Die Maria Magdalena und Lazarus Kapelle auf dem Melatenfriedhof in Lindenthal dient derzeit immer mehr als Unterschlupf für Trauergäste.
Notlösung führte zu UnmutMelatenfriedhof – Trauernde suchen würdigen Ort für Beerdigungen
Maria Magdalena, die Zeugin der Auferstehung, gab der kleinen Kapelle auf dem Melatenfriedhof ihren Namen. Er ist passender denn je, denn das kleine Kirchengebäude dient immer öfter als würdiger Trauerort. Seit März vergangenen Jahres ist die neue Trauerhalle auf dem Friedhof wegen der anstehenden Sanierungsarbeiten gesperrt. Als Ersatz fungiert eine provisorische Leichtbauhalle in der Nähe. Viele empfinden das funktionale Provisorium als einer Beerdigung nicht angemessen, und suchen nach alternativen Herbergen für eine würdige Feier – und finden die Kapelle St. Maria Magdalena und Lazarus.
Georg Dietlein, Vorsitzender des Fördervereins der Kirche, berichtet von einem großen Zulauf an Trauergästen. Vor zehn Jahren hat der Verein sich gegründet und es sich zur Aufgabe gemacht, den denkmalgeschützten Bau zu unterhalten. 2018 hat der Stadtrat dem Nutzungsvertrag zwischen ihm und der Stadt Köln zugestimmt.
Seitdem füllt der St. Maria Magdalenen Verein die Kapelle mit geistig-spirituellem Leben – und bietet vor allem auch einen Ort für Trauerfeiern: „Im vergangenen Jahr fanden hier 65 solcher Feiern statt“, schildert Dietlein. „Im Februar und im März dieses Jahres bereits jeweils zwölf.“ Am Jahresende werden es also deutlich mehr sein als noch 2023.
Die Alternativadresse spricht sich herum. Zwar ist der Platz in dem kleinen Gotteshaus beschränkt, doch für die meisten Trauerfeiern reicht er aus. Neben 60 Sitzplätzen, können weitere 40 Menschen in der Kapelle stehen. Dann ist sie voll. Dafür ist die uralte kleine Kirche ein vergleichsweise gemütlicher Ort und eine würdevolle Kulisse.
Älter als der Kölner Dom: Die Kapelle St. Maria Magdalena und Lazarus
Sie wurde gebaut lange bevor der Melatenfriedhof entstand. 1243 war die Grundsteinlegung. Zwei Jahre später wurde sie geweiht. Damit ist St. Maria Magdalena und Lazarus einige Jahre älter als der Kölner Dom, auch wenn sie zwischenzeitlich zerstört und wieder aufgebaut wurde. Sie entstand im Mittelalter vor den Toren der Stadt an der „Aachener Chaussee“, die damals Köln mit Jülich, Aachen, Maastricht und der Kanalküste in Boulogne-sur-Mer verband.
Sie wurde auch als „Königsstraße“ oder „Krönungsstraße“ bezeichnet, denn die im Aachener Dom gekrönten Könige fuhren über sie nach Köln und wurden dort am Hahnentor vom Erzbischof empfangen. An der wichtigen Verkehrsachse befand sich Anfang des 13. Jahrhundert der „Hoff to Melaten“, ein Siechen für Leprakranke. Die Kranken wurden aus der Stadt ausgelagert. So sollte die Seuchengefahr reduziert werden. Die Bezeichnung „Melaten“ stammt von dem französischen Wort „malade“ für „krank“.
Geschichte des Siechenhofs von Melaten – Umnutzung des Areals ab dem 16. Jahrhundert
Zum Siechenhof von Melaten gehörten sieben „Siechhäuser“, also Krankenhäuser für die „Aussätzigen“ sowie kleine Häuser und Buden als Unterkünfte, Wohnhäuser für die Mägde und Knechte, eine Scheune, Ställe, ein Back- und ein Brauhaus, ein Waschhaus und andere Funktionsgebäude, ein Garten, ein kleiner Friedhof für die verstorbenen Patienten – und die Kapelle.
Ab dem 16. Jahrhundert gab es dort sogar ein Wirtshaus. 1767 wurde das „Leprosenhaus“ unter anderem aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen und die Hospitalskapelle verlor ihre Funktion. Als das Areal 1810 als Friedhof umgenutzt wurde, füllte sich die kleine Kirche wieder mit Leben. Sie wurde Friedhofskapelle, Anfang des 20. Jahrhunderts zudem Pfarrkirche.
In den 70er- und 80er-Jahren nutzt die griechisch-orthodoxe Gemeinde sie für Gottesdienste. 2008 sollte sie profaniert werden. Das wurde verhindert – und so steht sie heute weiterhin für ihren ursprünglichen Zweck zur Verfügung. Aber auch Konzerte und Ausstellungen finden dort statt. Dietlein freut sich, den Trauerfeiern ein angemessenes Dach über dem Kopf zur Verfügung stellen zu können. Es gibt nur eine Bedingung: „Die Feiern müssen bei uns in einem christlichen Rahmen stattfinden, also unter der Leitung, eines Priesters, Pfarrers, Diakon, Pastoralreferenten oder einer Person mit ähnlicher Funktion“, betont er.