Die Musiklegende und Witwe von John Lennon feiert ihren 90. Geburtstag. Ein Porträt.
Künstlerin, Aktivistin und FeministinYoko Ono feiert 90. Geburtstag
Für viele wird Yoko Ono immer nur die Witwe von John Lennon sein - und in den Augen eingefleischter Beatles-Fans schuld am Auseinanderbrechen der legendären Band. Die Ehe mit einem der berühmtesten Musiker der Geschichte überschattete lange Zeit Onos eigenes künstlerisches Schaffen. Im Laufe der Zeit gewann die in Tokio geborene Performance-Künstlerin und Friedensaktivistin aber zunehmende Anerkennung für ihr Werk.
Yoko Ono und John Lennon: Im Namen des Weltfrieden
Am Samstag wird Ono 90 Jahre alt. Ono und Lennon hatten sich 1966 bei einer Ausstellung der Künstlerin in London kennengelernt, 1969 heiratete das Paar auf Gibraltar. Im Namen des Weltfriedens verbrachten die beiden dann bei einem legendär gewordenen „Bed-In“ eine Woche lang in ihrem Bett in einem Amsterdamer Hotel und ließen sich dabei interviewen und filmen.
Das Paar siedelte schließlich nach New York über - und im Jahr nach der Hochzeit lösten sich die Beatles auf. Für das Aus der „Fab Four“ gab es viele Gründe, nicht wenige aber machten Onos Einfluss auf Lennon verantwortlich. Fans warfen ihr vor, den Sänger in ihren Bann gezogen und von der Band entfremdet zu haben. Spannungen innerhalb der Band gab es wegen Onos Anwesenheit bei Studio-Aufnahmen.
John Lennon: Abnabeln von den Beatles
Lennon sagte später, seine Begegnung mit Ono habe gewissermaßen ein Abnabeln von den Beatles eingeleitet: „Meine alte Clique war vorbei, als ich sie kennengelernt habe.“ In den Jahrzehnten nach Lennons Ermordung 1980 lieferten sich Ono und Ex-Beatle Paul McCartney - sehr zur Freude der Boulevardpresse - immer wieder öffentliche Schlagabtausche.
2005 sagte McCartney über Ono: „Ich glaube nicht, dass sie die Hellste ist.“ 2012 stellte er aber klar: „Sie hat sicherlich nicht die Band auseinandergebrochen - die Band war dabei, auseinanderzubrechen.“
Ono kam am 18. Februar 1933 in der japanischen Hauptstadt Tokio auf die Welt. Sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in den USA, bevor sie 1941 kurz vor dem japanischen Angriff auf den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor in ihre Heimat zurückkehrte. Der US-Atombombenangriff auf die japanische Stadt Hiroshima zum Ende des Zweiten Weltkriegs prägte sie stark - und trug nach ihren Worten zu ihrem späteren Engagement als Friedensaktivistin bei.
Yoko One interessierte sich schon früh für Performance-Kunst
1956 kehrte Ono dann wieder in die USA zurück und wurde Teil der avantgardistischen Künstlerszene im New Yorker Stadtteil Greenwich Village. Früh schon interessierte die zierliche Künstlerin sich für Performance-Kunst.
In ihrem Werkt „Cut Piece“ aus dem Jahr 1964 saß sie auf einer Bühne, während Zuschauer ihr mit einer Schere nach und nach die Kleidung zerschnitten, bis die Künstlerin nackt war. Ono sang auch und gründete 1969 zusammen mit Lennon die experimentelle Gruppe The Plastic Ono Band.
Ermordung von John Lennon erschüttert die Welt
Am 8. Dezember 1980 erschütterte dann Lennons Ermordung die Welt und Onos Leben. Ono wurde Zeugin, wie der psychisch kranke frühere Beatles-Fan Mark David Chapman ihren Mann aus nächster Nähe am „Dakota“-Apartmenthaus in Manhattan erschoss, wo das Paar gemeinsam wohnte. Ono, die am liebsten mit Sonnenbrille und Hut auftritt, lebt noch heute im „Dakota“.
Im gegenüberliegenden Central Park erschuf sie das Lennon gewidmete Denkmal „Strawberry Fields“, das Jahr für Jahr zahlreiche Touristen anzieht. Ihre eigene künstlerische Karriere hat sie mit Installationen in aller Welt fortgesetzt, ihre Werke werden in großen Museen wie dem New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt. Und 2017 wurde sie mehr als vier Jahrzehnte nach Veröffentlichung von Lennons legendärem Antikriegslied „Imagine“ als Mitautorin anerkannt.
Lennon hatte 1980 in einem Interview gesagt, das Konzept für den Song basiere zu großen Teilen auf Ono Kunstbuch „Grapefruit“. „Aber damals war ich ein bisschen egoistischer, ein bisschen machohafter, und ich habe ihren Beitrag gewissermaßen unterschlagen.“ Ono hat sich inzwischen ihren eigenen Platz in der Kunstgeschichte gesichert. Ihre Formel beschrieb sie just diese Woche auf Twitter: „Kunst. Du erschaffst mit Liebe. So einfach ist das.“ (dpa)