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Gottesdienste in Bornheim und AlfterDas etwas andere Weihnachten in Pandemiezeiten

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„Der Infektionsschutz hat die allerhöchste Priorität“, betont der evangelische Pfarrer Rafael Fermor. Nur an Heiligabend gibt es Präsenzgottesdienste.

Bornheim/Alfter – Es war für die Teams vor Ort ein Kraftakt, die Gottesdienste für die Festtage coronakonform zu organisieren. „Doch es ist geglückt“, freut sich der leitende Pfarrer des neuen Senderaums im Vorgebirge, Matthias Genster. In allen 19 katholischen Kirchen zwischen Alfter-Witterschlick und Bornheim-Walberberg sind an Heiligabend Krippenfeiern, Christmetten, sowie Festmessen am ersten und zweiten Weihnachtstag geplant und bis Stand gestern Nachmittag soll auch alles so stattfinden.

„Wir haben schon im Oktober mit der Organisation begonnen“, erklärt der Geistliche. Und: „Jetzt bin ich richtig stolz auf das große Angebot, dass wir auf die Beine gestellt haben.“ Ohne all die vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfer in den 18 Kirchengemeinden wäre das aber nicht zu schaffen gewesen.„Diese Helfer sind es auch, die sich vor Ort um die Anmeldungen und die Organisation der einzelnen Messfeiern kümmern“, lobt Genster. Das große Angebot sei der Pandemie geschuldet. Wegen Corona gelte es, sorgfältig auf die Abstands- und Hygienebestimmungen zu achten, aber der Platz in den Kirchen sei nun mal begrenzt. Im Durchschnitt dürfte nur maximal ein Fünftel der sonst üblichen Gottesdienstbesucher in die Kirchen. Dabei sei seiner Wahrnehmung nach das Bedürfnis der Christen, Weihnachten auch in der Kirche zu feiern, immer sehr groß. Die Gottesdienste liefen allerdings völlig anders ab als sonst. Das Angebot reicht von Festgottesdiensten mit Eucharistiefeiern über reine Wortgottesdienste, Andachten und Krippenfeiern bis hin zu Bibelkinos und Krippengängen durch die Ortschaften.

Einen Kraftakt nennt der katholische leitende Pfarrer Matthias Genster die Vorbereitung der Gottesdienste.

In Gielsdorf findet der Wortgottesdienst an Heiligabend nachmittags zum Beispiel im Freien auf dem Platz vor dem Dorfhaus statt. Die Christen in Witterschlick wiederum laden zum Krippengang durch den Ort ein. Ökumenische Christvespern werden Heiligabend in Roisdorf in der Kirche St. Sebastian und in Widdig auf dem neuen Sportplatz gefeiert. In der Kirche St. Martin in Merten erwartet die Gottesdienstbesucher am 24. Dezember in der Weihnachtsandacht ein Krippenschattenspiel und in der Kirche St. Walburga in Walberberg hat die Leiterin des katholischen Kindergartens, Birgit Zimmermann, die Weihnachtsgeschichte in einer Power-Point-Präsentation ausgearbeitet. „Gruppenübergreifendes Einüben eines Krippenspiels war ja wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht möglich“, erklärt sie. Schon vor Wochen hätten sie deswegen im Team überlegt, wie man den Kindern die Weihnachtsgeschichte verständlich nahebringen kann. Nachdem sich die Idee konkretisiert hatte, sei die eigentliche Ausarbeitung der PowerPoint-Präsentation ziemlich zügig gegangen. „Jetzt hoffen wir alle, dass unsere kleine Krippenfeier auch stattfinden darf“, meint Zimmermann mit besorgtem Blick auf die steigenden Inzidenzwerte.

