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FC-Trainer Gisdol vor Spiel gegen Mainz„Ein Stück Menschlichkeit muss dabei sein“

Lesezeit 4 Minuten
Gisdol

FC-Trainer Markus Gisdol

  1. Die Regeln des Hygienekonzeptes hält Gisdol für richtig, aber nicht hundertprozentig umsetzbar.
  2. Sein Team sieht er indessen bestmöglich gegen das Spiel gegen Mainz am Sonntag vorbereitet.

Köln – In Zeiten von Corona ist viel von möglichen Veränderungen für die Zeit nach der Pandemie die Rede. Besser soll es werden, gemeinschaftlicher, friedlicher und zugewandter. Als der Bundesliga-Trainer Heiko Herrlich sich nun das Einkaufen von Handcreme und Zahnpasta selbst anzeigte und zur Strafe seinen FC Augsburg im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg nicht von der Bank aus betreuen wird, tat sich die Möglichkeit auf, gleich zum Re-Start der Fußball-Bundesliga am Wochenende das Thema „Menschlichkeit“ in den Fokus zu rücken. Auch für Markus Gisdol: „Ein Stück Menschlichkeit muss dabei sein“, appellierte der Trainer des 1. FC Köln vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den 1. FSV Mainz 05 und dem Duell mit Ex-Coach Achim Beierlorzer.

Es geht um Fußball

Gisdol hatte dabei nicht viel anderes im Sinn, als aufzuzeigen, dass es trotz der außergewöhnlichen Begleitumstände ab sofort auch wieder um den Fußball geht. Um ein Spiel aus dem normalen Leben, das von Emotionen und Zweikämpfen lebt. Deshalb hält er die von der DFL in ihrem Hygienekonzept auferlegten Verbote weitgehend für richtig, aber nicht hundertprozentig umsetzbar. „Jemandem aufhelfen oder sich kurz abklatschen ist nicht das Allerschlimmste. Und wenn einer eine Mücke im Mund hat, soll er sie dann runterschlucken und nicht ausspucken? Alle auf dem Platz und außen herum sind mehrfach negativ getestet worden“, sagte der Coach.

Er hofft vielmehr, dass nicht jede Aktion der Spieler zu kritisch beäugt wird. „Regeln sind gut und wichtig, aber man sollte auch immer den Menschen sehen. Emotionen sollen dazu gehören, sonst wird das Spiel krass verändert. Heiko Herrlich wird verurteilt, als hätte er eine Bank ausgeraubt. Wir sind nicht frei von Fehlern. Ich bitte, alles richtig einzuordnen“, sagte Gisdol.

Lösungsorientiertes Denken und Handeln

Der Trainer demonstrierte auf der ersten virtuellen Spieltags-PK des FC seine Fähigkeit, die Dinge nicht zu dramatisieren sondern lösungsorientiert anzugehen. Auch bei der Frage nach dem Nachteil, der entstehen könnte, weil im eigenen Stadion die Unterstützung der Fans fehlt: „Wenn ich nach Hause fahre und meine Familie ist nicht da, komme ich trotzdem in meine gewohnte Umgebung. Das ist besser, als in einem fremden Haus zu sein, in dem ich mich nicht wohlfühle. Für mich ist der Heimvorteil noch da, denn es ist besser und schöner zu Hause zu spielen“, erklärte Gisdol.

Team bestens vorbereitet

Sein Team sieht er bestmöglich vorbereitet. „Unser Niveau im Zweikampfverhalten hat sich im Mannschaftstraining stabilisiert. Die Jungs haben sich von Tag zu Tag mehr auf den Wettkampf gefreut. Wir konzentrieren uns, so gut es geht, auf das Wesentliche, also das Spiel gegen Mainz.“ Seine Mannschaft hat ihn positiv überrascht. Gerade unter psychologischen Aspekten hatte Gisdol während der Quarantäne-Phase im Hotel mit mehr Schwierigkeiten gerechnet: „Das Team geht super mit der ungewohnten Situation um. Die Stimmung war die ganze Zeit über gut und im Training gab es nur die normalen Schwankungen von Tag zu Tag.“

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Der Trainer und sein Team dürfen also zuversichtlich sein, ihre erfolgreichen, selbstbewussten Auftritte von vor der Zwangspause fortsetzen zu können. Zumal sich das Training aktuell nicht mehr von dem vor der Corona-Krise unterscheidet: „Wir sind mit einem positiven Gefühl unterwegs gewesen. Das macht das Arbeiten trotz all der Schwierigkeiten einfachen. Wir wissen, dass wir es können, denn wir haben es bewiesen. Unsere Herausforderung ist es, die Dinge auch ohne Zuschauer und Fremdmotivation auf den Platz zu bringen.“

„Der Klassenerhalt ist noch nicht gesichert“

Siege gegen Mainz sowie eine Woche später Zuhause gegen Düsseldorf und der FC dürfte nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. „Es bleibt wichtig, dass wir uns mit dem beschäftigen, was unmittelbar auf uns zu kommt. Wir wollen Mainz unbedingt schlagen und unsere Strategie mit einer Mischung aus gesundem Selbstbewusstsein und Demut beibehalten“, sagte Sportchef Horst Heldt zu den Aussichten des FC, in der Tabelle nach oben schielen zu können: „Die Reihenfolge ist entscheidend. Der Klassenerhalt ist noch nicht gesichert.“

Voraussichtliche Aufstellungen: 1. FC Köln: Horn; Ehizibue, Bornauw, Leistner, Schmitz; Skhiri, Hector; Drexler, Uth, Kainz; Cordoba. – 1. FSV Mainz 05: F. Müller; St. Juste, Bruma, Niakhaté; R. Baku, Aaron; Barreiro, Latza; Öztunali, Quaison; Szalai.