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Wort zum SonntagBischof Kamphaus und die Wahrhaftigkeit

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12.01.2004, Hessen, Frankfurt_am_Main: Der damalige Limburger Bischof Franz Kamphaus verfolgt in der Frankfurter Paulskirche eine Laudatio (zu dpa: «Mutiger Menschenfreund: Limburgs Altbischof Kamphaus ist tot») Foto: Simone Neumann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Aufmerksamer Zuhörer: Franz Kamphaus, damals noch Bischof in Limburg, 2004 in der Frankfurter Paulskirche.

Er trat als Bischof bescheiden und zurückhaltend auf – und geriet doch ins Zentrum einer denkwürdigen Kontroverse: Was uns der verstorbene Limburger Altbischof Franz Kamphaus lehren kann.

Manchen Generationen ist er heute kaum noch bekannt. Franz Kamphaus, Bischof von Limburg (bis 2007), der am Montag im 92. Lebensjahr gestorben ist. Er gehörte eher zu den „Stillen“ im Lande, obwohl er als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz in seinem Element gewesen ist: den Armen das Evangelium verkünden (evangelizare pauperibus). Gott „erden“, war sein Ziel.

Ins Rampenlicht geschoben wurde Kamphaus 1999, als er als einziger deutscher Bischof für sein Bistum, und gegen den Willen des Papstes, weiter an der nach mühsamen Verhandlungen zwischen Staat und Kirchen vereinbarten Schwangerschaft-Konfliktberatung festhielt. Was sich bewährt habe, so Kamphaus, sollte man ohne triftige Gründe nicht einfach aufgeben. Der Vatikan war da anderer Ansicht: 2002 kam das „Aus“ für Limburgs Sonderweg.

Was Aristoteles mit der Bibel verbindet

Was sich bewährt, ist wahr, lautet eine moderne, letztlich auf Aristoteles zurückverweisende philosophische Maxime, welche die Wahrheit an dem festmacht, was sich im Leben der Menschen bewährt. Also keine abstrakte Idee von Wahrheit, sondern eine dem Leben schlechthin zugesprochene Werthaftigkeit. Dieser Gedanke trifft sich mit der Notiz in der christlichen Bibel (Apg 5, 33f). Danach sollte man die aufkommende jesuanische Bewegung erst einmal gewähren lassen: Sei sie Menschenwerk, werde sie nicht überleben, stehe Gott aber dahinter, habe sie Zukunft.

Wahrheit ist Gotteswerk, lautet die Botschaft der Bibel. Aber in dem Augenblick, in dem man versucht, die Wahrheit zu „bearbeiten“, kommt man Gott offensichtlich in die Quere, weil man damit das eingeforderte Vertrauen, wie Treue und Zustimmung unterläuft und die Wahrheit manipulierbar macht. Vorsicht, meint Thomas von Aquin denn auch zu Recht. Ausschließlich der Verstand sei Richtschnur und Maß aller Dinge. Erst sie macht die Werthaftigkeit der Wahrheit einsichtig. Kant wußte es auch nicht besser.