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„Schlimmste Menschen der Welt“Trotz heftiger Vorwürfe – Tate-Brüder dürfen nach Trump-Druck in die USA reisen

Lesezeit 4 Minuten
Andrew Tate und sein Bruder Tristan Tate (r.) dürfen Rumänien vorerst verlassen. (Archivbild)

Andrew Tate und sein Bruder Tristan Tate (r.) dürfen Rumänien vorerst verlassen. (Archivbild)

Zuletzt hatten Berichte über Druck aus den USA für Wirbel gesorgt. Nun dürfen Andrew und Tristan Tate Rumänien vorerst verlassen.

Der selbsternannte „frauenfeindliche Influencer“ Andrew Tate und sein Bruder Tristan haben Rumänien in einem Privatjet in Richtung USA verlassen, wie Behörden und lokale Medien berichten. Zuvor war ihr Einreiseverbot in den USA unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump aufgehoben worden.

Gegen 5.30 Uhr rumänischer Ortszeit sei der Privatjet vom Flughafen Băneasa in Bukarest in Richtung Florida gestartet, berichtete der Nachrichtensender Antena 3. Quellen am Flughafen bestätigten zudem den Abflug, berichtete der britische „Guardian“.

Schwere Vorwürfe gegen misogyne Tate-Brüder in Rumänien

Die Brüder, die vor drei Jahren in Rumänien verhaftet worden waren, müssen sich in Rumänien wegen Vergewaltigung, Menschenhandels und Geldwäsche vor Gericht verantworten. Die rumänische Staatsanwaltschaft teilte mit, sie habe dem Antrag der Tates auf eine Reise in die USA zugestimmt.

Andrew Tate bei seiner Festnahme durch die rumänische Polizei im Jahr 2022.

Andrew Tate bei seiner Festnahme durch die rumänische Polizei im Jahr 2022.

Die Ermittlungen gegen die beiden Brüder laufen jedoch weiter, hieß es aus Bukarest. Justizquellen erklärten lokalen Medien, dass beide im März zu einer Gerichtsanhörung zurück in Rumänien erwartet werden.

Rumänien ermittelt weiter gegen Andrew und Tristan Tate

Andrew Tate, 38, ein ehemaliger Profi-Kickboxer, und sein Bruder, 36, unterliegen eigentlich einem Reiseverbot, seit sie 2022 zusammen mit zwei rumänischen Frauen unter dem Vorwurf des Menschenhandels, der Vergewaltigung und der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur sexuellen Ausbeutung von Frauen verhaftet worden waren.

Die rumänische Einheit zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität (Diicot) leitete im August zudem eine zweite Untersuchung gegen die Tates ein. Auch diese Ermittlungen beziehen sich auf den Vorwurf der Bildung einer organisierten kriminellen Gruppe. Auch Menschenhandel, Handel mit Minderjährigen, sexuelle Handlungen mit Minderjährigen und Geldwäsche werfen die Behörden den Tate-Brüdern vor.

Trump-Gesandter suchte Gespräche über Tate-Brüder

Die Brüder, die sowohl die britische als auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen, werden außerdem von den britischen Behörden wegen des Verdachts auf sexuelle Übergriffe in einem Fall aus dem Jahr 2012 gesucht.

Ihre jetzige Flucht in die USA scheint von der Trump-Regierung gewollt zu sein. So berichtete die „Financial Times“ zuletzt, dass Trumps Sondergesandter Richard Grenell kürzlich auf der Münchner Sicherheitskonferenz mit dem rumänischen Außenminister Emil Hurezeanu über die Tates gesprochen hatte.

Trump- Gesandter Richard Grenell: „Ich unterstütze die Tate-Brüder“

Hurezeanu bestätigte, dass Grenell ihm gesagt habe, er sei „am Schicksal der Gebrüder Tate interessiert“, sagte aber, es gebe „keine Form von Druck, keine Drohung“ von amerikanischer Seite und dass „die Dinge, was uns betrifft, völlig klar sind“. Der rumänische Premierminister Marcel Ciolacu bestritt ebenfalls, dass die USA während oder nach dem Gespräch eine Anfrage an Bukarest bezüglich der Tates gestellt haben.

Grenell sagte der „Financial Times“ unterdessen, er habe „kein substantielles Gespräch“ mit dem rumänischen Außenminister geführt und fügte an: „Ich unterstütze die Tate-Brüder, wie aus meinen öffentlich zugänglichen Tweets hervorgeht.“

Kritik an US-Einmischung von mutmaßlichen Opfern

Die Berichte über eine mögliche US-Einmischung hatten schnell für Kritik von Opfern der Tates gesorgt. Vier Frauen, die behaupten, von dem Social-Media-Influencer sexuell missbraucht worden zu sein, hatten die USA aufgefordert, sich nicht in den Fall in Rumänien einzumischen.

Die Frauen sagten, sie seien „äußerst besorgt“ angesichts der Berichte. Rechtsanwalt Matthew Jury, der die vier mutmaßlichen Opfer vertritt, sagte gegenüber der BBC, sie seien „völlig verblüfft, warum die Trump-Regierung beschlossen hat, auf diese Weise einzugreifen“.

Andrew Tate auf X: Elon Musk lässt misogynen Influencer gewähren

Tate wurde wegen seiner frauenfeindlichen Ansichten und Hassreden von mehreren Social-Media-Plattformen verbannt, hat aber mehr als zehn Millionen Follower auf der Plattform X, die im Besitz des US-Milliardärs Elon Musk ist.

Der „besondere Regierungsmitarbeiter“ von Donald Trump entsperrte nach seiner Übernahme der vormals als Twitter bekannten Plattform zahlreiche zuvor gebannte Accounts, auch jene von Frauenfeinden und Rechtsradikalen.

„Die schlimmsten Menschen der Welt fliehen heutzutage in die USA“

Politisch werden die Tates wie auch Musk und die „Maga“-Bewegung in den USA dem rechtsextremen Spektrum zu gerechnet. Tate habe in der Vergangenheit bewusst die Unterstützung von rechtsradikalen Politikern gesucht, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

Die Reise in die USA sorgt nun erneut für Aufsehen – und für scharfe Kritik an der Trump-Regierung in den USA. „Die schlimmsten Menschen der Welt fliehen heutzutage in die USA, um einer Anklage zu entgehen“, schrieb der irische Politik-Professor John O'Brennan bei X am Donnerstag und fügte hinzu: „Wie lange wird es dauern, bis den Tate Brothers Jobs in der Trump-Administration angeboten werden?“

Auch bei Feministinnen sorgt die Reise der Tates in die USA nun für Empörung. „Der vergewaltigende Präsident der USA möchte, dass Rumänien den Vergewaltiger Andrew Tate schont“, schrieb etwa die ägyptisch-amerikanische Journalistin Mona Eltahawy bei X.