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Interview mit EnergieberaterGeht Wärmepumpe auch günstig, Herr Ehlert?

Lesezeit 4 Minuten
„Die Wärmewende ist gut, leider fehlt die Klarheit“, sagt NRW-Handwerkspräsident Andreas Ehlert.

„Die Wärmewende ist gut, leider fehlt die Klarheit“, sagt NRW-Handwerkspräsident Andreas Ehlert.

Der Handwerkspräsident und Energieberater Andreas Ehlert über die Tücken der Wärmewende und die Nöte von Mietern und Eigentümern

Andreas Ehlert ist nicht nur Präsident des Dachverbandes Handwerks NRW und der Handwerkskammer Düsseldorf, sondern auch Schornsteinfegermeister und Gebäudeenergieberater. Mit Matthias Korfmann sprach der 62-Jährige über die Sorgen von Hausbesitzern und Mietern in der Wärmewende.

Herr Ehlert, die Nachfrage nach Gas- und Ölheizungen ist größer als erwartet, die nach Wärmepumpen geht zurück. Was ist schiefgelaufen?

Viele Hauseigentümer sind mit der Situation überfordert. Sie wissen oft nicht, welche Wärmeplanung es an ihrem Wohnort gibt und welche Förderungen sie nutzen könnten.

Aber müsste nicht jeder längst wissen, dass Gas immer teurer werden wird?

Das muss nicht unbedingt schnell so kommen. Inzwischen kauft der Staat Flüssiggas, gleichzeitig strebt er an, den Verbrauch zu senken. Relativ viel Gas am Markt und sinkender Verbrauch könnten Preissteigerungen abfedern. Die Preise dürften langfristig aber steigen, auch, weil womöglich die Gasnetze künftig weniger gebraucht werden. Wenn sie in einer Straße mit 20 Häusern wohnen und davon sieben an die Wärmepumpe gehen, bleiben nur 13, die sich das gleiche Gasnetz teilen.

Kann man Menschen zum Kauf einer neuen Gasheizung raten?

Nein. Kein Experte rät heute noch zum Einbau einer Gas- oder Ölheizung.

Was ist der größte Fehler bei der Wärmewende?

Die Wärmewende ist gut, leider fehlt die Klarheit. Es gibt nun das Gebäudeenergiegesetz, und die Leute ahnen, dass sie ihre Häuser ertüchtigen müssen, aber sie wissen nicht, wie. Das führt zu irrationalen Entscheidungen. Wir müssen daher so schnell wie möglich mit der Wärmeplanung in den Kommunen beginnen. Zuerst muss klar sein, wo in einer Stadt auf keinen Fall Fernwärme hinkommen wird. Dann wissen diese Eigentümer nämlich, dass sie selbst aktiv werden müssen.

Und die, die auf Fernwärme hoffen können, sind fein raus?

Auch sie müssen die Freiheit haben, selbst zu entscheiden. Es darf keine Anschlusszwänge für Fernwärme geben und auch kein Preisdiktat. Am besten bespricht man die Ertüchtigung des eigenen Hauses mit einem Energieeffizienzexperten. Auch, weil das Ziel ja lautet, möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Da ist es nicht immer klüger, zuallererst eine Wärmepumpe einzubauen, bevor nicht die Fassade oder ein Dach gedämmt oder neue Fenster eingesetzt sind.

Was erwartet das Handwerk nach dem jüngsten Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts vom Bund – mit Blick auf die Energie- und Wärmewende?

Das Urteil ist zu begrüßen, denn es zwingt die Bundesregierung zu einer tragfähigen Haushaltspolitik, die auch die nächste Generation im Blick hat. Eine nachhaltige Zukunft sichern wir nicht, indem wir über die eigenen Verhältnisse leben. Stattdessen muss der Bund sich ehrlich machen über die Kosten der Klimatransformation. Eine verlässliche Förderung privater Eigentümer und eine konsequente Ausweitung des Energieangebotes sollten Vorrang haben vor kostspieligen und widersprüchlichen Subventionen, die uns beim Klimaschutz kein Stück weiterbringen.

Was sagen Sie zur Förderpraxis?

Die bisherigen Förderungen führen leider zu Lethargie, denn sie sind schnelllebig und unübersichtlich. Wenn sie heute die energetische Sanierung eines Gebäudes planen, dann sind zwischen ihrer ersten Idee bis zum Baubeginn drei Förderprogramme schon wieder abgeräumt. Es fehlt die Beständigkeit. Erinnern wir uns an das Photovoltaik-Förderprogramm der KfW im September: Nach wenigen Stunden war der Topf schon wieder leer. Nötig wären klare Leitplanken, die Menschen für Jahre Sicherheit geben.

Wir reden immer über Eigentümer. Wer denkt an die zehn Millionen Mieter in NRW?

Mieter haben es schwer. Sie können ein Balkonkraftwerk kaufen, sie können den Eigentümer um Mieterstrom durch eine Photovoltaikanlage bitten, und sonst sind sie darauf angewiesen, dass der Eigentümer modernisiert und sie bei den Nebenkosten nicht im Stich lässt. Es gibt übrigens eine Option, über die hierzulande leider kaum geredet wird…

Welche?

Luft-Luft-Wärmepumpen. Die kennen viele vom Urlaub in Südeuropa oder auch aus Schweden. Diese Geräte sind im Vergleich zu den hierzulande beworbenen Luft-Wasser-Wärmepumpen recht günstig. Man kann besonders kleinere Wohnungen gut damit kühlen und heizen. Der Nachteil: Wasser erwärmt man damit nicht, man benötigt also einen elektrischen Durchlauferhitzer, und diese Pumpe kostet natürlich Strom. Moderne Luft-Luft-Wärmepumpen sind eine rationale Art zu heizen, werden aber bisher nicht gefördert. Wir sollten diese Technik mehr in den Blick nehmen.

Warum hat sich die Luft-Luft-Wärmepumpe hier bisher nicht durchgesetzt?

Weil wir uns an das süße Gift gewöhnt hatten: An billiges Erdgas aus Russland.