Mehrere Wochen waren die nordkoreanischen Soldaten von der Front in Kursk verschwunden. Nun sollen sie mit Verstärkung zurückgekehrt sein.
Enorme russische VerlusteHeftige Gefechte gemeldet – Nordkorea schickt Spezialtruppen nach Kursk
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Eine Aufnahme, die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Dezember veröffentlicht worden war, zeigt einen nordkoreanischen Kämpfer in der Region Kursk. Nordkorea hat Berichten zufolge nun erneut Einheiten nach Russland entsandt. (Archivbild)
Copyright: IMAGO / Newscom / EyePress
Nordkorea hat nach einem wochenlangen Rückzug seiner Soldaten von der Front in der russischen Grenzregion Kursk nun zusätzliche Truppen nach Russland entsandt. Das erklärte ein Beamter des südkoreanischen Geheimdienstes (NIS) am Donnerstag. Es sei zu „zusätzlichen Truppenverlegungen“ in die russische Oblast Kursk gekommen, erklärte der Geheimdienst. Außerdem seien weitere Truppen innerhalb der Region „verlegt“ worden, hieß es weiter aus Seoul. Demnach könnten mehr als 1.000 weitere nordkoreanische Soldaten nach Russland entsandt werden.
Der Bericht über die Rückkehr der nordkoreanischen Truppen an die Front in Kursk folgt auf eine Klarstellung von Russlands Außenminister Sergej Lawrow. Moskaus Chefdiplomat hatte am Mittwoch erklärt, dass ein Waffenstillstand entlang der aktuellen Frontlinie in der Ukraine für Moskau nicht infrage komme.
Nordkoreaner zurück, Klarstellung von Lawrow: Moskau auf Kriegskurs
Auch die Überlegungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und US-Präsident Trump zur Entsendung europäischer Friedenstruppen in die Ukraine wies Lawrow zurück. Nun verstärkt der Kreml die Intensität der Kampfhandlungen in Kursk offenbar gleichzeitig mit den neuen Truppen aus Nordkorea – und unterstreicht damit Lawrows bedrohliche Botschaft.
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Kim Jong Un grüßt nordkoreanische Soldaten in der Kang-Kon-Militärakademie nahe Pjöngjang.
Copyright: AFP
„Die anhaltende Ablehnung eines Waffenstillstands und anderer Bedingungen durch Lawrow und andere Kreml-Funktionäre zeigt, dass der russische Präsident Wladimir Putin nach wie vor kein Interesse an sinnvollen Verhandlungen hat und davon ausgeht, dass er seine Kriegsziele mittel- bis langfristig militärisch erreichen kann“, schreibt das amerikanische Institut für Kriegsstudien in seinem aktuellen Lagebericht.
Kursk: Enorme Verluste bei Kim Jong Uns Soldaten berichtet
Nach monatelangen Kampfeinsätzen in Kursk waren die nordkoreanischen Truppen Ende Januar zunächst von der Front verschwunden. Zuvor hatte es Berichte über enorme Verluste in den Reihen der Kämpfer von Diktator Kim Jong Un gegeben. Ukrainische Soldaten schilderten mehrfach amateurhaftes Vorgehen der nordkoreanischen Einheiten.
„Russische Truppen bewegen sich normalerweise in kleinen Gruppen und bleiben in der Nähe von Wäldern, um unseren Artillerieangriffen auszuweichen“, erklärte der Kommandeur einer ukrainischen Drohneneinheit seine Beobachtungen der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian. Die Nordkoreaner hingegen „hatten keine Angst, sich durch offene Felder zu bewegen“, hieß es weiter.
„Sie sind perfekte Ziele für unsere Artillerie und Drohnen“
„Es sind so viele von ihnen, sie verstehen nicht, was passiert“, fügte die anonyme Quelle an. Es sei schwer einzuschätzen, „ob es an ihrer Unwissenheit liegt oder ob die Russen sie absichtlich in solche Zustände schicken“, so der Kommandeur. „Sie sind perfekte Ziele für unsere Artillerie und Drohnen. Die Russen verhalten sich nicht so.“
„Nach fast einem Monat der Ruhe wurden ab der ersten Februarwoche nordkoreanische Truppen erneut in den Frontgebieten um Kursk stationiert“, berichtete Südkoreas Geheimdienst nun. Der NIS unterstützt die Ukraine mit Informationen über die Truppen aus dem verfeindeten Nachbarland und hilft Kiew bei der Befragung der wenigen lebendig gefangen genommenen Soldaten.
Einer der Kriegsgefangenen hatte die enormen Verluste unter Kims Truppen in den Vernehmungen bestätigt. Auch zu Suiziden von nordkoreanischen Soldaten an der Front war es Berichten zufolge immer wieder gekommen – ein weiterer, grausamer Grund für die hohen Verluste.
Offenbar hatten die Nordkoreaner die Anweisung bekommen, auf diese Weise einer Gefangenennahme zuvorzukommen. Der US-Sender CNN berichtete Anfang des Jahres von Videos, die diese Praxis belegen würden.
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Kim Jong Un bei seinem Besuch in der Kang-Kon-Militärakadamie.
Copyright: AFP
Auch das ukrainische Zentrum für Verteidigungsstrategien bestätigt nach Angaben der „Kyiv Post“ zuletzt die Rückkehr der Nordkoreaner an die Front in Kursk. Die jüngste Truppeneinheit der nordkoreanischen Streitkräfte soll demnach aus spezialisierten motorisierten Infanterieeinheiten, Pionierkräften und Kräften zur elektronischen Nachrichtenbeschaffung bestehen und die bereits stationierten Infanterieeinheiten ergänzen.
Nordkoreaner offenbar erneut mit Frachtschiffen nach Russland gebracht
„Open Source Intelligence“-Experten, die sicherheitsrelevante Informationen aus frei verfügbaren Daten und Quellen sammeln, darunter auch Satellitenbilder, berichten unterdessen, dass die nun entsandten nordkoreanischen Spezialkräfte Anfang Februar per Frachtschiff nach Russland gebracht und dann in die Region Kursk geflogen worden seien. Das passt zu den Schilderungen eines der nordkoreanischen Kriegsgefangenen, der zuvor berichtet hatte, er sei mit einem Frachtschiff nach Russland gebracht worden.
Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hat das Jahr 2025 kürzlich zum „Jahr der Ausbildung“ erklärt und „gründliche“ Kriegsvorbereitungen angeordnet, die auf „modernen Strategien und Taktiken der Kriegsführung“ basieren sollen.
Kim Jong Un will „Erfahrungen moderner Kriegsführung“ sammeln
Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete in dieser Woche zudem über einen Besuch Kim Jong Uns in der Kang-Kon-Militärakademie nahe der Hauptstadt Pjöngjang. Kim habe dabei die Notwendigkeit betont, Lehren aus den „tatsächlichen Erfahrungen moderner Kriegsführung“ zu ziehen und verwies dabei auf die Einsätze im Krieg gegen die Ukraine.
Die Gefechte an der Front in der Ukraine und in Kursk gehen unterdessen trotz der Gespräche zwischen den USA und Russland offenbar ungebremst weiter. Die Armee von Kremlchef Putin habe alleine innerhalb der letzten 24 Stunden 1150 Soldaten verloren, teilten die ukrainischen Streitkräfte am Donnerstagmorgen mit.