Am Dienstag wurde das Urteil gefällt. Anders als von der Staatsanwaltschaft gefordert, wurde keine besondere Schwere der Schuld festgestellt.
Keine besondere Schwere der SchuldLebenslange Haftstrafe für Angeklagten im Kölner „Lynchmob“-Prozess
Im Prozess um den sogenannten „Lynchmob“ von Höhenberg hat das Landgericht am Dienstag einen 32-Jährigen zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Anders als von der Staatsanwaltschaft gefordert, stellte die 11. Große Strafkammer nicht die besondere Schwere der Schuld fest. Somit könnte die Strafe nach 15 Jahren Haft zur Bewährung ausgesetzt werden.
Die Tat, so die Vorsitzende Sabine Kretzschmar, lasse einen „Betrachter relativ fassungslos“ zurück. Im März 2022 hatten rund 30 Männer auf einer Kreuzung in Höhenberg einem Mann aufgelauert, ihn in seinem Fahrzeug eingekesselt und anschließend auf ihn eingeprügelt und eingetreten. Dabei waren auch mindestens ein Messer und ein Hammer zum Einsatz gekommen. „Die Tat hat das Gepräge einer Art öffentlicher Hinrichtung“, sagte Kretzschmar während der Urteilsbegründung.
Motiv laut Urteil: Rache aus verletzter „Familienehre“
Motiv für die Tat war laut Urteil Rache aus verletzter „Familienehre“. In der Nacht vor der Tat hatte der Bruder des 37-Jährigen — zu dem er keinen guten Draht und kaum Kontakt hatte — eine „Schimpftirade“ per Livestream Video in einem sozialen Netzwerk auf die Familie der späteren Täter losgelassen, sie schwer beleidigt und massiv bedroht. Da der Mann aus einem Café in Serbien sendete, war er nicht greifbar.
Aus diesem Grund hätten die Angreifer den in Köln lebenden Bruder des Beleidigers zum Ziel ihrer Rache auserkoren. Für das Gericht stand nach 26 Verhandlungstagen fest, dass der Angeklagte sich eines mittäterschaftlichen Mordes schuldig gemacht hatte. Er habe vor der Tat am Tatort Mittäter instruiert und über den Plan in Kenntnis gesetzt, so die Vorsitzende.
Angriff wurde von Überwachungskamera aufgezeichnet
Der Angriff auf den 37-Jährigen war von einer Überwachungskamera eines Cafés am Tatort in Höhenberg aufgezeichnet worden. Auf dem Video, das in öffentlicher Verhandlung abgespielt worden war, war zu sehen, wie rund 30 Männer auf einer Straßenkreuzung auf das spätere Opfer wartete.
Als der 37-Jährige mit dem Auto vorbeikam, umringte die Gruppe das Auto und schlug wild darauf ein. Als es dem Mann dennoch gelang, sein Fahrzeug zu verlassen, wurde er von den Tätern umringt und weiter mit Faustschlägen und Tritten traktiert worden. Dabei hatten die Täter auch ein Messer und einen Hammer eingesetzt.
17 Stichverletzungen hatte das Opfer davon getragen. Eine gute Minute dauerte die Szene, dann flohen die Täter vom Tatort. Ihr Opfer ließen sie reglos und blutend am Tatort zurück. Der Mann kam noch in ein Krankenhaus, verstarb doch aber wenige Tage später an seinen schweren Verletzungen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Verteidigung kündigte Revision an.