Das 2:3 nach Penaltyschießen gegen den ERC Ingolstadt war für die Mannschaft von Trainer Kari Jalonen bereits die vierte Niederlage im vierten Spiel, das nicht nach regulärer Spielzeit beendet war.
Erneut Extrapunkt vergebenDen Kölner Haien fehlt der lange Atem
Moritz Müller konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Womöglich war der Kapitän der Kölner Haie selber so überrascht, dass seiner Mannschaft in der zweiten Minute der Verlängerung die Siegchance praktisch auf dem Silbertablett serviert worden war. Gästestürmer Wojciech Stachowiak hatte sich bei einer Rangelei mit KEC-Verteidiger Adam Almquist durch übermotiviertes Einsteigen zu einer Hinausstellung hinreißen lassen, die den Haien in der entscheidenden Phase eine zweiminütige Überzahl bescherte. Allerdings gelang es den Kölnern nicht, Kapital aus ihrer numerischen Überlegenheit zu schlagen. Der Tabellenführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) überstand die Schlüsselszene der Partie ohne Gegentor und rettete sich ins Penaltyschießen, wo der KEC die Quittung für sein ungenutztes Powerplay erhielt.
„Wir hatten in der Overtime Chancen zum Extrapunkt“, ärgerte sich Trainer Kari Jalonen über die vermeidbare 2:3 (0:0, 2:2, 0:0, 0:0, 0:1)-Heimniederlage gegen den Primus, der mit dem achten Sieg in Folge seinen Vereinsrekord einstellte. Bereits im ersten Heimspiel des Wochenendes hatte der KEC die Chance auf den Zusatzpunkt verstreichen lassen. Im Gegensatz zur 2:3-Pleite nach Verlängerung gegen die Schwenninger Wild Wings zeigte sich Jalonen diesmal aber zufrieden mit dem Auftritt: „Ich bin stolz auf die Mannschaft und die Art und Weise, wie sie auf das Spiel am Freitag reagiert hat. Heute haben wir gezeigt, dass wir aggressiv spielen können“, sagte der Finne.
Nach temporeichen 60 Minuten hatte es leistungsgerecht 2:2 gestanden. Alle vier Tore waren im Mitteldrittel gefallen. Die Kölner Führung durch einen Abstauber von Josh Currie (23.) hatten Fabio Wagner und Wayne Simpson (beide 33.) innerhalb von nur 25 Sekunden gedreht. Beiden Gegentoren waren individuelle Fehler des KEC vorausgegangen. Den Ingolstädter Konter zum 1:1 leitete Louis-Marc Aubry mit einem Fehlpass in der gegnerischen Hälfte ein. Beim 1:2 patzte Youngster Robin van Calster gleich doppelt. Die Antwort durch Gregor MacLeod (34.) erfolgte aber postwendend.
Neben der beherzten Gangart seiner Spieler lobte Jalonen auch das Penalty-Killing, das bei allen vier Unterzahl-Situationen funktioniert hatte. „Wir haben in Unterzahl gute Arbeit geleistet gegen das beste Powerplay der Liga. Das war ein Schlüssel für den einen Punkt“, resümierte der Kölner Trainer. Zudem verfügte der KEC in Nachverpflichtung Julius Hudacek einmal mehr über einen starken Rückhalt zwischen den Pfosten. Und so überwogen bei Jalonen trotz der Niederlage die positiven Aspekte: „Ingolstadt ist gut in die Saison gestartet und hat bisher erst ein Spiel verloren. Das gibt uns Selbstvertrauen.“
Auch Jan Luca Sennhenn sieht die Haie grundsätzlich auf dem richtigen Weg. „Ich denke, wir können mit unserer Leistung zufrieden sein“, erklärte der junge Verteidiger. „Wir verinnerlichen die Strukturen immer mehr. Es ist klar vorgegeben, was wir zu tun haben. Der Prozess nimmt gut Fahrt auf.“ In den Ergebnissen spiegeln sich die von Sennhenn genannten Fortschritte bislang allerdings nur in begrenztem Umfang wider. Die magere Heimbilanz von vier Niederlagen in sechs Spielen steht im Widerspruch zu den hohen Ansprüchen des KEC, der nach neun Spieltagen über einen Mittelfeldplatz nicht hinauskommt. Auch, weil er alle bisherigen vier Spiele, die nicht nach regulärer Spielzeit beendet waren, verloren hat. „Die Liga ist eng, da ist jeder Punkt wichtig“, mahnt Angreifer Parker Tuomie.
Um die Bilanz aufzupolieren, sollten die Haie ihrer Favoritenrolle am kommenden Freitag (19.30 Uhr) im ersten Derby der Saison bei Schlusslicht Düsseldorfer EG sowie am Sonntag (16.30 Uhr/beide Magenta Sport) beim Tabellenvorletzten Iserlohn Roosters gerecht werden. „Das werden zwei hitzige Spiele mit viel Stimmung“, sagt Sennhenn, der vor den Duellen gegen die beiden Abstiegskandidaten betont: „Es geht in erster Linie um unser Spiel. Wenn wir das durchziehen, ist es egal, ob wir gegen ein Team aus der Tabellenspitze oder aus dem Keller spielen.“ Tim Wohlgemuth wird dann noch nicht wieder dabei sein. Wie der KEC auf Anfrage der Rundschau mitteilte, fällt der Stürmer wegen einer Muskelverletzung noch ein bis zwei Wochen aus.