Die Kulturinitiative bietet in der Alten Schreinerei in Hillesheim ein abwechslungsreiches Programm an.
KulturinitiativeIn der „Krimihauptstadt“ Hillesheim gibt es auch ein Haus für die Kunst
In „Deutschlands Krimihauptstadt“, wie sich Hillesheim selbstbewusst nennt, geht es längst nicht nur um Mord und Totschlag in Eifelkrimis. Die vor eineinhalb Jahren gegründete Kulturinitiative Hillesheim (KIH) will Kreativen und allen an Kunst und Kultur Interessierten ein Angebot bieten. Im Kulturhaus „Alte Schreinerei“ soll dafür das Zentrum sein.
„Kultur und Kunst sind Teil der Daseinsvorsorge“, sagt Peter Niemann. Drunter machen er und Birgit Wagner aus Gerolstein sowie Heike Plein und Vera Leclaire aus Hillesheim es nicht. Sie bilden den Vorstand des Vereins, der seit Juni des vergangenen Jahres als gemeinnützig anerkannt und im Vereinsregister eingetragen ist. Drei der vier KIH-Vorstände sitzen gerade im Erdgeschoss des Kulturhauses mitten in der schmucken kleinen Altstadt von Hillesheim. 100 Quadratmeter bestens ausgestatteter Galeriefläche hat das Haus unten, 100 darüber im Dachgeschoss.
Die Räume sollen Ort für alle Akteure der Kunst- und Kulturszene sein
Die Räume wirken wie neu, wurden zuletzt als Seminarräume des Hotels Augustinerkloster genutzt. Nachdem die Stadt als Eigentümerin die Immobilie verkauft hatte, stand die Alte Schreinerei leer. Bis die KIHler kamen. Manche Kleinstadt wäre froh, wenn sie überhaupt solche Räume hätte – und dann auch noch engagierte Ehrenamtler, die sie für die Öffentlichkeit bespielen wollen.
Dass ihre Idee Sinn macht, davon sind Niemannn, Plein und Wagner überzeugt. In zwei von Mitgliedern des Stadtrates initiierten Treffen und einem Workshop sammelten sie im vergangenen Jahr mit den Interessenten Ideen und erstellten ein Grundlagenpapier, das Vereinszweck und Ziele formuliert. Programmarbeit, Kinder- und Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und die Vernetzung mit regionalen Akteuren, etwa dem Freien Forum Kronenburg, stehen seitdem auf der Agenda. Unterstützt von einem neunköpfigen Fachbeirat, wurde für 2023 und 2024 ein Veranstaltungsprogramm entwickelt.
Daneben soll ein Ort für alle Akteure aus der örtlichen Kunst- und Kulturszene entstehen. Im Ort sind das zum Beispiel die Spielleute, eine Amateurtheatergruppe, Chöre, freischaffende Künstler und Autoren. Auch Ralf Kramp, Betreiber des Kriminalhauses mit Deutschem Krimiarchiv, Eifelkrimi-Autor, Verleger und begnadeter Netzwerker, gehört dazu.
Hillesheimer Initiative freut sich über zahlreiche Besucher
Der Anfang macht der Kulturinitiative Mut zu all dem: 4350 Besucher kamen in eineinhalb Jahren zu den 22 Ausstellungen in der Schreinerei, zu sieben Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Vulkaneifel und zwei Kinderangeboten. Fast 900 Besucher wurden beim erstmals angebotenen Weihnachtsmarkt mit Weihnachtssingen gezählt. Der ist Ersatz für die Hillesheimer Hallenweihnacht, die nicht mehr stattfindet.
Zudem war die KIH bei der Einwerbung erster Fördergelder und Spenden erfolgreich: 7200 Euro waren es im vergangenen und 3500 Euro bisher in diesem Jahr, darunter etwa Leader-Mittel von 3800 Euro. Die werden unter anderem für die Kinder- und Jugendliteraturtage Eifel verwendet, die in diesem Jahr auf dem Veranstaltungsplan stehen.
Einen Mietvertrag für die Alte Schreinerei gibt es noch nicht
Es könnte also alles so schön sein und ein Verein mit mehr als 100 Mitgliedern sich auf der Erfolgsspur sehen – wäre da nicht ein andauerndes Kuriosum. Denn ausgerechnet der Raum, in dem das alles stattfinden kann, ist nicht gesichert. Seit dem Frühjahr 2023 besteht für die Nutzung der Alten Schreinerei nur eine Duldung. Die Kulturinitiative bezahlt an die Stadt Hillesheim eine feste Monatsmiete in Höhe von derzeit 500 Euro inklusive Nebenkosten – doch ein schriftlicher Mietvertrag besteht bis heute nicht.
