„Aktuelle Stunde“Laschet erntet Kritik für WDR-Interview zu Flutkatastrophe
Köln – NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat mit einem Interview in der WDR-Nachrichtensendung „Aktuelle Stunde“ erneut für Kritik an seiner Person gesorgt. Der CDU-Kanzlerkandidat beteuerte immer wieder, dass die von seiner Partei geführte schwarz-gelbe Landesregierung eine gute Klimaschutz-Politik mache und die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands daran nichts ändern würde: „Entschuldigung, junge Frau, weil jetzt ein solcher Tag ist, ändert man nicht die Politik.“ Außerdem ergänzte Laschet: „Die Frage, wie wir den Klimawandel bekämpfen, ist eine internationale Frage. Das jetzt so zu banalisieren auf Nordrhein-Westfalen, finde ich ein bisschen kurzgegriffen.“
„Wir sind das Bundesland, das mehr als jedes andere Bundesland CO2 reduziert“, beteuerte Laschet, dem Moderatorin Susanne Wieseler entgegenhielt: „Sie haben Windenergie eher behindert als gefördert.“ Laschet wollte das nicht auf sich sitzen lassen und nannte politische Erfolge seiner Partei, obwohl er anfangs noch erklärte, dass es in dem Gespräch eigentlich nicht um parteipolitische Inhalte gehen solle.
Kritik und Häme in den sozialen Medien
Laschets Aussagen kamen in den sozialen Medien alles andere als gut an. Vor allem an der Aussage, ein solcher Tag würde die Klimaschutz-Pläne nicht radikal ändern, kritisierten viele Nutzer auf „Twitter“. Sven Lehmann, Bundestagsabgeordneter der Grünen, twitterte: „Wer so unsouverän reagiert, hat offenbar ein schlechtes Gewissen angesichts der eigenen Politik.“
Laschet: „Ich bin kein Aktivist, sondern Ministerpräsident“
„Ich bin kein Aktivist sondern Ministerpräsident. Mich wundert, dass Sie hier einen parteipolitischen Streit beginnen wollen. Rot-Grün hat noch beschlossen, Braunkohle bis 2045 in Nordrhein-Westfalen abzubauen. Die Abstandsflächen für Windenergie können wir auch gerne diskutieren, die gelten in mehreren Bundesländern. In Brandenburg ist der Abstand 1000 Meter, da ist Frau Baerbock in der Regierungskoalition“ erklärte Laschet und setzte damit auch einen Seitenhieb gegen seine ärgste Widersacherin um das Kanzleramt.
Laschet war in den vergangenen Jahren unter anderem für sein Eingreifen bei den Protesten im Hambacher Forst in die Kritik geraten. Moderatorin Wieseler, dessen Namen Laschet allem Anschein nach immer wieder entfiel, hakte nach „Die Menschen spüren jetzt, was der Klimawandel bedeutet. Das ist ein Jahrhundertereignis. Da muss man einfach umsteuern. Sie sagen, Sie tun etwas für den Klimaschutz, aber nur in kleinen Dosen. Sie reißen nicht das Steuer rum.“
Der CDU-Kanzlerkandidat antwortete: „Doch, aber ich kann ja nicht mehr machen, als das Bundesland, das so viel CO2 einspart, wie nirgendwo in Deutschland. Bei der Windenergie waren wir im Zubau auf Platz eins in Deutschland.“ Auch in Sachen Klimawandel widersprach er Wieseler: „Ich teile auch nicht ihre These, dass die Leute glauben, dass der Klimawandel erst ab heute zuschlägt. Wir merken doch alle, was sich in der Welt verändert. Deshalb ist es richtig, jetzt mehr Tempo zu machen beim Klimaschutz. Das ist das, was ich seit vielen Monaten sage und was wir tagtäglich umsetzen.“
Twitter-Debatte unter #JungeFrau
Nicht nur Laschets Aussagen zur Klimapolitik sorgten für eine Debatte auf Twitter, auch das „Entschuldigung, junge Frau“, das viele Nutzer glauben gehört zu haben, hat eine Debatte unter dem Hashtag #JungeFrau losgetreten.
Wieseler selbst nahm Laschet mit mehreren Tweets in Schutz und schrieb noch am Abend: „Allerdings: Ich höre gar nicht, dass er das wirklich sagt.“
Am Freitagmorgen kommentierte Wieseler die Deutung des „Spiegel“-Journalisten Markus Feldenkirchen, dass Laschet einfach nur rheinisch gesprochen und ihren Namen vielleicht wegen der „guten, scharfen Interviewführung“ vergessen habe, mit: „Sehe ich auch so - und hoffe, dass es diesen kausalen Zusammenhang gibt.“
Zum Abschluss richtete sich Laschet dann doch noch an die Opfer des Unwetters und des Starkregens: „Das sind Schicksale, die wir erleben, wir haben über 20 Tote in Nordrhein-Westfalen und viele mehr in Rheinland-Pfalz. An so einem Tag ist die Frage, wie man solidarisch sein kann? Wie kann man helfen? Wenn das überwunden ist, kann man wieder über parteipolitische Fragen reden.“ (mit dpa)