TauschrauschIn Bergneustadt feilschten Briefmarkensammler um uralte Raritäten

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Blick auf eine Beratungssituation bei der Briefmarkenbörse in Bergneustadt

Eine erste Einschätzung zur Sammlung von Ulla und Gunnar Zeitz gab Thomas Sehmer (l.) vom Briefmarkenverein aus Engelskirchen ab.  

Bei der Tauschbörse der Briefmarkensammler in Bergneustadt waren Raritäten und der Nachwuchs für die Vereine der Gesprächsstoff.

Sie haben von ihren Vätern jeweils eine beträchtliche Sammlung alter Briefmarken geerbt. Da kam der Großtauschtag des Briefmarkensammler-Verein Bergneustadt im Krawinkelsaal für das Ehepaar Zeitz aus Reichshof zum richtigen Zeitpunkt. Ulla Zeitz erzählte: „Wir wollten die Sammlungen schätzen lassen, um sie veräußern zu können und haben gehofft, hier einen Ansprechpartner zu finden.“

Engelskirchener Verein hat Sprung ins digitale Zeitalter geschafft

Erfolg hatten Ulla Zeitz und ihr Mann Gunnar am Tisch von Thomas Sehmer, Vorsitzender des Briefmarkenverein Engelskirchen, wo bereits mehrere Ordner mit diversen Briefmarken sowie alte Geldscheine von Anfang des 20. Jahrhunderts auf interessierte Käufer warteten. „Leider findet das Hobby Briefmarkensammeln immer weniger Interessenten. In der Regel liegt heute das Durchschnittsalter bei über 50 oder 60“, berichtete der 74-Jährige.

Der Briefmarkenverein Engelskirchen zählt aktuell 17 Mitglieder und sehr zur Freude des Vereinsvorsitzenden gehört seit Anfang des Jahres auch ein elfjähriger Junge dazu. „Das gab es seit 20 Jahren nicht mehr“, erklärte Sehmer stolz. Überhaupt konnten in den letzten beiden Jahren drei weitere neue Mitglieder gewonnen werden, zwei davon unter 40 Jahren – und dank ihrer Unterstützung sei der Verein nun auch im digitalen Zeitalter angekommen.

Man müsste mit Schulen zusammenarbeiten, um junge Menschen für dieses besondere Hobby zu begeistern.
Dieter Depner, Vorsitzender der Bergneustädter Briefmarkensammler

Der Trend aber zeige schwindende Mitgliederzahlen und vor allem der Nachwuchsbereich mache den Vereinen Probleme, weiß auch Vereinsvorsitzende Dieter Depner vom Briefmarkensammler-Verein Bergneustadt, gegründet 1947. „Dabei ist es ein sehr schönes Hobby, dass auch durchaus lehrreich sein kann“, erzählt Depner. Er selbst habe als Kind begeistert alle Briefmarken gesammelt, auf denen Raubvögel abgebildet waren.

„Es gibt so viele verschiedene Motive und Gruppierungen, wie Pflanzen, Tiere oder Persönlichkeiten. Und so manche Sammlung wurde in der Vergangenheit auch prämiert“, sagt Depner und verrät, dass Sammler ihre Briefmarken nicht einfach nur in dafür vorgesehene Album stecken oder kleben. Vielmehr würden auch Seiten maschinell beschriftet, um alles zu dokumentieren. „Das braucht aber natürlich Zeit und Engagement und viele Jugendliche wollen diese Zeit nicht mehr investieren“, erklärt Depner.

Briefmarken verloren stärker an Wert als Gold-und Silbermünzen

Da Briefmarken obendrein, im Gegensatz zu Gold- oder Silbermünzen, zuletzt viel an Wert verloren hätten, habe das Hobby weiter an Reiz verloren. „Wer über Jahre hinweg seine Sammlung vervollständigt hat und da viel Zeit und Herzblut und natürlich auch Geld investiert hat, dann aber sehen muss, dass all die Mühe nichts wert ist, weil die Briefmarken teilweise im Internet regelrecht verramscht werden, fühlt sich betrogen und das kann ich sehr gut nachvollziehen“, so der Vorsitzende.

Die Bergneustädter Briefmarkensammler zählen 39 Mitglieder, davon sind zehn aktiv. „Man müsste mit Schulen zusammenarbeiten, um junge Menschen für dieses besondere Hobby zu begeistern“, so Depner, der sich wünscht, dass jüngere Generationen das Interesse an Briefmarken wiederentdecken. 

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