Das Gericht in Köln musste im Jahr 2018 wegen einer weißen Substanz geräumt werden. Zwei Wachtmeister waren damals betroffen. Nun verklagt das Land den Mann.
Nach großem Polizei-EinsatzLand NRW verklagt „Pulverteufel“ – neuer Prozess startet
Es wird wieder ein Prozess der besonderen Art: Am Donnerstag muss erneut der sogenannte „Pulverteufel“ vor Gericht. Das Land Nordrhein-Westfalen verklagt den Mann auf Zahlung von Behandlungskosten und Dienstausfall von betroffenen Wachtmeistern. Dies bestätigte eine Sprecherin des Amtsgerichts. Es gehe um mehrere tausend Euro. Dem Prozess ging ein größerer Polizei- und Feuerwehreinsatz zuvor. Auch musste das Gerichtsgebäude an der Luxemburger Straße teilweise geräumt werden. Der Vorfall geschah im Jahr 2018.
Was war geschehen?
An einem Dienstagnachmittag Ende April bemerkten Wachtmeister einen Mann mit einem verdächtigen Koffer im Flur des Gerichts. Bei der Überprüfung im leeren Saal 22 stellten die Beamten dann fest, dass es sich beim Inhalt um weißes Pulver handelt. Bei der Kontrolle kam es zu einer kleinen Verpuffung, die eine noch unklare Substanz freisetzte. Ein Polizist vor Ort sprach zunächst von einer Art Sprengvorrichtung, die in Zusammenhang mit dem Pulver eine Zündung verursachte. Das bestätigte sich aber im Verlauf des Tages nicht. Die Wachtmeister schlugen Alarm und lösten damit einen Großeinsatz aus. Der Betrieb wurde in weiten Teilen des Amts- und Landgerichts eingestellt.
Die Feuerwehr eilte mit etwa 60 Kräften zum Einsatzort. Die Feuerwehr baute ein Dekontaminierungs-Zelt am Gericht auf. Drei Wachtmeister und eine weitere Person wurden bei der leichten Verpuffung kontaminiert, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Sie erlitten aber keine gravierenden Verletzungen. „Sie leiden unter Atemproblemen“, hieß es von der Polizei. Einsatzkräfte steckten die Betroffenen in Schutzanzüge und wuschen sie, später kamen sie in eine Klinik. Das Land will sich nun beispielsweise das Geld für die ärztliche Versorgung von zwei Wachtmeistern erstatten lassen. Spezialkräfte untersuchten das weiße Pulver, unter anderem auf biologische Erreger, Toxine, chemische und radioaktive Eigenschaften. Später wurde klar: Es handelte sich um einen „unbedenklichen pulverförmigen Feststoff“.
Schon Waffe ins Gericht geschmuggelt
Den Verdächtigen mit dem Pulver brachten die Einsatzkräfte ebenfalls in einem Schutzanzug durch die Reinigungsschleuse nach draußen. Die Beamten nahmen ihn fest und brachten ihn auf die Wache. Nach Polizeiangaben war der Mann 47 Jahre alt und den Behörden mehrfach bekannt. Beispielsweise hatte der Beschuldigte auch schon einmal eine Waffe und Patronenhülsen ins Gericht schmuggeln wollen, das konnte aber verhindert werden. Die Wachtmeister kennen den Mann auch wegen anderer kleinerer Vorfälle „Der Mann hat bei uns eine umfangreiche Akte“, so die Polizei.