Überfülltes Wiehler TierheimFlut an ausgesetzten und beschlagnahmten Kaninchen nach Ostern

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Häschen-Geschichte, Tierheim Koppelweide, Julia Faßbender mit Kaninchen Maurice

Das Kuscheln mit den Tieren dient ihrer Sozialisierung, erklärt Julia Faßbender, Leiterin der Kleintierabteilung, hier mit Langohr „Maurice“.

Im Tierheim Koppelweide sind aktuell überdurchschnittlich viele Langohren untergebracht. Beschlagnahmen finden immer öfter statt

Ausgerechnet zur Osterzeit ist die Zahl der Langohren, die im Wiehler Tierheim gestrandet sind, außergewöhnlich hoch. Mehr als 35 Kaninchen befinden sich zurzeit in der Obhut der Tierschützer, die für die Unterbringung der Fellnasen inzwischen sogar das Katzenzimmer in Beschlag genommen haben. Der neuste Zuwachs kommt aus einem Wald in Bergneustadt. Acht Tiere wurden dort von Anwohnern gefunden und mit dem Notdienst des Tierheims abgeholt.

„Diese Kaninchen sind vermutlich dort ausgesetzt worden“ mutmaßt Angelika Reiser, Vorsitzende des Tierschutzvereins Oberberg, der die Auffangstation Koppelweide betreibt. Momentan befinden sich die Vierbeiner in medizinischer Behandlung, manche leiden am für Kaninchen durchaus gefährlichen Schnupfen, andere können sich im wahrsten Sinne nicht riechen. Dazu kommt: Weil die Herkunft der kleinen Patienten unbekannt ist, müssen sie mehrere Wochen voneinander isoliert werden. Doch für eine ordnungsgemäße Quarantäne benötigen die Tierpfleger ausreichend Platz.

Kaninchen kommen auch in die Katzenzimmer

Aus der Not werden die Neuankömmlinge derzeit mit anderen Kaninchen und Meerschweinen auf die Katzenzimmer verteilt, so können sie getrennt behandelt werden. Langwierige Behandlung Zum Teil kommen die Kleintiere aus Beschlagnahmungen der Behörden, auch aus Fällen des sogenannten „Animal Hoarding“, bei dem Menschen so viele Tiere halten, dass sie diese nicht mehr angemessen versorgen können. Durch die unzureichenden Lebensbedingungen leiden die Tiere oftmals an Krankheiten, im Falle der Kaninchen sind es oft Räude oder Milben, die langwierig behandelt werden müssen.

Andere werden aus finanzieller Not in die Obhut der Tierschützer gegeben. „Viele Langohren sind bereits trächtig zu uns gekommen“, erzählt Julia Faßbender, Leiterin der Kleintierabteilung in Koppelweide. So wächst der Bestand der Kleintiere in kurzer Zeit um eine Vielzahl. Faßbender bemüht sich um die Pflege und Vermittlung der Kleintiere. „Ab zehn bis zwölf Wochen können die Kleinsten dann zur Vermittlung freigegeben werden. Dann sind sie kastriert und von uns geimpft.“

Schützlinge sollen in eine artgerechte Haltung

Den Angestellten des Tierheims ist es wichtig, ihre Schützlinge in eine artgerechte Haltung zu geben. „Bei den handelsüblichen Käfigen aus dem Tiermarkt handelt es sich lediglich um Quarantäne-Käfige und nicht um einen angemessenen Hasenstall“, betont die Kleintierleiterin. „Kaninchen brauchen mehr Platz als man denkt und müssen mindestens zu zweit gehalten werden.“ Für die Bewohner werden auch „Kaninchenkuschler“ gesucht, die bei der Sozialisierung der Tiere helfen und damit die Vermittlung erleichtern sollen.

Um die Kleintiere trotz steigender Futterkosten, ordentlich verpflegen zu können, soll bald ein Hochbeet frisches Gemüse liefern und so für finanzielle Entlastung sorgen. Trotzdem ist das Tierheim auf Frischfutter-Spenden und ehrenamtliche Helfer angewiesen. Die gute Nachricht: Viele der Kaninchen haben gute Chancen auf neue Besitzer, das wissen die Tierschützer aus Erfahrung. Dafür sind die Fellnasen einfach zu niedlich.


Offenen Türen

Jeden ersten Sonntag im Monat, 13 bis 16 Uhr, bietet das Tierheim Wiehl, Koppelweide 3, einen offenen Nachmittag. Bei Kaffee und Kuchen werden Fragen zu den Heimtieren beantwortet. Wer sich für ein Tier interessiert oder ehrenamtlich helfen will, erreicht den Verein über seine Homepage. (rt)

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