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Leckermäuler bedientEheleute Meneghetti führen seit 50 Jahren ihr Eiscafé in Overath

Lesezeit 5 Minuten

Seit 50 Jahren beglücken sie die Overather mit ihrem selbst gemachten italienischen Eis: Otello und Silvia Meneghetti.

Overath – Handgemachte Brötchen vom Bäckermeister schmecken ganz anders als die industriell vorgefertigten aus dem Backautomaten, und auch die Wurst vom Metzgermeister spielt geschmacklich oft in einer anderen Liga als die Fabrikwurst. Aber gilt das auch für Gelato, italienisches Eis? Kommt das nicht überall aus der Tiefkühltruhe?

Einer, der es ganz genau weiß, ist Otello Meneghetti (72). Der aus den Dolomiten stammende Wahl-Overather hat vor 50 Jahren das italienische Eis an die Agger gebracht, und zusammen mit Ehefrau Silvia stellt er es bis heute selbst her und verkauft es in seiner Gelateria Cortina an der Hauptstraße, schräg gegenüber vom Bahnhof. Natürlich gebe es Unterschiede auch beim Eis, erfährt der Besucher schon nach fünf Minuten, und das nicht nur, weil nicht jeder, der italienisches Eis verkauft, auch wirklich Italiener ist.

Kostbare Vanille

Vielmehr gibt es so ein Eis und so eins. Eis, das nur aus Pulver und Wasser zusammengerührt wird, ist nicht Meneghettis Ding. „Wir machen es noch auf die ordentliche Art, mit frischen Früchten, Milch, Eiern und Sahne“, sagt der agile Overather und bittet seine Frau auf Italienisch, mal eben die Vanille zu holen. „Was glauben Sie, was dieses Kilo Vanille kostet?“, fragt er dann erwartungsvoll, und als der völlig ahnungslose Besucher etwas von zehn Euro sagt, klärt er ihn auf: „Das sind die Vanilleschoten, die wir beim Eismachen verwenden. Kein Pulver, sondern Tahiti-Vanilleschoten. Das Kilo kostet heute 800 Euro, die Preise sind im letzten Jahr um 400 Prozent gestiegen.“

Damit liefert Meneghetti selbst das Stichwort für die nächste Frage. Wieso wird das Eis eigentlich jedes Jahr teurer? „Es geht nicht anders. Alle Produkte, die wir verwenden, sind im Preis gestiegen, und wir nehmen nur 1a-Ware, keinen Schrott.“ Und was sagt die Kundschaft? „Nicht alle, aber viele schätzen das.“ Manche seiner Stammkunden kämen eigens aus Köln nach Overath – um hier das Eis eines Mannes zu essen, der als Kind das Bergdorf Forno di Zoldo in den Dolomiten verließ, um sein Glück in Deutschland zu finden.

Mit 13 nach Germanie gekommen

Es war am 11. Juni 1959, als der aus Forno di Zoldo, dem für seine Gelatieri berühmten Ort in den Dolomiten, stammende Otello 13-jährig mit Eltern und fünf Geschwistern nach Germania kam.

Erste Station – und damit auch Standort der ersten Eisdiele der Familie – war Gelsenkirchen-Horst. „Es waren schöne Zeiten dort. Alles war voller Kohlenstaub.“ Nach Zwischenstationen in Hildesheim und Eckernförde eröffneten Otello, seine Mutter und seine Schwester 1968 die Eisdiele in Overath – zunächst in der Hauptstraße 34, gegenüber der Kirche, seit 1990 am jetzigen Standort.

„1968 war das gar nicht so einfach“, sagt der Geschäftsmann rückblickend. „Die Leute waren etwas argwöhnisch und skeptisch. Aber dann hat sich das eingespielt und es ist gut gelaufen. Sonst wären wir ja heute nicht mehr hier.“

Denken noch nicht daran, aufzuhören

Die Eheleute Meneghetti, die sich in den 1960er-Jahren in ihrem norditalienischen Heimatdorf kennen- und lieben lernten und in zwei Jahren das Fest der goldenen Hochzeit feiern können, sind immer noch da. Und sie denken auch noch nicht daran, aufzuhören, solange die Gesundheit noch mitspielt. Die beiden Söhne haben ganz andere Berufe gewählt. Sie leben in Italien und denken nicht daran, das Geschäft zu übernehmen – die Eheleute werden sich also irgendwann einen Nachfolger suchen müssen.

Bis dahin ist aber noch Malochen angesagt. Die Meneghettis kennen zwei Jahreszeiten. Die Overather Zeit geht von Anfang April bis Anfang Oktober. „Wir fangen um 6.30 oder sieben Uhr an, öffnen um 11 Uhr und schließen im Moment um 21 Uhr. Wir arbeiten 14 bis 15 Stunden am Tag. Milch kochen, Eis machen, alles putzen. Denn wenn man saubermacht, ist es sauber, und wenn nicht, dann nicht.“

Die Zahl der in Deutschland verkauften Eissorten ist in den vergangenen Jahrzehnten explodiert. Die Meneghettis machen das nur sehr bedingt mit: „Wir haben mit acht, neun Sorten angefangen, heute haben wir 17.“ Sie könnten ja noch weitere machen, aber das sei nicht nötig. „Es ist doch besser, wenn das Eis frisch ist.“ Ein bisschen wie bei einem Gastronomen, der lieber eine kleine, gute Auswahl von Speisen anbietet als alles von Gyros über Pizza bis Sushi.

Ah ja, und dann gibt es noch die andere Jahreshälfte. Das ist die in den Dolomiten, wo die Eheleute in ihrem schönen Haus mit Holzbalkonen und Blumenkästen aus Holz leben. In den Dolomiten hat Meneghetti früher als Holzfäller gearbeitet, heute macht er das nur noch als Hobby und schlägt älteren Leuten, die es selbst nicht mehr können, Brennholz.

„In Italien scheint auch nicht immer die Sonne.“

Viele Deutsche können sich wohl gut vorstellen, in Bella Italia zu leben. Da, wo immer die Sonne scheint. Aber wie ist es umgekehrt? „In Italien scheint auch nicht immer die Sonne. Vor vier Jahren hatten wir zehn Meter Schnee“, sagt Otello, und Silvia ergänzt: „Und gestern auch!“ Ja, das habe ihm seine Schwester am Telefon erzählt.

Ob ihm denn der bergische Regen nichts ausmache? „Wir machen das hier doch schon so lange. Ich merke gar nicht, wo ich gerade bin. Ich bin überall Zuhause. Wenn man 50 oder 60 Jahre an einem Ort ist, bleibt ja ein bisschen hängen. Oder nicht?“