Auch Jazz-Superstar Vince Mendoza war zu Gast in der Alten Drahtzieherei in Wipperfürth.
Die Farben des JazzRoman und Julian Wasserfuhr spielen mit WDR-Big-Band in Wipperfürth
Zum gemeinsamen Konzert der Wasserfuhr-Brüder mit der WDR-Big-Band sind Jazzfans aus halb NRW angereist – wie Autokennzeichen aus Hagen und Siegen, Wuppertal, Köln und dem Sauerland verraten. Die Drahte war am Sonntagabend restlos ausverkauft. Mit „The Big Picture“legt die rund 20-köpfige Band ganz entspannt los. Dann begrüßt Bandleader und Arrangeur Vince Mendoza die eigentlichen Stars des Abends: Die Brüder Roman und Julian Wasserfuhr (Klavier und Trompete) sowie, höchst ungewöhnlich für eine Big Band, den Cellisten Jörg Brinkmann.
Seit ihrer CD „Relaxin in Ireland“, erschienen 2018, haben die Brüder und Brinkmann immer wieder zusammengearbeitet. Das melancholisch-verträumte „Solitude“ ist ein typisches Wasserfuhr-Stück, bei dem sich die lyrischen, warmen Klänge des Streichinstruments wunderbar mischen mit dem perlenden Flügel und der darüber singenden Trompete von Julian Wasserfuhr.
Big Band greift Themen der Solisten auf
Die Big Band greift die Themen der Solisten auf und spiegelt sie zurück, wie ein Echo aus der Ferne. Gleichzeitig wird der intime Wasserfuhr-Sound durch die Orchestrierung noch farbiger und facettenreicher. „Bis vor kurzem kannte ich die Musik von Julian und Roman nicht“, erzählt Vince Mendoza im Gespräch mit unserer Zeitung vor dem Konzert. Als der WDR bei ihm anfragte, besorgte sich der US-Amerikaner erst einmal die Aufnahmen der Brüder.
Und er sieht Parallelen zu seinen eigenen Kompositionen, etwa bei der Rolle der Melodik. Der Kalifornier ist nicht nur weltweit als Arrangeur sehr gefragt und höchst erfolgreich, er ist auch ein sympathischer Entertainer, der gerne mit dem Publikum scherzt. Die Alte Drahtzieherei lobt er in den höchsten Tönen: „What a wonderful place“ (was für ein wunderbarer Ort). „Englishman in New York“ ist einer der bekanntesten Hits von Sting.
Superstar in der Welt des Jazz
Vince Mendoza ist in der Welt des Jazz einer der gefragtesten Künstler und ein weltweit anerkannter Arrangeur und Komponist. So stammt unter anderem das Orchesterarrangement zu Robbie Williams Album „Swing When You're Winning“ von ihm. Zwei Grammys (2001 und 2004), mehrere Nominierungen und der German Jazz Award sind unter seinen vielen Auszeichnungen. Premiere bei der WDR Big Band in Köln feierte er bereits 1990. Mendoza lebt in Los Angeles.
Die Kombination Wasserfuhr/Mendoza/Big Band schafft daraus etwas ganz Neues. Das geisterhaft-beschwörende Cello erinnert an die Minimal Music von Philipp Glass, die Spannung steigt langsam an, es brodelt unter der Oberfläche, bis sich die pure Spielfreude Raum schafft. Einen ganz anderen Charakter hat das funkige „Target II“, mit einem stetig treibenden, pulsierenden Rhythmus.
Die WDR-Big-Band ist nicht nur ein fantastisches Orchester, sie verfügt auch über herausragende Solisten wie Paul Heller am Tenorsaxophon und die beiden Trompeter Ruud Breuls und Andy Haderer, bei dem Julian Wasserfuhr bereits als 16-Jähriger studiert hatte.
Die Brüder Wasserfuhr haben neben dem Cellisten Jörg Brinkmann mit Martin Scales einen höchst virtuosen E-Gitarristen mitgebracht, der eine rockige Note zum Gesamtsound beisteuert. Zum Schluss des über zweistündigen Konzerts am Wupperufer applaudiert das Publikum im Stehen. Wohin man schaut, überall gibt es glückliche Gesichter. Auch bei den Musikern der WDR-Big-Band, für sie war es das letzte Konzert vor der Sommerpause.