Er steht auf kraftvolle Farben und will mit seinen Arbeiten zum Nachdenken anregen.
Kölner DesignerWarum Pablo Octavio mit diesem Design-Sessel alle überrascht
„Lapis Lazuli“ ist einer der auffälligsten Hingucker in den hohen Räumen der ehemaligen Marmeladenfabrik. Der Loungesessel in strahlendem Blau wirkt wie grob aus einem Felsblock gehauen. „Aber er überrascht, wenn man sich setzt!“, verspricht Pablo Octavio beim Gang durch sein Loft in Nippes. Tatsächlich. Soft und bequem fühlt sich der aus einem Schaumstoffblock gefertigte Sessel an. Kein Zufall: Der 31-Jährige Designer spielt gerne mit den Erwartungen der Betrachter und erzählt Geschichten mit seinen Möbeln und Objekten. Dabei lässt sich der Kölner gern auch von der Natur inspirieren, wie für die korallenartigen Kerzen-Objekte „Montipora“ aus Wachs. „Ich verweise dabei auch auf die Vergänglichkeit in der Natur, das Korallensterben“, erklärt Pablo Octavio. „Ich möchte mit meinen Sachen auch zum Nachdenken anregen.“
Der Gestalter machte sich nach dem Produktdesign-Studium an der FH Aachen in Köln selbstständig und fühlt sich am Anfang seiner Karriere noch in der Findungsphase. „Ich versuche mich gerade an der Schwelle zwischen Design und Kunst auf dem Markt zu positionieren.“ Das Loft an der Xantener Straße ist Wohnung, Werkstatt und Showroom in einem. Auf Emporen hinter Glasfronten stehen ausgefallene Unikate und Objekte wie Ausstellungsstücke, andere sind im täglichen Gebrauch. Der Esstisch zum Beispiel mit einer massiven Platte scheint frisch aus einem Steinbruch geschnitten und bekennt in „galaktischem“ Violett viel Mut zur Farbe. Die „prähistorisch primitive Formensprache“ des Mobiliars a la Steinzeitfamilie Feuerstein geht eine Symbiose mit Farbenspielen von einem anderen Stern ein.
So erklärt sich auch der Name dieses Prototyps, den es in mehreren Größen und als Regal gibt: „Primitive Aliens“. Knallbuntes und organische Formen hier, klare Kante dort: Auch das minimalistische Wandregal „Blob“ aus Edelstahl gehört zu den Entwürfen des jungen Gestalters, der in der Kölner Designszene gut vernetzt ist und mit Handwerkern eng zusammenarbeitet. Funktional ist ebenfalls das modulare Regal, das der großen Plattensammlung genügend Platz bietet. „Ich experimentiere mit verschiedenen Formen und Materialien wie bei diesem Stuhl, zu dem mich die Designgruppe Memphis inspiriert hat“, erklärt der Sohn eines Designer- und Künstlerpaars mit Blick auf eine bunte Sitzgelegenheit, zusammengesetzt aus verschiedensten Formen. Nach dem eher „industriefreundlich und massentauglich“ ausgerichteten Designstudium nahm er sich lieber Zeit für solche freien Arbeiten. „Ich mag es, zu überraschen“, so Pablo Octavio. Und hebt zur Demonstration das vermeintliche Schwergewicht Lapis Lazuli mit Leichtigkeit in die Höhe.
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Der Sessel ist aus einem Schaumstoffblock gefertigt, der mit der Hand in zwei Hälften geteilt wurde. Herausgezupfte Dellen wirken nach der Oberflächenbehandlung wie gemeißelt. Dabei überlässt der Gestalter manches dem Zufall, lässt Individuelles zu. Von „Schöner Wohnen“ und modischen Trends hält der 31-Jährige nichts, von Nachhaltigkeit und Stücken mit Charakter dagegen viel. Das spiegelt sich in seinem individuellen Mix aus eigenen Entwürfen, Klassikern wie der Lavalampe, dem Glastisch aus den Siebzigern und liebgewonnenen alten Stücken wie dem Cordsofa wider.
Schnell-Info
Einem größeren Publikum stellt sich der junge Designer nächstes Jahr wieder bei den im Januar stattfindenden Ausstellungs-„Passagen“ (12. bis 18. Januar 2024) während der Möbelmesse vor. Seine Objekte und Möbel sind meist Unikate, teils auch in Kleinserien entstanden. Weitere Informationen etwa zu Verkaufspreisen und möglichen Einzelanfertigungen gibt es auf der Homepage. (mw) www.pablo-octavio.com