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„Menschen würden sich veräppelt fühlen“Städtetag NRW warnt vor Aus für Deutschland-Ticket

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ARCHIV - 11.02.2019, Nordrhein-Westfalen, Köln: Züge fahren über die Hohenzollernbrücke in den Kölner Hauptbahnhof.

Regionalverkehr in Köln: Bleibt das günstige Deutschland-Ticket erhalten?

Über die Zukunft des 49-Euro-Tickets verhandeln am Montag Bund und Länder. Der Geschäftsführer des Städtetages NRW, Helmut Dedy, warnt im Gespräch mit Matthias Korfmann vor einem Scheitern.

Herr Dedy, können Sie sich vorstellen, dass Bund und Länder am Montag das Deutschlandticket beerdigen?

Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Es wäre absurd, dieses Ticket nach acht Monaten scheitern zu lassen.

Für den Fall, dass die Verhandlungen am Montag noch nicht beendet werden können: Bliebe dann noch Zeit für die Fortführung des 49-Euro-Tickets?

Kaum. Bis Ende des Jahres muss eine Lösung stehen. Wenn am Montag keine Einigung erzielt werden sollte, wissen die kommunalen Verkehrsunternehmen knapp acht Wochen vor Jahresende immer noch nicht, womit sie ab Januar planen können.

Liegt die Verantwortung für die stockenden Verhandlungen allein bei Volker Wissing?

Na ja, die politische Verantwortung liegt schon bei der Bundesregierung insgesamt.

Sollte das Deutschlandticket scheitern, was wäre das für ein Signal an die Bevölkerung?

Dann würden sich viele Menschen veräppelt fühlen. Man führt mit viel Tamtam ein günstiges Deutschlandticket ein, und nach acht Monaten sagt man, man wolle die Kosten dafür nicht mehr tragen. Etwa zehn Prozent der Ticket-Nutzer sind vom Auto auf Bus und Bahn umgestiegen. Wollen wir denen jetzt sagen: Ätsch, das war nicht so gemeint?

Zehn Prozent Umsteiger klingt nicht viel. Ist das Deutschlandticket aus der Sicht der NRW-Städte ein Erfolg?

Es ist noch kein durchschlagender Erfolg. Aber wenn wir die bisherige Begeisterung fürs Auto betrachten, dann sind zehn Prozent echte Neueinsteiger nach nur einem guten halben Jahr wirklich beachtlich. Die Menschen erzählen sich doch ihre Reise-Geschichten, zum Beispiel von Fahrten vom Ruhrgebiet zur Nordsee, und diese Mund-zu-Mund-Propaganda wirkt. Der neue Fahrschein ist günstig, und niemand muss mehr auf die Verbundgrenzen achten. Wenn es uns darüber hinaus noch gelingt, die Qualität von Bussen und Bahnen zu steigern, dann kann das Deutschlandticket ein großer Erfolg werden und die Verkehrswende gelingen.

Stellen Sie sich vor, das Deutschlandticket wird gerettet, der Preis würde aber schon im kommenden Jahr auf 59 Euro angehoben. Wäre das den Bürgerinnen und Bürgern vermittelbar?

Das wäre schwer vermittelbar. Die Bürgerinnen und Bürger brauchen Verlässlichkeit. Die Abos sind erst im Mai abgeschlossen worden, und wenn schon wenige Monate später ein Preisaufschlag von 20 Prozent käme, wäre das äußerst unglücklich. Davon kann ich nur abraten. Wir sollten den aktuellen Preis auch 2024 anbieten. Und dafür brauchen wir jetzt eine verlässliche Finanzierung.