Bayer 04 Leverkusen hat die 1:2-Heimniederlage gegen den 1. FC Köln schnell abgehakt und konzentriert sich auf das Europa League-Halbfinale am Donnerstag gegen AS Rom.
1:2 gegen KölnLeverkusen ärgert sich nur kurz und freut sich auf Rom
Einmal musste er dann doch zurückziehen. Im Zweikampf mit Jan Thielmann brach Florian Wirtz seine Bewegung ab, ließ den robust einsteigenden Gegenspieler gewähren, um sein eigenes Knie zu schonen. Diese Szene ereignete sich in der 54. Minute des Derbys, nahe dem Mittelkreis, sodass die 30 210 Zuschauer in der ausverkauften BayArena sie am späten Freitagabend nur peripher wahrnahmen. Für Wirtz und Bayer Leverkusen ging es beim Stand von 1:2 darum, einen defensiv, wie offensiv fehlerhaften Auftritt zu korrigieren. Gegen die gut organisierten, leidenschaftlich, solidarisch und robust verteidigenden Gäste vom 1. FC Köln fiel das aber nicht nur dem Ausnahmekönner sichtlich schwer.
Rolfes kritisiert Mannschaft für ihre Ungeduld
„Es war ein wildes Spiel, mit viel Hin und Her“, ordnete Simon Rolfes die erfolglose, zweite Halbzeit ein. Und der Geschäftsführer der Werkself ergänzte: „Wir haben die Situationen nicht so gut vorbereitet, dass wir mal ins Eins-gegen-Eins kommen und vorne unsere Schnelligkeit und Torgefahr ausspielen konnten.“ Bei 64 Prozent Ballbesitz, einer Zweikampfquote von 58 Prozent und 672 (zu 375) gespielten Pässen wollte Rolfes seinen Profis den Willen nicht absprechen. Er kritisierte sie eher für ihre Ungeduld: „Das war genau das, was Köln wollte. Wir waren zu hektisch und hatten nicht mehr die emotionale Kontrolle“, ärgerte sich der Geschäftsführer über das Ende einer Serie von 14 Pflichtspielen ohne Niederlage.
Auch die taktische Umstellung vom 3:3:2:2-System auf ein 4:2:3:1 mit Adam Hlozek als Fixpunkt im Sturm half nicht. Zwar setzte Wirtz zwei Tage nach seinem 20. Geburtstag alle Mittel ein, lief gegen seinen Ausbildungsverein im offensiven Mittelfeld so viel wie kein anderer Leverkusener (12,58 Kilometer) und versuchte mit Dribblings durch die Mitte, aber auch auf den Flügeln durchzubrechen. Nach 96 intensiven Minuten musste er sich aber eingestehen, dass die flächendeckend pressenden Kölner oft einen Tick schneller waren.
Dass er den Angriff zum zwischenzeitlichen 1:1 mit einem, zum späteren Torschützen Amine Adli, durchgesteckten Ball eingeleitet hatte (28.), war nur ein schwacher Trost. 13 Monate nach dem erlittenen Kreuzbandriss beim 0:1 gegen den 1. FC Köln, musste Wirtz den Rasen wieder als Verlierer verlassen. Sein Knie schmerzte zwar nicht mehr und das war nach einem gebrauchten Abend die beste Nachricht für alle Leverkusener. Die Pleite gegen den Effzeh beschäftigte den ehrgeizigen Kreativspieler aber tagelang.
„Am Wochenende ärgern wir uns noch über das Derby, ab Sonntag oder Montag geht es dann aber voller Vorfreude auf Rom zu“, riss nicht Wirtz, sondern sein Teamkollege Robert Andrich das Ruder verbal herum. Bayers „Aggressive Leader“ legte den Finger in die Wunde und kritisierte das Abwehrverhalten bei beiden Gegentoren als „zu einfach“. Dann gab er dem am Donnerstag anstehenden Highlight bei der AS Rom aber den richtigen Rahmen: „Definitiv ist das das größte Spiel meiner Karriere. Ein Europa League-Halbfinale wird für uns alle etwas Besonderes, wir freuen uns drauf.“
AS Rom verpatzt Generalprobe
Binnen sechs Tagen sollte es den Leverkusenern gelingen, gut zu regenerieren, das Köln-Spiel nach- und das Rom-Spiel vorzubereiten. Es gilt einen neuen Motivationsansatz zu finden. Am Donnerstag erwartet die Werkself in der italienischen Hauptstadt ein ähnlich hitziges Spiel wie am Freitag. „Das wird ein Hexenkessel“, merkte Simon Rolfes an, „da braucht es wieder das, was wir in den letzten Wochen gut gemacht haben.“ Trotz des Derbys sei man schließlich „in sehr, sehr guter Form“. Und schließlich verpatzte auch AS Rom die Generalprobe zu Hause und unterlag Inter Mailand in der Serie A mit 0:2.