Kölner UrgesteinHerzlichen Glückwunsch, Professor Gerhard Uhlenbruck
- Professor für Immunbiologie. Literat. Aphoristiker. Sportler. Gründungsvater des Uni-Laufs.
- Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse. Das alles - und noch viel mehr - ist Gerhard Uhlenbruck.
- Am heutigen Montag, 17. Juni, wird er 90. Wir haben ihn besucht.
Köln – Sieben Paar Sportschuhe stehen im Wohnzimmer des unscheinbaren Reihenhauses in Lindenthal. Das achte Paar (in fröhlichem Orange) trägt der freundliche Herr. Zum legeren Wollpulli über Polohemd und Cordhose passen die Sportschuhe nur bedingt. Zu Uhlenbruck indes passt der Aufzug perfekt: Er ist so vielseitig, dass er jedes Schubladendenken sprengt. „Später gehe ich noch eine Runde laufen“, sagt er energiegeladen und macht es sich am Tisch gemütlich. Mehrmals die Woche trabt er durch den Stadtwald.
Unangepasst war der gebürtige Lindenthaler schon in jungen Jahren. Unter den Nazis den Edelweißpiraten zugetan, faszinierte ihn die „Romantik des Widerstands“. Obwohl er nicht eben der Sportlichste war und als Jugendlicher eine Lungenkrankheit hatte, – sein Vater (Medizinprofessor und Chefarzt) nannte ihn ein „vegetatives Würstchen“ – unternahm der junge Uhlenbruck Fußmärsche bis nach Ehrenfeld um dort ganz und gar unakademisch zu boxen. Das kölsche Original Peter Müller, alias „de Aap“, stand mit ihm im Ring.
Feier im Odeon
Eine nachträgliche öffentliche Geburtstagsfeier für Gerhard Uhlenbruck organisieren Cornel Wachter und Margit Hähner am Samstag, 22.Juni, um 12 Uhr im Odeon-Kino.
Im Programm: Andreas Hupke liest aus Uhlenbruck-Schriften, Mark Benecke schickt eine Videobotschaft, Professor Ingo Froböse spricht, Philipp Oebel singt und „de Aap“ Peter Müller erscheint auf der Leinwand. Mit dabei: Eva Weissweiler, Harald Gröhler, Gynter Mödder, Bert Brune, und Evert Everts. Der Eintritt ist frei.
Odeon, Severinstraße 81
Man sprach breites Kölsch. „Auch weil das Zuhause verpönt war.“ Noch heute liebt Uhlenbruck den Dialekt, noch heute ist er dem Boxsport verbunden. „Ab und zu schreibe ich für die Zeitschrift ,Boxsport’.“ Aber nicht nur das. Auf dem Tisch im Wohnzimmer liegen wissenschaftliche Publikationen und Fachzeitschriften, in denen der Professor nach wie vor veröffentlicht. Vielfach für seine medizinischen Forschungen ausgezeichnet, ist seine Expertise weiterhin gefragt.
Und zwar nicht nur auf dem Papier. Zusammen mit dem Landessportbund engagiert sich Uhlenbruck beim Projekt Sport und Krebs. „Zweimal in der Woche habe ich da eine Gruppe“, sagt er. Er ist Gast-Dozent an der Deutschen Sporthochschule und an der Trainierakademie in Köln. Prävention durch Sport und Lauftherapie liegen ihm am Herzen.
Seine Überzeugung: „Bewegung kann viel bewegen!“ Bewegung, vor allem Laufen, ist für den Miterfinder von Köln-Marathon und Uni-Lauf quasi ein Allheilmittel. „Laufen und Gehirnfunktionen hängen zusammen. Wenn du läufst, hast du ein Ziel. Das bewirkt vieles. Sport sorgt dafür, dass man ein Ziel gesund erreicht.“
Während er selbst unterwegs ist, kommen ihm oft Einfälle für Aphorismen. „Ich habe immer einen Stift dabei.“ Zu seinen Sinnsprüchen voller Lebensweisheit und sprachlicher Spitzfindigkeit gehören Sprüche wie: „Glück ist die Ausnahme von der Regel, also in der Regel eine Ausnahme. Je klarer der Verstand, umso trüber die Ansichten über Aussichten. Wer aus sich herausgeht, kann das nicht mehr rückgängig machen.“ Mehr als 50 Bücher mit Aphorismen hat Uhlenbruck veröffentlicht. Hinzu kommen unzählige medizinische Veröffentlichungen. „Ich habe so viele Bücher geschrieben, wie ich alt bin“, glaubt Uhlenbruck.
In seinen Forschungen über die Immunbiologie hat er Grundlegendes herausgefunden. Zum Teil hält er es für übertragbar auf das Prinzip des Lebens. „Nicht nur in der Immunbiologie sondern eigentlich immer geht es darum, ob etwas passt oder nicht – sei es der Beruf, der Partner, was auch immer.“ Und wie merkt man, dass etwas passend ist? „Das merken Sie daran, dass Sie sich darüber freuen“, ist Gerhard Uhlenbruck überzeugt – und freut sich ganz offensichtlich seines Lebens.