Der deutsche Leitindex befindet sich weiter auf Rekordkurs. Doch woher kommt der Börsenaufschwung in Krisenzeiten?
AktienmärkteWieso boomt der Dax, wenn die Wirtschaft strauchelt?

Die Dax-Kurve im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse
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Der Deutsche Aktienindex Dax ist auf Rekordniveau. Seit vergangenem Sommer hat er um sage und schreibe 32 Prozent zugelegt. Bei rund 22.500 Punkten steht der Index aktuell. Manche Börsenexperten warnen bereits vor einem Kursrutsch. Ganz gleich, ob die Rally nun bald ein Ende findet oder nicht: Der deutschen Wirtschaft mag es schlecht gehen, der Dax zeigt sich davon bislang völlig unbeeindruckt – trotz inländischer wie globaler politischer Unsicherheiten. Nur, warum ist das so?
Um das zu verstehen, muss man sich die Zusammensetzung des Dax ansehen: Die darin enthaltenen 40 größten börsennotierten Konzerne sind weitgehend unabhängig von deutschen Unternehmen. Soll heißen: Der deutsche Aktienindex hat mit Deutschland nicht ganz so viel zu tun, auch wenn der Begriff etwas anderes suggeriert.
15 Prozent der Firmen sorgen für fast 70 Prozent der Kursgewinne
Den meisten Umsatz machen die Unternehmen im Ausland, wie in den USA. Dort ist die Wirtschaft gut gelaufen. „Die „Glorreichen Sechs“ – SAP, Siemens, Siemens Energy, Deutsche Telekom, Allianz und Munich Re – sind die Zugpferde im Dax und sie profitieren vom Geschäft außerhalb Deutschlands“, erklärt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Finanzdienstleister CMC Markets. Lediglich 15 Prozent der Unternehmen sorgen für fast 70 Prozent der Kursgewinne im Dax. Das heißt, sie ziehen die anderen, bei denen es nicht so gut läuft, mit.
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Dax stark verknüpft mit den US-Börsen
Die Stimmung im Dax ist außerdem stark an die der US-Börsen geknüpft. Geht es dem dortigen Aktienmarkt gut, zieht der Dax mit. Auch die Finanzmärkte sind miteinander verwoben: Die US-Notenbank hat die Zinsen gesenkt, die Europäische Zentralbank ebenfalls. Niedrigere Zinsen bedeuten günstigere Kredite, die wiederum Verbrauchern und Unternehmen Lust auf gesteigerten Konsum beziehungsweise Investitionen machen sollen. Solche guten Nachrichten sind Schmieröl für die Kurse.
Manche Experten warnen angesichts der Dax-Hausse vor einer baldigen Kurskorrektur. Schließlich ist die Regierungsbildung in Deutschland noch nicht gemacht und die USA erweisen sich derzeit als wenig verlässlicher Partner. Zumal sie unter Präsident Donald Trump weniger denn je Rücksicht auf die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands nehmen werden.
Dennoch sieht Analyst Stanzl der Zukunft des Index positiv entgegen: „Dass sich die Rally im Dax seit November verbreitert hat und auch andere Aktien angefangen haben, die Performance im Index mitzutragen, ist ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass die Rally beginnt, auf einer breiteren Basis zu stehen.“ Zumal Börsenexperten immer wieder daran erinnern, dass es den richtigen Zeitpunkt für ein Investment nicht gibt. Timing ist demnach an dieser Stelle nicht alles – oder wird zumindest stark überschätzt.
Die Rally des Dax könnte laut Stanzl auch deswegen weitergehen, weil Anleger wegen einer Regierung unter der Führung von CDU/CSU die Chance auf eine wachstumsfreundlichere Wirtschaftspolitik wittern. „Der ifo-Index und andere Indikatoren lassen leise Hoffnungen auf einen bereits beginnenden wirtschaftlichen Aufschwung zu.“
Jedoch sollten sich Anleger ein Investment gut überlegen. Schließlich setzt sich der deutsche Leitindex lediglich aus den Werten von 40 Unternehmen zusammen. Ein internationaler Aktienindex wie der MSCI World ETF bildet hingegen etwa 1400 Unternehmen aus 23 Ländern ab, der MSCI All Countries World Index enthält sogar Aktien von 2800 börsengehandelten Firmen aus 47 Ländern. Je breiter das Investment gestreut ist, desto besser können Verlustrisiken einzelner Unternehmen abgefedert werden.