Erftstadt-Bliesheim – „Wir haben eine große Hürde genommen.“ Der Bliesheimer Ortsbürgermeister Frank Jüssen lässt aber keinen Zweifel daran, dass noch jede Menge Hindernisse überwunden werden müssen, bevor aus der alten Gaststätte Haus Giersberg das Dorfgemeinschaftshaus „Em Dörp“ wird. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt das Projekt mit 250 000 Euro aus dem Dorferneuerungsprogramm 2019.
Die Sache hat einen Pferdefuß. Mindestens einen. Bei dem Geld handelt es sich im eine 65-prozentige Förderung, sprich, der eigens gegründete Dorfgemeinschaftshausverein muss seinerseits 135 000 Euro aufbringen. Dabei kann er allerdings einen Teil in Form von Eigenleistungen – sprich: handwerklicher Arbeit – einrechnen.
Zwangsversteigerung
Obendrein war Bedingung für den Zuschlag, dass der Verein das Gebäude kauft. Das schlägt noch einmal mit 250 000 Euro zu Buche. Der Bliesheimer Bürger Wolfgang Haehn hatte es im vergangenen Jahr erworben, als es zwangsversteigert wurde. Bemühungen der Bliesheimer, die Stadt Erftstadt zum Kauf zu bewegen, waren damals gescheitert.
Haehn hatte Haus Giersberg der Dorfgemeinschaft zur Verfügung gestellt, aber auch selbst erste Arbeiten in die Wege geleitet, um die Substanz zu sichern. Freiwillige Helfer hatten dann jede Menge Müll und Gerümpel rausgeräumt und einige Räume entkernt.
Planungsphase hat begonnen
„Wir sind jetzt in der Planungsphase, gefreut haben wir uns vergangene Woche“, sagt Meinhard Tappert, der Vorsitzende des Dorfgemeinschaftshausvereins. Denn dass das Geld vom Land kommen wird, wussten die Bliesheimer schon seit einigen Tagen. Der Verein muss nun einen Kredit aufnehmen.
Das Geld für die Tilgung soll aus den Beiträgen der gut 70 Vereinsmitglieder, aus der Miete für die Wohnung, die sich im Haus befindet, und aus Veranstaltungen kommen. Bürger können Räume für Feiern pachten, Jüssen spricht aber auch davon, dass einmal pro Monat ein Event stattfinden soll, um Geld in die Kasse zu bringen.
Ob der Verein einen Pächter für die Gaststätte suchen wird, ist noch nicht entschieden. Er als Vereinsvorsitzender könne 450-Euro-Kräfte einstellen, sagt Tappert. So wolle man sich erst einmal behelfen. „Wir sind noch dabei, Ideen zu generieren“, so Tappert.
Alte Küche schon rausgerissen
Zum Beispiel zu der Frage, ob tatsächlich wieder eine Restaurantküche eingebaut wird oder ob man sich darauf beschränkt, Kleinigkeiten zu servieren. Die alte Küche jedenfalls ist bereits herausgerissen und entsorgt – sie hatte modernen Hygiene-Ansprüchen ohnehin nicht mehr genügt. In einem bisher als Lager genutzten Raum soll ein kleines Café eingerichtet werden.
Die Landtagsabgeordneten Gregor Golland (CDU) und Ralph Bombis (FDP) begrüßen, dass die Bliesheimer die Landesförderung bekommen. „Die bereitgestellten Mittel aus dem Dorferneuerungsprogramm bringen Bliesheim bei der Wiederbelebung des Ortskerns ein großes Stück voran“, schreibt Golland in einer Pressemitteilung. Und Bombis fügt hinzu: „Das ist ein gutes Signal in Zeiten, in denen immer mehr solcher Orte in kleineren Kommunen geschlossen werden müssen.“
Die Bezirkregierung muss das Geld nun noch bereitstellen. Das kann drei bis vier Wochen dauern. Und dann kommt auf die engagierten Bürger das zu, was ihnen Meinhard Tappert prophezeit: „Die eigentliche Arbeit fängt jetzt erst an.“