Hinter den Kulissen wird vermutet, die Stadt wolle sich nicht die Option möglicher Einnahmen aus Untervermietungen der Räume vergeben. Die Initiative überlässt die Räume etwa Künstlern, die hier ihre Arbeiten zeigen, umsonst, wird aber am Verkauf von Werken beteiligt. Zudem ist der Eintritt zu den KIH-Veranstaltungen wie etwa dem „Philosophischen Sonntag mit kleinem Frühstück“ kostenlos.
Der KIH-Vorstand setzt auf den sich am 28. August neu konstituierenden Hillesheimer Stadtrat, in dem erstmals die FWG (Freie Wähler Gerolstein) stärkste Fraktion sein wird. Der Stadtrat muss entscheiden, ob es bei der unklaren Rechtslage des Mietobjekts bleibt und so die Zukunft der Kulturinitiative bei allen Bemühungen weiter offen ist.
Die KIH macht derweil im Jahresprogramm weiter. Bis zum 11. August läuft die aktuelle Ausstellung, es folgen weitere, am 23. August „Kultur geht durch den Magen“ mit „kölschen Tapas und Musik“ und vom 6. bis 8. Dezember der Weihnachtsmarkt.
Was passiert mit dem Wohnhaus?
Irgendwann, das hofft zumindest Heike Plein von der Kulturinitiative Hillesheim, müsse man auch eine Lösung für das sich in einer Art Dornröschenschlaf befindende und mit der „Alten Schreinerei“ als Winkelbau verbundene ehemalige Wohnhaus finden. Es beherbergt derzeit unter anderem eine Mineraliensammlung und anderes mehr in Schränken und Vitrinen und ist seit Jahren geschlossen.
Den Altbau könne man sicherlich sanieren, besucherfreundlich umbauen und der Verwendung wieder zuführen, auf die das kleine Auslegerschild an der Fassade hinweist: als „Museum“. Davon ist Plein überzeugt. Davor aber gilt es für die Initiative, überzeugte Kapital- und Ideengeber sowie handwerklich Geschickte und von der Idee ebenfalls Begeisterte zu finden.
Aktuell ist „Aquarell trifft Fotografie“ zu sehen
„Aquarell trifft Fotografie“ heißt die aktuelle Ausstellung in der „Alten Schreinerei“ an der Burgstraße 19 in Hillesheim. Zu sehen sind Fotografien von Peter Niemann und Birgit Wagner von ihrem Finnland-Aufenthalt sowie Aquarelle von Alwin Hebermehl. Die Ausstellung ist bis zum 11. August samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Ende August kommen die Karikaturisten
Ein Treffen von Karikaturisten findet Ende August in Hillesheim statt. Zehn Schnellzeichner, die zu den besten und erfolgreichsten in Deutschland zählen, treffen sich seit 2017 regelmäßig zum Erfahrungsaustausch in wechselnden Städten. Nach Kassel, Köln, Worms, Braunschweig, Kelheim und Lüdenscheid findet die Zusammenkunft in diesem Jahr in Hillesheim statt. Joachim Rick, selbst Schnellzeichner, organisiert das Treffen, das dieses Mal mehr als „nur“ ein Austausch ist.
Vom 29. August bis zum 1. September sind Karikaturen der Schnellzeichner zu sehen. Schwerpunkt wird, wie könnte es in Hillesheim anders sein, das Thema „Krimi“ sein. Mit einem Zeichen-Event statt der üblichen Vernissage wird die Ausstellung am 28. August eröffnet. Gegen eine Spende können sich Besucher von den Profis zeichnen lassen. Die Einnahmen werden der Kulturinitiative Hillesheim zugute kommen.
Die Internetseite mit Veranstaltungskalender ist online
Online ist inzwischen auch die Internetseite der Kulturinitiative. Gestaltet wurde sie von Anna Sartory von der Firma Mindcopter aus Wiesbaum und dem Webseiten-Team der Initiative. Neben dem Vorsitzenden Peter Niemann sind Michaela Corman aus Oberbettingen und Cosmo Ombre aus Lissendorf für den Auftritt zuständig. Ein Veranstaltungskalender ist einer der zentralen Bestandteile der Webseite. Darin werden nicht nur die Termine der Initiative veröffentlicht. Die Gelegenheit dazu wird auch anderen Vereinen, Institutionen und sonstigen Veranstaltern geboten. Das Ziel ist es, Kulturinteressierten einen möglichst umfassenden Überblick über die Angebote in der Region zu geben.