Weltberühmtes StückBeethovens „Für Elise“ dient in Taiwan als Müll-Melodie
Köln – „Für Elise“ dürfte zu den bekanntesten Werken Ludwig van Beethovens gehören. Die eingängige Melodie des Bonner Komponisten und Pianisten hat Weltruhm erlangt – und das nicht nur in Konzertsälen, sondern mancherorts auch in eher ungewohnter Verwendung. So hat das Stück in Taiwan eine ganz eigene Funktion. Wenn die Melodie in den Straßen ertönt, wissen die Bewohner direkt Bescheid: Es ist Zeit, den Müll runter zu bringen.
Die Müllwagen in Taiwan spielen entweder „Für Elise“ oder Tekla Badarzewska-Baranowskas „Gebet einer Jungfrau“, um die Bewohner darauf aufmerksam zu machen, dass sie vor Ort sind.
Taiwan hat Image der „Müllinsel“ abgelegt
„Mir macht es Spaß, den Müll rauszubringen, weil es eine Gelegenheit ist, mich mit meinen Freunden zu treffen“, sagte eine anonyme Passantin der englischen Zeitung „Independent“ zu der außergewöhnlichen Abfallwirtschaft in Taiwan. „Ich denke, es ist ein gutes System“, befand auch Xiang Zhong. „Es hilft, Taiwan sauber zu halten.“
Tatsächlich war das asiatische Land einst als „Müllinsel“ verschrien. Dass die Menschen ihren Müll von Hand zu den Lastwagen bringen, habe zu einer deutlichen Verbesserung der Situation geführt, erklärte Yang Chou-mou. „Durch dieses System können wir Müllberge vermeiden und unsere Umwelt sauber halten“, sagte der Beamte des taiwanesischen Umweltschutzamtes gegenüber dem „Independent“.
Zudem habe die Regelung auch positive Nebeneffekte: Das Gemeinschaftsgefühl in vielen Nachbarschaften sei durch die regelmäßigen Treffen am Müllwagen gefördert worden. „Wir sind Rentner, wir haben den ganzen Tag nichts zu tun, also ist es schön, rauszukommen und Freunde zu treffen“, bestätigte Lin Yu-wen, eine pensionierte Haushälterin.
Gründe für Liedauswahl bleiben unklar
Das System ist erfolgreich, das einstige Image als „Müllinsel“ abgelegt. Laut des Umweltberatungsunternehmen Eunomia hatte Taiwan im Jahr 2017 eine Recyclingquote von mehr als 50 Prozent, lediglich Deutschland stand im internationalen Vergleich besser da.
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Warum aber ausgerechnet „Für Elise“ und „Gebet einer Jungfrau“ als Signal-Melodien ausgewählt wurden, bleibt unklar. In Taiwan kursieren dazu zwei Theorien. Die eine besagt, ein Gesundheitsbeamter habe das Beethoven-Lied ausgewählt, weil seine Tochter es auf dem Klavier spielte. Die andere geht davon aus, dass die Müllwagen bereits ab Werk mit den Melodien programmiert waren und diese dann schlichtweg niemand geändert habe. (das)