Die Freude über den Neubau der von allen nur Ema genannten Emanuelschule war groß. Doch jetzt regt sich Kritik am offen einsehbaren Schulhof.
„Kinderrechte mehr schützen“Ärger um fehlenden Sichtschutz an Rodenkirchener Grundschule
Als die Emanuel-Grundschule im September 2022 endlich in ihren lang ersehnten Neubau an der Sürther Straße umziehen konnte und das Gebäude dann sogar ein Jahr später mit dem Schulbaupreis NRW ausgezeichnet wurde, waren alle begeistert. Heute, eineinhalb Jahre später, ist von der anfänglichen Euphorie nicht mehr viel übrig. Aus der Elternschaft und dem Kreis der pädagogischen Mitarbeiter hagelt es handfeste Kritik an der Gestaltung des Schulhofes.
„Dieser Schulhof entspricht überhaupt nicht den Bedürfnissen von Grundschulkindern. Es fehlen Schaukeln, Sandkästen, Reckstangen, und er liegt unmittelbar und völlig frei einsehbar an einer großen Verkehrskreuzung“, sagt Isabel Kasper, die seit 19 Jahren als pädagogische Fachkraft an der Schule tätig ist. „Ein Sichtschutz, egal ob als Folie, als immergrüne Hecke oder ein von den Kindern mitgestalteter Lattenzaun ist kein Hexenwerk, mit etwas Fantasie und einem Crowdfunding hätten die Kinder relativ schnell einen geschützten Pausenhof.“
Stadt Köln muss Veränderungen am Schulhof veranlassen
Genauso sieht es auch Vera Schlüssel, Mutter und eine der Elternsprecherinnen der Klasse 2d: „Der offene, von allen Seiten einsehbare Schulhof, ist eine absolute Katastrophe. Er bietet Fremden die Möglichkeit, Kinder aus der Ferne zu beobachten, Kinder zu sortieren, zu schauen, wer hat Freunde, wer ist ein Einzelgänger. Wenn jemand Interesse an Kindern hat, die man nach der Schule abfangen kann, der kann am Zaun der Ema unbeobachtet Muster im Verhalten der einzelnen Kinder finden. Man sollte die Kinderrechte mehr schützen.“
Die Schulleitung kennt diese Probleme, aber da das Schulgelände der Stadt gehört, müssen alle Veränderungen vom zuständigen Gebäudemanagement der Stadt Köln genehmigt werden. „Wir können uns Sachen wünschen, aber bei den städtischen Verantwortlichen muss auch die Einsicht da sein, dass ein Sandkasten oder ein Sichtschutz an unserer integrativen Schule wichtig sind. Die Anfrage läuft. Für den Sichtschutz haben wir von einem Schülervater 80 Buchensträucher geschenkt bekommen. Bevor wir die einpflanzen dürfen, müssen wir aber klären, wer für die Pflege zuständig ist. Auch diese Anfrage läuft seit dem Herbst“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Heike Brohsonn.
Die Chance, dass die gespendeten Sträucher irgendwann – bevor sie eingegangen sind – eingepflanzt werden, ist jedoch äußerst gering, denn auf Nachfrage dieser Zeitung antwortete die Stadt Köln: „Es gibt keine Vorschrift, dass Schulhöfe nicht einsehbar sein müssen. Teilweise ist eine Transparenz sogar ausdrücklich gewünscht [… ] Ob und in welcher Form auf dem Emanuel-Schulhof ein Sichtschutz geplant wird, steht noch nicht fest.“
Die gute Nachricht seitens der Stadt für die Schüler ist, dass ihre neuen Spielgeräte die erste und zweite Stufe, Genehmigung und Planung, erreicht haben. Die dritte Stufe, die Realisation oder Installation der neuen Schaukeln und Rutschen, könnte noch lange dauern. „Wir haben hier auf dem Schulgrundstück ein großes Versickerungsproblem. Unter den begrünten Flächen sind Rigolen – unterirdische Regenauffangbecken – verlegt, und da dürfen keine Spielgeräte aufgestellt werden[… ] Zur Umsetzung sind Planungen und Abstimmungen mit verschiedenen Dienststellen und dem Nutzer erforderlich.“
Die Grünfläche ist ohnehin ein Problem, denn sie ist auch für die Kinder je nach Witterung eine „No-go-Area“. Bei schlechtem Wetter, Regen und Matsch darf sie wegen der Versickerungsinstallation nicht betreten werden – dies durchzusetzen bei über 300 Grundschulkindern ist eine Herkulesaufgabe für die Betreuerinnen. Um das Aufsichtspersonal zu entlasten, hat die Schulleitung mittlerweile ein Fahnensystem wie am Strand entwickelt. Weht eine rote Fahne, ist das Betreten der Wiese verboten, wehen zwei Fahnen, ist die Fläche fürs Fußballspielen gesperrt.