Tag gegen Gewalt an Frauen„Windeck ist keine gewaltlose Insel“
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Zum heutigen 40. Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, auch „Orange Day“ genannt, steht in jeder Kommune des Kreises mindestens eine orangefarbene Bank. Sie soll den Fokus auf die psychische und physische Gewalt gegen Frauen und Mädchen lenken, und auf örtliche Schutzangebote aufmerksam machen.
Frau Höhn, wie ist es um Windeck bestellt, lebt es sich wie auf einer recht idyllischen Insel?
Karin Höhn: Windeck ist leider keine Insel der Gewaltlosigkeit. Auch in Windeck kommt häusliche Gewalt in allen Altersklassen und Schichten vor. Fachkräfte, Behörden und Institutionen arbeiten deshalb in zahlreichen Kooperationen und Arbeitskreisen seit langem zusammen, um den Schutz von Kindern und Frauen zu verbessern. Untersuchungen haben ergeben, dass häusliche Gewalt zu über 90 Prozent von Männern an Frauen verübt wird. Falls Kinder in der häuslichen Gemeinschaft leben, sind sie immer mit betroffen.
Mit welchen Formen der Gewalt haben Sie es vorwiegend zu tun?
Häusliche Gewalt kommt in unterschiedlichen Formen vor, zum Beispiel sexuelle Übergriffe, aber auch als körperliche und/oder seelische Misshandlung.
Welche Möglichkeiten des Schutzes gibt es?
Frau sollte in der akuten Gefahrensituation die Polizei unter 110 anrufen und versuchen, sich und die Kinder in Sicherheit bringen. Bis die Polizei eintrifft, kann das entweder in der eigenen Wohnung sein oder bei Freunden, Nachbarn oder in einem Geschäft. Die Polizei kann eine Wohnungsverweisung und/oder ein Rückkehrverbot gegen den Täter aussprechen.
Wie gehen Sie vor?
Die Vorgehensweise beziehungsweise Beratung richtet sich nach den Besonderheiten des Einzelfalles und nach den Wünschen der Frauen. Ziel ist es, über Unterstützungsangebote zu informieren, etwa Fachberatungsstelle Frauenzentrum, Familienberatung, Suchtberatung, Hilfsangebote des Jugendamtes, aber auch Männerberatungsangebote sowie Informationen zur Wohnungsverweisung des gewalttätigen Partners, gerichtlich angeordnete Näherungsverbote und andere.
Kontakt zur Gleichstellungsbeauftragten
Karin Höhn ist in der Gemeindeverwaltung erreichbar unter 02292/60 11 40 sowie per E-Mail. Zudem verweist sie auf die Internetseite des runden Tisches gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis. (sys)
Was tun bei einem Übergriff des Partners?
Grundsätzlich sollte die Frau in der akuten Gefahrensituation nicht zögern, die Polizei zu rufen um sich und ihre Kinder zu schützen. Bei Verletzungen sollte auf jeden Fall so schnell wie möglich ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Verletzungen sollten zur Beweissicherung dokumentiert werden – auch falls erst zu einem späteren Zeitpunkt rechtliche Maßnahmen ergriffen werden.
Gibt es ein Alter, in dem die Gefahr sexueller Übergriffe für Frauen besonders groß ist?
Sexuelle Gewalt gegenüber Frauen ist nicht auf ein bestimmtes Alter begrenzt, beginnt beim sexuellen Missbrauch von Säuglingen und geht bis zum Missbrauch von hilflosen Seniorinnen in Pflegeheimen. Deshalb ist es so wichtig, gegen jede Form von häuslicher und sexueller Gewalt Stellung zu beziehen und Betroffenen Unterstützung anzubieten.