Der chinesische Präsident Xi Jinping verliert selten die Fassung. Sein erster dokumentierter Wutausbruch seit 13 Jahren trifft beim G20-Gipfel auf Bali Kanadas Premierminister Justin Trudeau.
Bei G20-Gipfel Seltener Gefühlsausbruch: Xi Jinping droht Trudeau vor laufender Kamera
Der chinesische Präsident Xi Jinping hat dem Westen in Person des kanadischen Premierministers Justin Trudeau im Rahmen des G20-Gipfels auf Bali gedroht. Ein offenbar zufällig mitgeschnittenes zeigt Xi, wie er Trudeau für dessen Kommunikation kritisierte und ihm vorwarf, Informationen an die Presse durchzustecken.
„Das ist nicht angemessen. So ist das Gespräch nicht verlaufen. Für eine fruchtbare Diskussion ist Aufrichtigkeit erforderlich. Sonst geht es nicht gut aus“, ließ ein merklich zorniger Xi durch seinen Übersetzer ausrichten. Trudeau antwortet schnell: „In Kanada glauben wir an einen freien, offenen und ehrlichen Dialog, und wir werden weiterhin konstruktiv zusammenarbeiten.“ Anschließend folgt ein knapper Händedruck, dann gehen beide Seiten auseinander.
Xi Jinping: Seltener Wutausbruch bei G20-Gipfel auf Bali mit Justin Trudeau
Xi ist normalerweise bekannt für seine ruhige Art, bei öffentlichen Auftritten lächelt er nur selten. Andere Staatsoberhäupter siezt er in der Regel und nennt sie bei ihrem Amtstitel. Daher ist es umso erstaunlicher, dass der chinesische Präsident in dem kurzen Gespräch mit Trudeau so offensichtlich wütend reagiert.
Die Auseinandersetzung der beiden Staatsoberhäupter hat eine Vorgeschichte. Xi lehnte ein Treffen mit Trudeau im Rahmen des G20-Gipfels auf Bali ab, ein offizielles Gespräch kam nicht zustande. Einzig ein inoffizielles Treffen, bei dem Trudeau laut eigenen Angaben mit seinem chinesischen Amtskollegen über den Ukraine-Krieg und eine mögliche Einmischung Chinas in kanadische Wahlen gesprochen hatte.
China: Xi Jinping entrüstet sich über Ausländer in Video aus Mexiko
Xi wirft Trudeau nun vor, die Unwahrheit gesagt zu haben. Das Verhältnis zwischen den beiden Staatsoberhäuptern gilt als angespannt, nachdem Kanada die chinesische Finanzchefin von Huawei aufgrund eines amerikanischen Haftbefehls in Vancouver festnehmen lassen hatte. China inhaftierte im Anschluss zwei Kanadier.
Verhandlungen über einen Austausch scheiterten bisher. Xi lehnte diese unter anderem ab, weil das Protokoll dies nicht zulasse. Xi müsste mit dem kanadischen Staatsoberhaupt sprechen. Das ist formal immer noch King Charles III., Trudeau ist der ihm unterstellte Premierminister.
Xis öffentlicher Wutausbruch ist die erste wirkliche Regung dieser Art nach einem Video aus dem Jahr 2009. Xi, damals chinesischer Vizepräsident, hatte sich über die Einmischung aus dem Ausland in China geärgert: „Da gibt es ein paar Ausländer mit fetten Bäuchen, die nichts Besseres zu tun haben, als mit dem Finger auf unsere Angelegenheiten zu zeigen.“