Erstes Training überstandenGisdol macht guten ersten Eindruck – Spieler beeindruckt
Köln – Horst Heldt drückte es gleich an seinem ersten Arbeitstag klar und deutlich aus: „Markus ist in der Lage vielseitig zu agieren, er ist nicht nur auf ein System festgelegt“, hatte der Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln den neuen Trainer und seine Methoden am Dienstag angepriesen. Als Markus Gisdol am Mittwoch die Mannschaft des Fußball-Bundesligisten mit tragbarer, altmodischer Taktiktafel und modernem Laptop zu seiner zweiten Übungseinheit am Geißbockheim bat, bestätigte er Heldts Aussage unfreiwillig. Die Tatsache aber, dass beim angezählten FC aktuell für Jeden etwas dabei sein muss, ist nicht von der Hand zu weisen. „Es ist wichtig, Ruhe und Stabilität reinzubringen, um aus dieser Situation herauszukommen“, erklärte Gisdol. Also wieder zusammenschweißen, was auseinandergedriftet ist.
Das nötige Selbstbewusstsein für diese anspruchsvolle Aufgabe hat der 50-Jährige neben Tafel und Laptop auch im Gepäck. Angesprochen auf die Skepsis, die ihm schon vor seinem ersten Tag in Köln entgegengebracht wurde, antwortete Gisdol: „Ich kann sagen, warum ich hier bin, was mich erwartet und was ich leisten kann.“ Wer den Trainer am Mittwoch beim Training beobachtete, sah ihn immer mittendrin im Geschehen und hörte kurze, klare Anweisungen im feinsten Schwäbisch. „Der Trainer hat einen richtig guten Eindruck gemacht und versucht zu vermitteln, was er von uns will“, berichtete FC-Abwehrchef Rafael Czichos pflichtbewusst.
Die Lust am Spiel in Modeste muss aufwachen
Zu Gisdols wichtigsten Aufgaben dürfte es gehören, bei Anthony Modeste die Lust am Spiel wieder zu wecken. So wie im Herbst 2013. Gisdol hatte als Trainer der TSG Hoffenheim den Franzosen im Sommer für drei Millionen Euro aus Bastia geholt. Nach acht Partien hatte der Torjäger schon sechs Treffer auf seinem Konto. Am Saisonende waren es zwölf.
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„Ich war von Anfang an beeindruckt von der Arbeit des Trainers, vor allem im taktischen Bereich. Ich habe das Gefühl, dass er seine Spieler liebt und ihnen viel Vertrauen schenkt“, stimmte Modeste Lobeshymnen auf Gisdol an. Vertrauen, dass in der folgenden Saison aber schnell verloren ging. Modeste saß immer häufiger auf der Bank und wechselte schließlich geplagt von Unzufriedenheit im Sommer 2015 für 4,5 Millionen Euro nach Köln. Beim FC angekommen, ließ der Stürmer dann verlauten, dass Peter Stöger ihm das Vertrauen schenke, das er in Hoffenheim nicht mehr bekommen habe.
„Wir brauchen Tony in Bestform“
„Wir hatten eine erfolgreiche Zeit in Hoffenheim. In der zweiten Saison war die Konkurrenzsituation im Sturm eine andere“, erklärte Markus Gisdol die Enttwicklung. In Köln sah sich der Trainer deshalb mit der Behauptung konfrontiert, kein gutes Verhältnis mehr zu dem sensiblen Modeste haben. Gisdol begegnete dem Vorwurf mit einem „das Verhältnis ist anständig“ und einem Wunsch: „Wir brauchen Tony in Bestform, und es wäre doch geil, wenn wir ihn hinbekommen würden.“
Wie diese Form aussehen könnte, zeigte der 31-Jährige am Mittwoch. Anfang der Woche hatte es noch geheißen, dass er aufgrund einer im Test gegen Zwolle erlittenen Verletzung wohl für das Spiel am Samstag (18.30 Uhr) bei RB Leipzig ausfällt. Dienstag fehlte Modeste tatsächlich, am Mittwoch aber trainierte er, als wäre er nie verletzt gewesen. Reihenweise versenkte er die Bälle präzise und wuchtig im Tor, war spritzig und höchst motiviert.
Im Trainingsspiel gehörte Modeste als einzige Spitze dann auch zur „A-Elf“, die in einem 4-5-1-System extrem defensiv agierte. Zwei mögliche Hinweise auf die Partie in Leipzig und der Beweis, dass Markus Gisdol nicht auf ein System festgelegt ist. Eigentlich steht er nämlich für offensiven Fußball und hohes Pressing. Wahrscheinlich wäre diese Spielidee unpassend. Immerhin tritt der FC als Aufsteiger und Tabellenvorletzter bei einem in Topform befindlichen Champions League-Teilnehmer an.