Pro & ContraIst Markus Gisdol als Trainer des 1. FC Köln noch tragbar?
Markus Gisdol – ist er noch der richtige Trainer für den 1. FC Köln? Nach einer bislang schwachen Hinrunde steht er in der Kritik. Unsere Autoren sind geteilter Ansicht, ob er bleiben sollte.
Pro Markus Gisdol – von Guido Hain
Zugegeben, es hat schon Trainer in tabellarisch weitaus komfortableren Situationen gegeben, die sich dennoch auf dem Arbeitsmarkt plötzlich neu orientieren mussten. Auf die reinen Zahlen kann Markus Gisdol also nicht verweisen beim Nachweis seiner Jobtauglichkeit für den 1. FC Köln. Seine im Schnitt 0,73 Punkte in dieser Saison – eine verheerende Bilanz. Dennoch sollte dies nicht zu dem Fehler verleiten, ihn nun auf die Schnelle zu ersetzen. Die Misere am Trainer festzumachen, greift zu kurz. Die finanziellen Leitplanken gaben eben nicht mehr her als diesen Kader, der ganz offensichtlich vor allem in der Offensive unterdurchschnittlich besetzt ist. Es fehlt derzeit an geeigneten Stürmern und an Mitteln, diese Lücke zu schließen. Die von Gisdol implantierte Defensivstrategie folgte also den vorhandenen Begebenheiten. Zwischenzeitlich überraschende Punktgewinne basierten darauf. Dass sich Gisdol zuletzt in Freiburg aus der Deckung wagte und so den Untergang begünstigte, wird ihn zu Bewährtem zurückführen.
Ein Ergebnis wie dieses 0:5 als Maßstab für einen Trainerwechsel zu nehmen, wäre falsch. Gisdol hat bereits gezeigt, dass er eine Mannschaft – zumal unter Druck – richtig einstellen und trotz vieler junger Spieler zu Erfolgen führen kann. Bislang jedenfalls ist noch nicht bekannt, dass das Ansehen des Trainers innerhalb der Mannschaft gelitten hat. Sportchef Horst Heldt gilt als exzellenter Kenner des Metiers mit feinem Gespür für Strömungen innerhalb der Gruppe. Er wird erkannt haben, dass es nicht an Wille, Motivation und an Respekt dem Trainer gegenüber fehlt, sondern an den limitierten Möglichkeiten eines Teams liegt, dem Erfolg nur gelingen kann, wenn alles passt.
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Die Gewissheit, dass ein kostspieliger Trainerwechsel rasch sportliche Erfolge generiert, gibt es ohnehin nicht. Zumal dann dringend benötigte Mittel fehlten, die Mannschaft sinnvoll zu verstärken.
Contra Markus Gisdol – von Simon Bartsch
Wischt man die mitunter tief verwurzelten Emotionen und romantischen Gedanken rund um den Lieblingsfußballverein beiseite, bleibt der harte Kern des Profifußballs: das Geschäft. Um nichts anderes geht es bei der schönsten Nebensache der Welt. Und dieses Geschäft hat klare Regeln: Ein Trainer wird am Erfolg seiner Mannschaft gemessen. Bleibt dieser aus, muss er gehen. Das ist bitter. Ja, auch unfair. So funktioniert aber nun mal die Maschinerie Fußball.
FC-Trainer Markus Gisdol hat in dieser Spielzeit eine überschaubare Bilanz aufzuweisen. Elf Punkte aus 14 Spielen, dazu der Relegationsplatz. Dem FC fehlt es aber nicht nur an Punkten. Im Kölner Spiel steckt keine Idee.Trainer Gisdol wechselt munter zwischen Vierer- und Dreierkette hin und her, ohne Erfolg, dafür aber mit folgendem System: teils planlose lange Bälle auf entweder einen Stoßstürmer, der nicht in Form ist, oder eine falsche Neun, die auf dieser Position ihre technischen Fähigkeiten nicht entfalten kann. Köln findet offensiv nicht statt.
Die Statistik zeigt, dass Trainerwechsel meist nur einen kurzen, motivierenden Effekt haben. Dann muss aber die Frage gestattet sein, wann er sich am besten anbietet. Vor den richtungweisenden kommenden Spielen oder nach einer Schonfrist, die im Worst-Case-Szenario die Situation verschärft. Sollte der FC nicht langsam den Schlüssel zum Erfolg finden, sind die Tage von Gisdol in Köln ohnehin gezählt. Nachfolger stehen angeblich schon in den Startlöchern.
Noch hält der FC am Trainer fest, vermutlich auch, weil laut „Bild“ eine Abfindung von einer Million Euro im Raum steht. Geld, das der FC nicht hat und wenn lieber für Spieler ausgeben würde.Ein Abstieg in die zweite Liga würde den FC jedoch noch teurer zu stehen kommen. Das ist die Wahrheit – fernab jeglicher Fußball-Romantik.Ihre Meinung: dialog@kr-redaktion.de