Eine neue Erhebung zeigt das Verkehrsverhalten der Kölner. Ein Ergebnis ist dabei besonders bitter.
Auto nicht mehr erste WahlSo hat sich das Verkehrsverhalten der Kölner entwickelt
Die Pandemie ist vorbei, aber sie hat Spuren hinterlassen. Jedoch nicht nur negative. Zumindest nicht aus Sicht des Mobilitätsdezernats. Denn das Verkehrsverhalten der Kölner scheint sich nachhaltig verändert zu haben. Die Nutzung des Autos ist weit mehr zurückgegangen, als erwartet. Dafür hat das Rad als Fortbewegungsmittel an Beleibtheit deutlich zugelegt – nur noch übertrumpft vom guten alten zu Fuß gehen.
So viele haben sich beteiligt
Die Mobilitätsforscher des Unternehmens PB Consult aus Nürnberg haben im Auftrag der Stadt Köln die Untersuchung durchgeführt. 57 000 Haushalte in der Domstadt wurden dafür kontaktiert. 6092 Hauhalte haben an der Befragung teilgenommen, insgesamt 11 426 Personen. Für die Statistiker ist die Umfrage damit repräsentativ – bis in die Stadtbezirke hinein.
Das Auto ist nicht mehr erste Wahl
Peilen die Kölnerinnen und Kölner ein Ziel von bis zu fünf Kilometer Entfernung an, machen sich 53 Prozent der Befragten zu Fuß auf den Weg. 25 Prozent setzten sich auf das Rad. Drei Prozent nutzen ein E-Bike. Acht Prozent die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Lediglich elf Prozent sitzen im Auto. Eine Strecke von bis zu drei Kilometer, das sind zwei Drittel aller Wege, die im Alltag – betrachtet wurden die Wochentage von Dienstag bis Donnerstag – von den Menschen in Köln zurückgelegt werden. Zwischen fünf bis zehn Kilometer nutzen dann doch wieder 34 Prozent der Kölnerinnen und Kölner das Auto. Bus und Bahn machen mit 31 Prozent Land gut. Das Rad ist ebenfalls mit 31 Prozent immer noch stark vertreten.
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Die Zukunft überholt
Wird aus allen wegen das Mittel genommen, beträgt der Anteil des Autos nur noch 25 Prozent. Das Fahrrad ist damit auf Augenhöhe mit dem Auto (ebenfalls 25 Prozent). Im Jahr 2014 erstellte die Stadt Köln das Grundsatzpapier „Köln Mobil 2025“. Darin wurde für die Jahre 2025 bis 2030 die Zukunftsvision entworfen, den Anteil des sogenannten motorisierten Individualverkehrs in der Stadt auf 33 Prozent zu senken. Diese Vision hat Köln schon jetzt hinter sich gelassen.
Die KVB enttäuscht
Also hängt der Himmel der Verkehrswende voller Geigen? Mit Blick auf die Fahrradfahrenden und die Fußgänger schon, mit Blick auf die KVB nicht. Der Verkehrs-Betrieb ist nicht aus dem Corona-Loch gekommen. Während alle Fortbewegungsmittel des sogenannten Umweltverbundes zulegen, haben die Busse und Bahnen der KVB den Anschluss verloren. Noch 2017 stiegen laut einer damaligen Erhebung 21 Prozent der Befragten ein. Nun sind es nur noch 17 Prozent. Alles nur Corona Schuld? Der Fakt, dass die KVB mindestens seit August 2022 wegen eines anhaltend hohen Krankenstandes mit einem ausgedünnten Angebot fährt, dürfte seinen Teil beigetragen haben.
Beim Auto fällt das Loslassen schwer
Und noch einen Wermutstropfen macht die Erhebung bitter: Die Kölnerinnen und Kölner nutzen immer weniger das Auto, sie lassen aber nicht von des Deutschen liebsten Kind. Die älteste Vergleichserhebung, die von dem Mobilitätsexperten zum Vergleich herangezogen wurde, stammt aus dem Jahr 2006. Und seit dem hat sich der Bestand der Autos in Köln nicht wesentlich verändert. Das Auto verschwindet also nicht, es wird nur mehr und mehr zum „Stehzeug“
Diese Schlüsse zieht die Verwaltung
Für Mobilitätsdezernent Egerer ist die Umfrage Wasser auf seinen Mühlen: „Die Verkehrswende ist kein Mythos“, sagt er. Er schließt aus dem Zahlenwerk, dass die Verkehrsmittel des Umweltverbundes in Köln noch attraktiver gemacht werden müssen, um das Loslassen vom eigenen Pkw zu erleichtern. Die Zunahme des Fußverkehrs will das Mobilitätsdezernat zum Anlass nehmen, die Fußwege attraktiver zu machen. Autos sollen runter vom Bürgersteig, überall dort, wo sie auf ihnen hälftig noch stehen dürfen. Eine Erkenntnis aus der Befragung: Homeoffice ist fest in der Arbeitswelt angekommen. Und wer zu Hause arbeitet, muss sich nicht auf den Weg machen.
Der Pferdefuß der Erhebung
Die Statistiker haben das Mobilitätsverhalten der Kölnerinnen und Kölner untersucht – so war ihr Auftrag. Die Einpendler haben sie nicht in den Blick genommen. Doch die haben erheblichen Anteil am Autoverkehr. Mobilitätsdezernent Egerer sagt, der Anteil der Pkw-Nutzer unter ihnen habe noch zugenommen. Was tun? Köln denkt darüber nach, Projekte für die Verkehrswende im Umland finanziell zu unterstützen. Doch liegt es nur am Geld? Seit über 15 Jahren kommt das Projekt „Radschnellweg Köln-Frechen“ nicht über bürokratische Hürden hinweg. „Wir führen dazu gerade wieder Gespräche mit dem Umland“, so Egerer. Die Umfrage verdeutliche den für das Projekt nötigen Nachdruck.