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Rheinderby in Düsseldorf1. FC Köln holt trotz 56 Torschüssen nur einen Punkt

Lesezeit 5 Minuten
Kölner Verzweiflung: Jan Thielmann und Eric Martel (r.) stehen nach dem 2:2 in Düsseldorf enttäuscht vor der FC-Fankurve.

Kölner Verzweiflung: Jan Thielmann und Eric Martel (r.) stehen nach dem 2:2 in Düsseldorf enttäuscht vor der FC-Fankurve.

Der 1. FC Köln hadert mit dem unglücklichen 2:2 in Düsseldorf, ist aber von seiner Stärke weiter überzeugt.

Daniel Thioune war sich der Ungerechtigkeit bewusst. Es juckte den Trainer von Fortuna Düsseldorf aber nicht sonderlich. „Es ist nicht unbedingt ein gerechtes Unentschieden, aber ich habe hier vor drei Monaten auch gesessen und war der Meinung, dass Fußball nicht immer gerecht ist“, erinnerte Thioune an das dramatische Scheitern seines Teams in der Bundesliga-Relegation gegen den VfL Bochum.

Für ihn war das glückliche 2:2 (1:1) im Rheinderby gegen den 1. FC Köln zum einen also so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit, auf der anderen Seite aber auch ein wichtiger Punktgewinn: „Wir haben gegen die beste Mannschaft der Liga gespielt. Ich denke, wenn man so wie der FC Fußball spielt, werden sich auch Ergebnisse einstellen. Wir versuchen noch ein bisschen besser Fußball zu spielen, aber unsere Ergebnisse stimmen schon.“

Thioune zog dieses Fazit als Trainer des nach sechs Spieltagen ungeschlagenen Tabellenführers der 2. Fußball-Bundesliga. Neben ihm lauschte der Trainer „der besten Mannschaft der Liga“ den Ausführungen seines Kollegen mit leicht angespannten Gesichtszügen. Es war Gerhard Struber nicht zu verdenken, denn wie vor einer Woche bei der 1:2-Heimniederlage gegen den 1. FC Magdeburg hatte sein Team aus einer kapitalen Überlegenheit kein Kapital — sprich drei Punkte — schlagen können.

Wir hätten alle unsere bisherigen Spiele gewinnen können.
Christian Keller, FC-Geschäftsführer Sport

56 Kölner Torschüsse listeten die Statistiker für die beiden Spiele aus. Unter dem Strich gab es dafür aber nur einen Punkt. „Wir hätten den Sieg mehr als verdient gehabt, haben große Leidenschaft gezeigt, viel richtig gemacht und kaum Chancen zugelassen“, litt Struber hörbar unter dem Remis. „Wir können hier mit erhobenem Haupt rausgehen. Wir haben den Tabellenführer mehr als nur ins Wanken gebracht“, untertrieb Christian Keller dagegen sogar ein wenig.

Mit Blick auf die Auftritte gegen Magdeburg und Düsseldorf bilanzierte der FC-Sportchef ernüchtert: „Wir hätten alle unsere bisherigen Spiele gewinnen können. Wenn wir nur die beiden letzten nehmen: Dass wir da nur einen Punkt holen, ist kaum zu glauben.“

Da wollte und konnte ihm niemand widersprechen, zumal die Düsseldorfer alles Glück der Fußballwelt benötigten, um in den letzten Sekunden der Nachspielzeit noch zum Ausgleich zu kommen. Dem eingewechselten Jona Niemiec war eine Verzweiflungsflanke von der rechten Seite dermaßen verunglückt, dass sie zum unhaltbaren Flugobjekt für FC-Keeper Jonas Urbig wurde und hoch im langen Eck zum 2:2 einschlug (90.+5). „Wenn man durch so einen Sonntagsschuss, Kunstschuss oder Zufallsprodukt — wahrscheinlich letzteres — den Ausgleich kassiert, wollte das Spiel vielleicht auch nicht, dass wir als Sieger vom Platz gehen“, bemühte Keller höhere Kräfte.

Kapitän Timo Hübers konnte Niemiecs Glückschuss auch nicht fassen: „Den trifft er von 1000 Mal wahrscheinlich nur ein halbes Mal. Was soll man bei so einem Tor noch groß analysieren?“ Der beste FC-Spieler an diesem Samstagmittag blieb bei den Tatsachen: „Es ist sehr frustrierend. Ich weiß nicht, warum wir es nicht schaffen, das Ding ins Ziel zu bringen, warum wir es nicht schaffen, unsere Überzahlsituationen auszuspielen und zum Torschuss zu kommen“, sagte Linton Maina.

Kölner Ineffizienz und Düsseldorfer Glück

Der Kölner Achter hatte seine Farben mit einem traumhaft zu Ende gespielten Konter vermeintlich auf die Siegerstraße geführt (61.). Das 2:1 war in dieser Phase überfällig, nachdem der FC schon mit dem 1:1 zur Pause nach Treffern durch Eric Martel (21.) und Düsseldorf Emmanuel Iyoha höchst unzufrieden sein musste. Das Team von Gerhard Struber spielte wie aus einem Guss, legte im Vergleich zum Magdeburg in puncto Pressing und Kompaktheit eine Schippe drauf und dominierte den Tabellenführer nach allen Regeln der Kunst.

Weil Tim Lemperle, Damion Downs, Denis Huseinbasic und vor allem der verbesserte Luca Waldschmidt die zahlreichen Großchancen ungenutzt ließen, gerieten die Geißböcke in der Nachspielzeit unnötig ins Schwimmen. „In den letzten 20 Minuten waren wir vielleicht etwas zu passiv“, formulierte Christian Keller leichte Kritik. Zu zwingenden Torchancen kam Düsseldorf außer einem Lattenschuss von Giovanni Haag (90.+1) aber nicht.

Wahrscheinlich waren sich deshalb alle Kölner nach dem 2:2 einig, dass sie zwar an ihrer Ineffizienz und Fortunas Glück verzweifeln durften, sich um die grundsätzliche Richtung ihrer Entwicklung aber keine Sorgen machen müssen. „Ich bin mir sicher, dass sich die Mannschaft demnächst belohnen wird“, sagte Keller. Timo Hübers drückte es nach sechs von 34 Spieltagen so aus: „Was bleibt ist eine super Leistung und die Hoffnung, dass sich die Ergebnisse über eine gesamte Saison den Leistungen anpassen.“

Wir stehen in der Tabelle auf jeden Fall ganz falsch.
Linton Maina, Topscorer des 1. FC Köln

Nächsten Sonntag kommt mit dem Karlsruher SC das nächste Spitzenteam nach Müngersdorf: „Ich glaube, wenn man nach einem Spiel wie gegen Magdeburg, wo wir vom Fußballgott verdammt wurden, so ein Spiel beim Spitzenreiter abreißt, spricht relativ wenig dafür, dass wir den Kopf in den Sand stecken“, sagte Kapitän Hübers.

Gerhard Struber konnte diese These nur unterschreiben: „Sorgen würden wir uns machen, wenn wir hier zu keinen Möglichkeiten kommen oder dem Spitzenreiter der Liga das Spiel übergeben.“ Bleibt die ernüchternde Bilanz, dass der FC nach sechs Spieltagen zwar das fußballerisch beste Team der 2. Liga stellt, mit acht von 18 Punkten aber im Mittelfeld festhängt. „Wir stehen in der Tabelle auf jeden Fall ganz falsch“, brachte Topscorer Linton Maina die aktuelle Situation auf den Punkt.