zur Sprengung des Kachowka-Staudamms – und gab Russland die Verantwortung für die Flutkatastrophe in der Südukraine. Laut ukrainischen Geheimdienstinformationen sei den russischen Truppen in der Region rund 30 Minuten vor dem Dammbruch ein Befehl zur schnellen Evakuierung erteilt worden, erklärte Budanow. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Westliche Experten halten eine Verantwortung Russlands für die Sprengung des Staudamms jedoch ebenfalls für wahrscheinlich.
Das Akw Saporischschja, das größte Europas, ist direkt von den Folgen der Staudamm-Sprengung betroffen. Das Atomkraftwerk bezog bisher sein Kühlwasser aus dem Kachowka-Stausee, den es nach dem Dammbruch in seiner bisherigen Form nicht mehr gibt. Der Pegel des Stausees ist in der Folge erheblich gesunken. Die sechs Reaktoren des Kraftwerks sind seit Monaten heruntergefahren, müssen aber dennoch weiterhin gekühlt werden.
Gefährliche Reaktoren: Lage am Akw Saporischschja laut IAEA „ernst, aber stabil“
In der letzten Woche hatte sich der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, ein Bild von dem Kernkraftwerk gemacht. Die Lage sei „ernst, aber stabil“, erklärte Grossi. Die Bedenken um die Sicherheit des Kraftwerks halten jedoch weiter an – auch weil es zu schweren Gefechten in der Region Saporischschja kommt, seit die Ukraine ihre Gegenoffensive begonnen hat.
Für Belustigung sorgte in den sozialen Netzwerken unterdessen, dass Geheimdienstchef Budanow anscheinend völlig unversehrt sich mit einer Videoansprache an die Öffentlichkeit richtete. Russische Medien hatten in den letzten Wochen immer wieder behauptet, Budanow sei bei einem Raketenangriff auf das Hauptquartier des Geheimdienstes schwer verletzt oder sogar getötet worden.
Ukrainischer Geheimdienstchef Kyrylo Budanow kommentiert russische Berichte über seinen eigenen Tod
Angeblich werde Budanow deshalb im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin behandelt und befinde sich im ernsten Zustand, hieß es unter anderem bei der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti.
„Erst wurde ich offenbar getötet, dann bin ich wieder auferstanden“, kommentierte der Geheimdienstchef nun in sarkastischem Tonfall die Berichte. „Dann wurde ich erneut schwer verletzt und nun bin ich offenbar in Deutschland“, sagte Budanow und fügte an: „Wenn man ihrer Logik folgt.“
In der Region Saporischschja kam es unterdessen auch am Mittwoch zu Kampfhandlungen. Laut Angaben aus Kiew wurden sieben Raketen auf die gleichnamige Großstadt abgefeuert. Die Folgen des Beschusses seien noch unklar, hieß es von den Behörden. Die Front befindet sich derzeit weniger als 50 Kilometer von Saporischschja und somit auch dem Atomkraftwerk entfernt.