London – Opulente Trauerfeiern haben in Großbritannien Tradition. Hier die drei bedeutendsten der letzten 100 Jahre:
Queen Mum
Die Beisetzung der im Alter von 101 Jahren gestorbenen Königinmutter erinnerte in vielem an das jetzige Staatsbegräbnis für Königin Elizabeth. So wurde auch der Sarg von Queen Mum zunächst in der Westminster Hall aufgebahrt, 200.000 Menschen nahmen dort Abschied von ihr. Die Musik, die am 9. April 2002 bei ihrem Trauergottesdienst in der Westminster Abbey gespielt wurde, hatte sie selbst ausgesucht.
Auf dem ebenfalls mit der königlichen Standarte und Blumen geschmückten Sarg lag die Krone der Königinmutter mit dem weltberühmten Kohinoor-Diamanten. Als der Wagen mit dem Sarg anschließend auf dem Weg nach Windsor zum letzten Mal den Buckingham-Palast passierte, überflogen zwei Spitfires und der einzige noch flugfähige Lancaster-Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg die Innenstadt - eine letzte Erinnerung an Queen Mums „finest hour” (größte Stunde), als sie nach den Angriffen der deutschen Luftwaffe lächelnd die Bombenkrater durchschritten hatte.
Prinzessin Diana
Die Trauerfeier für die „Königin der Herzen” am 6. September 1997 war kein offizielles Staatsbegräbnis, stieß jedoch auf beispielloses Interesse: Nach Schätzungen verfolgten weltweit etwa zweieinhalb Milliarden Menschen den Trauergottesdienst in der Westminster Abbey. Im Trauerzug gingen in der ersten Reihe hinter dem Sarg ihrer tödlich verunglückten Mutter die Prinzen William und Harry - ein ikonisches Bild.
Als der Sarg am Buckingham-Palast vorbei kam, verneigte sich Königin Elizabeth. Über sie war in den Tagen zuvor eine beispiellose Welle der Kritik hinweggegangen, weil ihr eine zu distanzierte Reaktion auf den Unfalltod vorgehalten worden war. Während der Trauerfeier sang Elton John eine mit neuem Text versehene Version von „Candle in the wind”, die zu einem internationalen Hit avancierte. Dianas Bruder Charles Spencer hielt eine Rede mit kaum verhüllter Kritik am Königshaus.
Winston Churchill
Mehr als 300.000 Menschen waren an dem aufgebahrten Sarg Churchills in der Westminster Hall vorbeigepilgert, bevor dieser am 30. Januar 1965 in einem zwei Kilometer langen Trauerzug zur St.-Paul's-Kathedrale gezogen wurde. Nach dem Gottesdienst setzte der Trauerzug seinen Weg durch die City of London fort. Am Tower wurde der Sarg auf eine Barkasse gesetzt und über die Themse zum Bahnhof Waterloo gebracht. Von dort gelangte er per Zug nach Oxfordshire, wo der Premier ein bescheidenes Grab in der Nähe seiner Eltern erhielt.
Nach diesem Vorbild wurde zwei Jahre später in Deutschland auch die Beisetzung des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer gestaltet. Nach dem Requiem im Kölner Dom überführte die Bundesmarine den Sarg mit dem Schnellboot „Kondor” über den Rhein nach Rhöndorf bei Bonn, wo der Staatsmann auf dem Waldfriedhof beigesetzt wurde.
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