Köln – Sie hat schon ganz andere Bühnen bespielt. Ob „Grill den Henssler“ oder Fußball-WM-Übertragungen: Laura Wontorra gehört zu ersten Liga der Moderatorinnen. Und dennoch, im Historischen Rathaus der Stadt Köln, in der Piazzetta, vor verhältnismäßig kleinen Publikum, gesteht sie ein: „Ich bin wirklich sehr aufgeregt“. Nicht, dass sie Angst hätte zu patzen. Ihr ist ihr Job dort nur so besonders wichtig: Als Schirmherrin des Ehrenamtspreises „Köln-Engagiert“ 2022 die Preisträger (siehe Info-Kasten) zu begrüßen.
Dass sie sich für die „kleine Bühne“ nicht zu schade ist, begründet die Tochter des bekannten Sportmoderators Jörg Wontorra so: „Wir sind als Familie oft von der Sonne geküsst worden.“ Darum möchte sie etwas zurückgeben – an die, die meist „in Stille jede Sekunde ihrer Freizeit einem Projekt opfern und dadurch in Köln das Miteinander fördern“. Dass ihre Motivation selbstlos ist, ist ein Grund mehr, dafür zu danken. Bei dem kleinen Festakt in der Piazzetta bittet Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Moderatorin darum, sich ins Gästebuch der Stadt einzutragen.
Ein bitterer Witz der Geschichte
Eine Ehre, die auch den Preisträgern zuteil wird. Unter den rund 120 Bewerbern schaffte es ein Verein auf Platz eins, bei dem die Stadt Köln im positiven Sinne befangen ist, weil selbst Mitglied, und zwar beim „Blau-Gelben Kreuz“. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine habe es nur einen Tag gegeben, an dem das Lager geschlossen war.
Ein bitterer Witz der Geschichte: Wegen der Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg konnten die Vereinsmitglieder nicht ihrem Ehrenamt nachgehen. Gelagert haben sie vor allem medizinische Hilfsmittel, die sie zu sogenannten Med-Kits und Baby-Boxen packen und zu Bedürftigen und Ärzten in die Ukraine schicken. Die Übergabe des Ehrenamtspreises nutzten die Mitglieder für einen Dank an die Kölner, „die uns eine Schulter bieten“.
Die einen meiden lieber die Bühne, die anderen suchen sie regelrecht
Bei der Übergabe des Preises an Martina Böhmer wird deutlich, was viele Ehrenamtler menschlich auszeichnet: Sie sind bescheiden, treten hinter ihr Engagement zurück. OB Reker muss Böhmer mit etwas Nachdruck auf die Bühne ins Rampenlicht bitten, um sie dafür auszuzeichnen, dass sie sich Frauen über 60 Jahren annimmt, die in ihrem Leben Gewalt erfahren mussten. Sie sind oftmals Teil einer Generation, die dieses Leid stumm erduldete, es tief in der Seele vergrub. Bei Martina Böhmer finden sie nun Gehör und Hilfe.
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Die einen meiden lieber die Bühne, die anderen suchen sie regelrecht, um für „ihre Sache“ zu trommeln. Cornel Wachter gehört zweifelsfrei zu der zweiten Kategorie. Ein „Pop-Star“ unter den Kölner Ehrenamtlern. Geehrt wird er, weil er sich für Obdachlose und die Jugend von Fortuna Köln stark macht. Das scheint bei ihm zu kurz gesprungen. Umreißt er selbst doch sein Engagement so: „Für alles , wofür man mich anspricht.“
Die Preisverleihung im Historischen Rathaus war nur die Ouvertüre für einen ganzen Ehrenamtstag. Im Anschluss wurde der mit Bühnenprogramm und Info-Ständen auf dem Heumarkt begangen.