Impfpriorisierung fällt wegGeimpft wird bei der Hausärztin nach Reihenfolge
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Leverkusen – Vom kommenden Montag an soll sie fallen: Die Impfpriorisierung. Dann sollen auch Betriebsärzte mitimpfen, Kinderärzte und weiterhin die Hausärzteschaft. Das nach wie vor „größte Problem“ sei aktuell die zu geringe Menge an Impfstoff, sagt Dr. Thomas Eusterholz, Augenarzt in Rheindorf und Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein in Leverkusen.
Er setzt große Hoffnungen in die Zulassung von Curevac. Damit würde vielleicht noch im Juni ein weiterer mRNA-Wirkstoff zur Verfügung stehen. Das könnte das Mengenproblem in den Praxen entschärfen und die Impfungen dort planbarer machen.
Planen kann Dr. Ebru Kocabiyik derzeit nur kurzfristig. Die Hausärztin aus Opladen gibt derzeit Montag ihre Bestellmengen an, Donnerstagabend oder Freitagfrüh erfährt sie, wieviel Impfstoff sie tatsächlich in der kommenden Woche erhält. Viel Zeit geht in ihrem Team dabei darauf, zu schauen, welcher Impfstoff tatsächlich geliefert wurde und wie man das mit den Wünschen der Patientinnen und Patienten zusammenbringt.
Die sind ganz unterschiedlich: Viele lehnten Astrazeneca nach wie vor ab, nur wenig Jüngere ließen sich dennoch damit impfen. Biontech, aber auch Johnson & Johnson seien beliebt. Ihre Wünsche bringen die Patienten manchmal durchaus vehement vor: Erfahrungen mit rabiaten Patienten hat Kocabiyik mit ihrem Team schon häufiger gemacht. „Wir bleiben professionell.“
Knapp 100 Impfdosen pro Wochen erhalte sie zurzeit, erzählt sie. Die müssten aber auch für die Zweitimpfungen reichen. Ihre Warteliste beträgt aktuell knapp 200 Personen, daran wird auch die Aufhebung der Impfpriorisierung voraussichtlich nichts ändern. Die Reihenfolge gibt das Datum wieder, nach dem die Patientinnen und Patienten ihren Impfwunsch angemeldet haben. Mit den Priorisierungsgruppe Eins bis Drei hat sie nicht mehr viel zu tun, erklärt Kocabiyik, auch Vorerkrankte oder pflegebedürftige Menschen sind bereits geimpft, daher ist sie durchaus „dankbar“, nicht mehr priorisieren zu müssen.
Für die Impfzentren ändert sich ab 7. Juni vom Ablauf her nicht viel: Sie werden weiterhin ihre Menge verimpfen. Aktuell ist das Kontingent allerdings so gering, dass bis voraussichtlich Mitte Juni nur Zweitimpfungen durchgeführt werden können, hatte das NRW-Gesundheitsministerium am Mittwoch erklärt. Thomas Eusterholz geht davon aus, dass die Erstimpfungen aber grundsätzlich weiterhin in dem Umfang angeboten werden können – nur in Zukunft an alle und an diejenigen, die zuerst durchkommen.
Dennoch blickt der Vorsitzende der KVNO Leverkusen optimistisch in die Zukunft. Er lobt den grundsätzlichen „verantwortungsvollen Umgang der Bevölkerung“. Covid werde auch in Zukunft „permanent vorhanden sein“, doch im August werde man die Pandemie nicht mehr als Bedrohung wahrnehmen, prognostiziert er. Und hofft auf ein ruhiges Weihnachten.