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Zuhause Strom sparenBerater des SKM in Troisdorf sucht nach Stromfressern

Lesezeit 4 Minuten
Rolf Haubrichs und Sylwia Buchalska sitzen gemeinsam am Esstisch.

Berater Rolf Haubrichs (r.) hat Sylwia Buchalska (l.) Glühlampen, Thermo- und Hygrometer und eine Steckdosenleister mitgebracht.

Besonders in der heutigen Zeit wichtig: Rolf Haubrichs, Berater des SKM, gibt Familien einfache Tipps zum Energie sparen – der Service ist kostenlos.

Dieser Besucher bleibt nicht auf dem Sofa sitzen. Rolf Haubrichs geht in die Küche, schaut in Sylwia Buchalskas Kühlschrank und rät: „Drücken Sie diesen Knopf.“ Die Anzeige am Gefrierfach springt von minus 20 auf minus 18 Grad Celsius. So einfach kann Sparen sein, das Gerät braucht nun 20 Prozent weniger Energie.

Berater des SKM verspricht: „Ich finde jeden Stromfresser“

Der Berater ist derzeit gefragt wie lange nicht: Hohe Strom- und Gaspreise lassen die Menschen mit niedrigem Einkommen nicht nur im Winter zittern. „Ich finde jeden Stromfresser“, verspricht der 67-Jährige, der bereits seit 2009 im Auftrag des Vereins SKM Rhein-Sieg in die Wohnungen und Häuser geht. Der Service ist kostenlos und lohne sich in jedem Fall, sagt Haubrichs. Auch für Buchalska, die schon einiges beherzigt.

Blick auf das neue Hygrometer, welches auf dem Esstisch steht.

Die Luftfeuchtigkeit bei Familie Buchalska ist optimal, zeigt das neue Hygrometer an.

Die 46-Jährige ist alleinerziehend und in Teilzeit berufstätig. Die Computer- und Playstationnutzung ihres elfjährigen Sohns habe sie stark reglementiert und elektronische Sperren installiert. Auch der Fernseher bleibe meistens aus, sagt die Vorarbeiterin in einer Reinigungsfirma.

Gleichwohl sei der sehr große Bildschirm ein Schwachpunkt, informiert Haubrichs: „Kleinere verbrauchen sehr viel weniger.“ Auch der Kühlschrank habe für zwei Bewohner viel Volumen. Buchalska zuckt die Achseln: „Ich habe die Küche übernommen und kann sie in Raten abzahlen.“ Ein neues Gerät sei einfach nicht drin.

Vermieter für Erneuerungen von Geräten nicht verantwortlich

Das trifft auch auf den alten, hydraulischen Durchlauferhitzer im Bad zu, der vernehmlich knackt. Entweder laufe das Wasser zu kalt aus dem Hahn oder zu heiß. Ein neuer, elektronischer würde zwar besser und sparsamer funktionieren, aber mindestens 300 Euro kosten. „Vielleicht sollte ich den Vermieter ansprechen?“, schlägt Buchalska vor. Der aber ist laut Haubrichs nicht in der Pflicht: „Er muss nur für warmes Wasser sorgen.“

Es ist der zweite Termin des Stromsparcheckers in der 74-Quadratmeter-Wohnung, beim ersten machte er eine Bestandsaufnahme, maß den Verbrauch der Geräte, wo die Steckdosen zugänglich waren. Und übergab zwölf Seiten mit Tipps.

Mein Lieblingsgetränk kostete vorher 60 Cent, jetzt 85.
Sohn Emmanuel

Sylwia Buchalska hat noch keine Übersicht über ihren Verbrauch: „Ich bin erst im September eingezogen.“ Sie beantragte Wohngeld bei der Stadt, beim Formular fand sich ein Infozettel für den Sparcheck. Sie rechne mit stark steigenden Preisen. Die Mehrbelastung spüre sie jetzt schon bei den Lebensmitteln. Auch ein Thema für ihren Sohn Emmanuel: „Mein Lieblingsgetränk kostete vorher 60 Cent, jetzt 85“, sagt der Realschüler.

SKM-Berater bringt Spar-Equipment mit

69 Euro könne sie im Jahr sparen allein mit dem Equipment, das er als Geschenk mitgebracht habe, verkündet der Berater. Er steigt im Flur auf eine Leiter, dreht eine der neuen Glühlampen in die Deckenleuchte: „Die verbrauchen nur sieben Watt und bringen 60.“ „Viel heller als die alten“, freut sich die Mieterin. Die Steckerleiste habe neben einzelnen Schaltern einen Überspannungsschutz.

Das neue Thermo- und Hygrometer zeige an, wenn es Zeit zum Lüften sei, erklärt Haubrichs. Es ist ein Smiley zu sehen. Alles im grünen Bereich. Sie lüfte seit dem ersten Check-Termin anders, erzählt die 46-Jährige. „Ich mache die Heizungen aus und später wieder an.“ Rolf Haubrichs setzt Häkchen auf seine Formulare, alles wird dokumentiert.

Bei einer Familie stand ein großer Kühlschrank auf der Terrasse, in der prallen Sonne. Der hat im Sommer bis zu 800 Kilowatt verbraucht.
Rolf Haubrichs

Woanders gebe es mehr Probleme, plaudert er aus dem Nähkästchen, natürlich ohne Namen zu nennen: „Bei einer Familie stand ein großer Kühlschrank auf der Terrasse, in der prallen Sonne. Der hat im Sommer bis zu 800 Kilowatt verbraucht.“ Bei den aktuellen Strompreisen wären das rund 30 Euro – pro Stunde.


Lohmar steigt ein

Beim Stromsparcheck steigt jetzt auch die Stadt Lohmar ein. Finanziert wird zwei Jahre eine halbe Stelle für einen Langzeitarbeitslosen, die beim gemeinnützigen Verein SKM Rhein-Sieg angesiedelt ist. Dafür zahlt die Stadt jährlich 30.000 Euro, die Mittel kommen aus dem Budget „Ökocent“, mit dem Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes finanziert werden.

Das Beratungsangebot für Bezieher sozialer Leistungen startete bereits 2009, anfangs gab es acht Stromsparhelfer, sechs davon langzeitarbeitslos. Als 2011 die Bundesförderung auslief, blieben nur noch die Städte Troisdorf und Siegburg im Boot, 2019 kam das Projektende. 2022 begann es wieder in Troisdorf, mit finanzieller Unterstützung der Stadtwerke Troisdorf.

Vier Spartipps

23,4 Prozent Strom verbrauchen Fernseher, Computer, Playstation und Router durchschnittlich. Spartipp: abschaltbare Stromleisten, keine Bildschirmschoner, Bildschirme abdunkeln.

14,7 Prozent fressen Kühlgeräte. Spartipp: sieben beziehungsweise minus 18 Grad Celsius reichen; kühler Aufstellort, Abstand zur Wand.

10,5 Prozent Strom werden für Kochen und Backen gebraucht. Spartipp: Wasser im Wasserkocher erhitzen; Deckel nutzen, Eierkocher und Schnellkochtopf. Die Umluftfunktion des Backofens erlaubt weniger Temperatur.

10,5 Prozent verbrauchen Waschmaschine und Trockner. Spartipp: Trommel füllen, niedrige Temperatur wählen, an der Luft trocknen.