Kontakte wo immer möglich vermeiden

Die evangelische Kirche in Bornheim und Alfter reagierte bereits auf die Empfehlung der evangelischen Kirche in Westfalen, Kontakte wo immer möglich zu vermeiden. „Um die Ansteckungsgefahr noch weiter zu minimieren, haben wir den allergrößten Teil unserer teils schon seit September geplanten Gottesdienste gestrichen“, sagt der evangelische Pfarrer Rafael Fermor aus Alfter. In einer Sondersitzung habe das Presbyterium der Kirchengemeinde Vorgebirge am 16. Dezember beschlossen, vom vierten Advent bis zum 10. Januar außer an Heiligabend keine Präsenzgottesdienste mehr anzubieten. Und auch an Heiligabend sei die Zahl der Gottesdienste gegenüber der ursprünglichen Planung stark eingeschränkt. „Allein für Alfter hatten wir zehn Gottesdienste an den Weihnachtstagen geplant“, erklärt Farmor. Dabei zählten die Überlegungen, wie sich in Pandemiezeiten Gottesdienste mit Abstand und im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes feiern lassen, mit den zeitintensivsten Vorbereitungen.

„Die Proben für die Krippenspiele haben wir dann gleich nach dem ersten Termin abbrechen müssen, auch weil einige Akteure Bedenken äußerten, sich möglicherweise mit Covid 19 zu infizieren“, erläutert Farmor. „Der Infektionsschutz hat für uns einfach die allerhöchste Priorität“, ergänzt er. Trotzdem seien die Vorbereitungen gut und richtig gewesen. Und das Ergebnis sei auch in abgespeckter Form bemerkenswert. So habe die Pandemie doch in besonderer Weise die Kreativität auch im Hinblick auf die Gottesdienstgestaltungen beflügelt. Christen in Alfter können an sogenannten Stationen-Gottesdiensten teilnehmen. Dabei finden zwei von drei Gottesdienstelementen im Freien statt. Und damit sich die Menschenmenge gut verteilen kann, beginnt zwischen 18 und 18.45 Uhr zeitversetzt alle Viertelstunde ein Gottesdienst.

Eigentlich war an Heiligabend auf dem Peter-Fryns-Platz um 17 Uhr eine ökumenische Christvesper geplant. Am 17. Dezember wurde allerdings mitgeteilt, dass der Initiativkreis St. Servatius von 15 bis 16.30 Uhr zu einem Krippenweg einlädt. An fünf Bilder-Stationen können sie die Weihnachtsgeschichte lesen und nachempfinden. Dazu werden die Familien einzeln auf dem Kirchenvorplatz begrüßt und mit einem Text- und Liederblatt auf den Weg rund um die Kirche geleitet.

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Farmor weiß, wie wichtig vielen Christen der Gottesdienst an Heiligabend ist. „Und das wollten wir den Gläubigen auf gar keinen Fall wegnehmen. Aber die Gottesdienste werden anders sein als jemals zuvor“, kündigt Farmor an, wobei er versichert: „Die frohe Botschaft bleibt.“ Sie werde in diesem Jahr allerdings nicht gesungen, sondern gesprochen.

„Um kein Ansteckungsrisiko zu schaffen, gibt es auch bei uns in der katholischen Pfarrkirche St. Walburga schon seit dem 10. Mai eine Einlasskontrolle“, erklärt Michael Montenarh vom Kirchenvorstand. Auch an Heiligabend und an den Weihnachtstagen steht er an der Kirchentür, um die Namen der eintretenden Gottesdienstbesucher auf seiner Liste abzuhaken. Unangemeldet dürfe keiner in die Kirche. Im Gotteshaus gibt es zudem eine strenge Sitzordnung und Maskenpflicht. Montenarh war es auch, der mit seiner Frau Christa, seinem Sohn und den Eheleuten Andrea und Ulrich Breuer am Samstagvormittag mit dem Traktor auszog, um im Kitzburger Wald die Weihnachtsbäume für die Kirche zu fällen. „Schon seit Jahren bekommen wir die Weihnachtsbäume als Spende von der Familie Canstein“, erklärt Montenarh. Dabei sei es eigentlich der gesamte Kirchenvorstand, der kurz vor Weihnachten stets in einer großen Gruppe ausschwärme, um die Weihnachtsbäume zu holen. Diesmal sein nur fünf Personen unterwegs gewesen.